“Frisörtermin”

Herbst ´21

Anfang März ´22

Der wilde Garten war beim “Frisör” ! Und unser Böschungswingert auch! Und an der Wetterstation! Der Dolling kam zum Schluss dran.

“Frisör” heißt in diesem Fall Kurzhaarschnitt! Auf all diesen Flächen hat Thomas mit der Motorsense  “Heu” gemacht – wahlweise mit Faden oder dem Dreizack-Dickichtmesser. Gemäß dem Grundsatz des “kontrollierten Nichtstuns” auf (fast)  allen Ebenen bei unserer ökologischen Wirtschaftsweise, haben wir den kompletten Aufwuchs des Jahres 2021 – von verholzten Stängeln bis zum welken Gras, von stacheligen Disteln bis zu struppigen Brombeerranken, von  Natternkopfüberbleibseln bis zu sonstigen Blütenpflanzenallerlei – über Winter in den Weinbergen und halt eben auch im wilden Garten stehen lassen und somit alles, was Insekten, Blumensamen oder einfach allem was da “kreucht und fleucht” als Winterquartier dienen kann. Das sieht schon oftmals ziemlich “unordentlich” aus, aber der Zweck heiligt hier das Chaos. Ursprünglich war mal der Plan,  “möglichst spät ab 1. Juli mit der Sense für Ordnung” zu sorgen – wir haben herausgefunden, dass Januar bis März das Optimum ist.

Jetzt ist alles “auf Null” gesetzt und mit dem erfolgten Winterschnitt starten wir quasi den Artenvielfaltswettkampf 2022.

In den letzten trockenen Jahren haben wir auch mit Erstaunen festgestellt, dass diese “natürliche Verunkrautung” unserer Weinberge über die gesamte Vegetationszeit hinweg nur einen geringen Einfluss auf die Vitalität der Reben hat. In den trockenen Jahren 18,19,20 war die Bodenvegetation sogar bereits im Juni weitestgehend verwelkt. Das übriggebliebene “Stroh” schützte den Boden vor weiterer Verdunstung. Bereits gereifte Samen (manchmal nach dem Motto “jede legt noch schnell ein Ei…”) lieferten dann genug “Munition” für den Arterhalt im nachfolgenden Jahr.

Zugegeben  –  die Behandlung unserer Flächen auf diese Art ist ein Langzeitexperiment (und läuft nun schon sechs Jahre). Das bedeutet übrigens auch: keine künstliche Bewässerung, kein Mineraldüngereinsatz, Stroh als wassererhaltender, streifenweise krautunterdrückender Humuslieferant und Erosionsschutz. Da sollten sich alle Insekten, Pilze, Flechten, Algen und Bakterien zum Wohle der Trauben und Erhalt der Biodiversität wohlfühlen.

Verrottendes Stroh als Humusquelle und Tummelplatz für Mikroorganismen aller Art

 

Und das alles mit nur einem “Frisörtermin” im Jahr!         

 

Der wilde Garten – frisiert und gezähmt.
Erste Sprösslinge der Traubenhyazinthe Mitte März in der Böschung
Diese “Ordnung” findet auch das Gefallen älterer Winzer 😉
Auch an der Wetterstation – “Ring frei” für das alljährliche “Survival of the fittest”
50 cm Durchmesser und ein früher Start in die Wachstumsphase wird mit Sensenverschonung belohnt.
Ja, da muss der “Strohverteiler” noch tätig werden…
Und Mitte März sind auch die ersten Gäste schon da!
Frisch geschlüpft und farbenfroh, wie der Kleine Fuchs im Weizenstroh!

 

 

Männlein stehn im Weinberg

Ja, so ein kleines bisschen soll der Titel schon an das bekannte Kinderlied “Ein Männlein steht im Walde” erinnern. Ich war ja immer der Meinung, irgendwie sei der Fliegenpilz damit gemeint (und stelle bei langwierigen Recherchen im Internet fest, dass ganz viele diesem Irrtum unterliegen)  –  es ist aber die Hagebutte! Über die wollte ich aber nicht schreiben, sondern über Pilze – und zwar die, die derzeit bei diesem komisch-schmuddeligen “Nicht Fisch-noch Fleisch-Winter-Wetter” in unseren Strohwingerten und drumherum stehen.

Magdalena hat sie Anfang Januar mal unter die Lupe genommen, nachdem eine Weinkundin nach einer Wanderung gefragt hat, ob wir auf dem Stroh eine Pilzzucht hätten, quasi  Diverfarming und ob das alles Hallimasche sind. Soooo tief sind wir aber gar nicht im Thema, wir finden diese Hütchenträger einfach schön!

Archivbild Eierbovist aus dem Sommer

Essbar sind sie wahrscheinlich alle (mindestens einmal! 🙂 ), vom Eierbovist wissen wir, dass er als junger, noch weißer Pilz tatsächlich genießbar ist. In der jetzigen Jahreszeit dient er nur noch als “Sporenkanone”.

Sporenwolke!

 

Von der Champignonzucht ist bekannt, dass die gerne auf Stroh gezüchtet werden.  Was aber da auf unseren zu Humus verrottenden Ballen wächst, sind definitiv keine Champignons (Schade!).

 

 

 

Blasiger Becherling

….halt, das ist kein Pilz!

 

 

 

 

Schön der Reihe nach geht’s bergab!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Viel mehr als vielleicht oberflächlich betrachtet, haben die Winzer mit Pilzen zu tun:  mit “bösen” wie dem Falschen und dem Echten Mehltau, der Schwarzfäule und dem Grauschimmel (Botrytis), die die Winzer während der Vegetationsperiode ganz schön auf Trab halten, aber natürlich auch mit den “guten” Saccharomyces cervisiae, unseren Weinmachern, den Hefen!

Aber auch da, wo wir nicht hingucken können, im Erdreich (“Reich der Erde” – welch ehrfurchtsvolle und zutreffende Bezeichnung!) wimmelt es von Hyphen, Sporen und Mykorrhizzen (Pilz-Pflanze-Symbiosen). In einer Handvoll Weinbergserde sollen Millionen, – was sage ich? – Hunderttausende Pilze leben! Diesen Erde-Kosmos haben wir, möchte ich sagen, noch nicht ansatzweise verstanden.

Ob das “Pilze sprießen” eher vorteilhaft ist, oder irgendwelche negativen Auswirkungen auf´s Rebenwachstum hat, müssen wir einfach ausprobieren. Auf jeden Fall ist es schön anzusehen.

 

..und jetzt die, die sonst so im Jahr drumherum stehen.
Erdstern (Bovist)
Stielbovist
Abblätternder Stäubling (Bovist)
Braungelber Saftling

 

 

 

 

 

 

 

 

Hasen-Öhrling
Saftling      Alle Saftlinge sind wegen Seltenheit geschützt!
Kleinsporiger Knorpelporling

Na dann, guten Appetit!

Let it be – Jahreswechsel

 

 

 

 

 

 

Als echter Beatles Fan musste ich irgendwann mal einen Hit-Titel als Blog Überschrift verwenden, auch wenn sich in der “Blog-Leser-Gemeinde” ein leises Murren auftut, dass ich zu viele englische Titel wähle…  Ja, stimmt, aber gepasst haben sie doch immer?

“Let it be” habe ich ja immer mit “Lass es sein” im Sinne von “Aufgeben” übersetzt, aber das ist es ja nicht – im Gegenteil! Es müsste als “Lass es sein” im Sinne von “Lass es geschehen” aufgefasst werden. Und dann wird klar, warum ich den Titel gewählt habe:

 

Mein Blick schweift in diesen grauen Tagen über unseren Wilden Garten  –  und es ist (nach landläufiger Meinung)  “eine Katastrophe!!”. “Unordentlich” ist eine glatte Untertreibung! Wann fällt diesen Faulenzern denn mal ein, das Durcheinander aufzuräumen?! Ein Skandal!!!

Aber im Grunde praktizieren wir nur konsequent Ökologie! Seit drei Jahren “tobt” in diesem Gartenareal ein Wettbewerb um Licht, Standraum und Überlebensvorteil. Ein Freiluftlabor! Das Verblüffende – es stellt sich ganz automatisch Artenvielfalt ein, wir brauchen nichts einzusäen. Alles ist genau an dem Platz, wo es hingehört. In einer Ecke gibt´s (zur Zeit!) “nur” Gras, in der anderen blühen Pflanzen, von denen wir nicht wissen, wie sie hergekommen sind.

 

Weibliche Amsel im Vorgarten, hält Ausschau nach tierischer und pflanzlicher Nahrung

Ganz wichtig ist, die “Unordnung” über Winter stehen zu lassen. So welk alles ist – es dient einer Vielzahl von Insekten als Überwinterungsquartier. Besonders die hohlen Stängel vieler holziger Pflanzen sind im wahrsten Sinne des Wortes Insektenhotels.

 

 

 

Erst ausgangs des Winters, wenn (hoffentlich) ein paar strenge Fröste “alles auf Null” gesetzt haben, wird gemäht, nicht gemulcht. Das “Heu” dient zur Abdeckung der drei Rebzeilen und auf der geräumten Fläche explodiert die Artenvielfalt.

 

 

Ein Kreislauf von Wachsen und Vergehen.

Und der hat sich nun auch am Ende eines turbulenten Jahres geschlossen. Dankbar für alles Gute, dankbar für Erfahrungen positiver und auch manch unangenehmer Art (man kann draus lernen) und ja, trotz allem, auch optimistisch, starten wir also dann bald durch ins wunderbare Jahr 2022!! Let it be !!

Wir bedanken uns bei allen unseren Weinfreund*innen, die uns durch ihre Einkäufe  in unserer ökologischen Weinerzeugung bestärkt und bestätigt haben. Ihnen und allen Freund*innen und Bekannten der Traubenhüter wünschen wir ein gesundes, zufriedenes, fröhliches und traumhaftes Jahr 2022, in dem ein Jahrhundertwein gedeihen  soll  wird.

 

“Deebbekoore”

 

Letzten Sonntag zog ein beeindruckender St. Martinsumzug durch Hatzenport. Zu Ehren des Soldaten und späteren Bischofs im  4.  Jahrhundert, der der Legende nach seinen Mantel mit einem frierenden Bettler geteilt hat und so beispielhaft über die Jahrhunderte als Wohltäter gefeiert wird.

Bekanntestes Erinnerungssymbol ist wohl das Martinsfeuer, das am oder um den Namenstag des Heiligen am 11. November in vielen Orten abgebrannt wird. Das schönste natürlich in Hatzenport (siehe auch den Blogeintrag vom 22.11.17 “Heilija Sankt Määrdes…”). In der Landwirtschaft hat sich das Datum als Auszahlungstermin der Feldpachten etabliert. Bei dieser Gelegenheit wurde dann den Pächtern (in den etwas wohlhabenderen Haushalten) auch ein kräftiges Essen in Form einer Martinsgans serviert. Nicht überall fiel die Pacht aber üppig aus und so etablierte sich die “Gans des kleinen Mannes” – der “Deebbekoore”!

Wohl kaum ein anderes Essen an der Mosel taugt zum Titel “Nationalgericht” besser, als der “Deebbekoore”! Interessantes Detail: seine Ursprünge liegen in der koscheren, jüdischen Küche!

Und bei der korrekten Schreibweise gibt´s auch gleich die ersten “Kopfkratzer”. Dass man das Moselfränkisch wirklich nur schwer so schreiben kann, wie man´s spricht, ist allgemein bekannt. Thomas hat ja so einige eigenwillige Vorstellungen von moselfränkischen Schreibweisen, aber den “Deebbekoore” hat er nach langen Überlegungen so kreiert. Lest das Wort einfach so, wie´s da steht. Nicht mit “pp”, denn mit Deppen hat das Ganze nichts zu tun. Und auch nicht mit “ch” wie in “Sache” – der wahre Moselfranke spricht eher das einfache “r”. Probiert´s halt einfach!

In weiten Teilen des Rheinlandes, grob gesagt da, wo Moselfränkisch gesprochen wird, ist die kleine Variante des “Deebbekoore”, der Reibekuchen oder Kartoffelpuffer, als deftiges Backofengericht aus geriebenen Kartoffeln bekannt. Diese feinen, ländlichen Delikatessen tragen dann so lustige Namen wie “Kreebbelcha”, “Panneläppcha”  oder “Riewesplätzja”.  Und den Variationsmöglichkeiten des Grundteigs sind keine Grenzen gesetzt. Das Geheimnis ist – wie schaffe ich es, dass die Kartoffelmasse schön saftig bleibt! Und welche Zutaten geben meinem “Deebbekoore” den individuellen “Touch”.

Bei den Traubenhütern ist das “Deebbe” für den “Koore” ein gusseiserner Bräter. Magdalena hat´s einfach drauf! Stundenlang schmurgelt die Kartoffelmasse bei kräftiger Hitze vor sich hin und bildet allmählich eine erst goldgelbe, dann zartbraune und schlussendlich dunkelbraune, knusprige Kruste.

Ein köstlicher Kartoffelbratduft zieht durch´s Haus und der trockene Traubenhüter-Riesling fährt im Kühlschrank gemächlich auf 8°C. Oftmals ist die Einladung zum “Deebbekoore” willkommener Anlass für die ganze Familie, mal wieder in der Hatzenporter Moselstrasse 49 zusammen zu kommen.

Besonders begehrt: die knusprige (mir fällt keine Steigerungsform ein, ansonsten hätte ich sie hier verwendet) Kruste! Da wird mit Messer und Gabel im Bräter gekratzt, bis kein angebackener Fitzel mehr zu ergattern ist. Und die Definition von “satt” wird beim “Deebbekoore” in ganz neue Dimensionen geführt. Übrigens – persönliche Ansicht von Thomas:  das vielgepriesene Apfelmus oder einen leckeren Feldsalat kann man dazu essen, muss man aber nicht, wenn der “Deebbekoore” perfekt ist! Nicht verzichten kann man auf trockenen oder halbtrockenen Riesling von den Traubenhütern  –  ist sogar mit das Wichtigste! 🙂

Ob beim Thema Wein oder “Deebbekoore”  –  man kann endlos drüber philosophieren, aber am Probieren und Erleben geht einfach kein Weg vorbei. Also  –  “Deebbekoore-Zäit” ist ein dehnbarer Begriff, der durchaus auf kalte Dezember- und Januartage ausgedehnt werden kann.

Und solange sich die Kartoffel – “Deebbekoore” – Metamorphose im Backofen vollzieht, könnt ihr euch von den Schmandeleckern musikalisch auf`s Festmahl einstimmen lassen.

 

Für die, die es nachmachen wollen:

5 kg Kartoffeln, 3 Eier, 3 Zwiebeln, 250 g Dürrfleisch (durchwachsener, geräucherter Bauch), 2 Brötchen von gestern, 1/2 l Milch, Salz, Pfeffer, Muskat, Öl für den Bräter

Mehr braucht man nicht! – Stop- das Öl fehlt.
Die Brötchen in Milch einweichen

 

Geschälte und kleingeschnittene Kartoffeln reiben. Ich mach´s mit der Maschine, meine Mutter reibt heute noch alles von Hand!
Ganz beliebt ist die Schwarte, die schön knusprig in Öl gebraten wird und im Topf bleibt.
Dazu kommt das klein geschnittene Dörrfleisch. Zusammen anbraten.
Zu den geriebenen Kartoffeln die eingeweichten Brötchen, die Eier und Gewürze dazu geben, alles mit den Händen durchrühren.
Die Kartoffelmasse in den Bräter füllen. Als oberste Schicht Öl verteilen, damit die Kruste schön knusprig wird. In den vorgeheizten Backofen schieben und bei 200°C ca. 2 1/2 Stunden backen.
In der Zwischenzeit raus aus dem Haus, die Kerzen schnell anzünden und sich den Martinsumzug und das Feuer neben der Kreuzlay anschauen.

Wenn der Umzug vorbei ist, der Bürgermeister seine Ansprache gehalten, die Kinder ihren Weck von St. Martin bekommen haben, gehen wir wieder nach Hause und schauen in die Röhre.

 

Wunderbar! – Fertig!   Guten Appetit!!!!!

 

 

Eine harte Nuss

Herbstzeit ist Nusszeit und die Königin der Nüsse ist die Walnuss.

 

Besonders die frisch geknackten, von der grünlich-gelben, zarten Haut befreiten, weißen Nussfrüchte sind ein wahrhaft himmlischer Genuss! Zusammen mit einem kühlen halbtrockenen oder feinherben Riesling gibt es kaum etwas, was das kulinarische Ausnahmeereignis toppen kann.

In Vor-Internet-Zeiten, als die Sonntagnachmittage für Teenager auf dem Dorf mitunter recht langweilig waren, war “Neess klobbe” (Nüsse klopfen) eine gern praktizierte  Beschäftigung.

 

 

 

 

 

Das Knacken war dem Typ angepasst. Kräftige Kerls drückten zwei Nüsse mit den Handballen gegeneinander, zarte Mädchen suchten sich einen etwas schwereren Stein, andere warfen die Nüsse gegen Mauer oder auf die Straße und wieder andere zielten mit ihrem Absatz auf die Nuss. Natürlich –  alle Knackarten mussten gefühlvoll durchgeführt werden, damit kein Nussbrei entstand.

Die Enttäuschung stand jedem ins Gesicht geschrieben, wenn eine taube Nuss geknackt wurde, also ohne Inhalt. Das “Piddeln” und Naschen der frischen Walnüsse war willkommene Untermalung mehr oder weniger tiefsinniger Gespräche.

 

War man etwas früh mit der Ernte dran und musste erst noch die grüne Schale entfernen, gab´s als Erinnerung recht dauerhaft erst gelbliche, dann braune  “Nussfinger”.

 

Das Herz ist die Spitze des Nusskerns

Magdalena erinnert sich daran, dass ihre Aufmerksamkeit dem besonders zarten “Herz” der Nussfrucht galt. Es verbirgt sich tatsächlich tief im Innern des weißen “Nussfleischs”, ist der eigentliche, wirklich winzige Same der Nuss und scheint noch zarter als der Rest zu sein.

 

Wer hat´s erkannt? Die Fotounterlage ist eine Tischplatte – aus Walnussholz!

Ziemlich frappierend ist die Ähnlichkeit des Walnusskerns mit einem Gehirn. Da passt ganz gut, dass die Walnuss auf Grund des hohen Anteils ungesättigter Fettsäuren tatsächlich beste “Gehirnnahrung” ist.

 

Um die Weihnachtszeit werden dann getrocknete Walnüsse en vogue. Es mag Einbildung sein, aber die mit brauner Haut überzogenen,  etwas geschrumpelten Walnusskerne scheinen noch eine Spur “nussiger” zu schmecken.

Für uns Moselaner sind Walnussbäume ganz normal. Durch das wärmere Klima im geschützten Moseltal herrschen optimale Bedingungen für viele mediterrane Pflanzenarten. In vielen Orten entlang des Flusses stehen mehr oder weniger lange Nussbaumalleen. Neidlos muss ich anerkennen, dass die absolut längste am Brauneberger Moselufer steht. Aber auch Hatzenport kann eine imposante Walnuss-Reihe vorweisen. In einer konzertierten Aktion haben viele Freiwillige die Allee von der Schillingstraße bis zum Fährturm im Jahr 2007 neu gepflanzt und heute präsentiert sich die Hatzenporter Nussbaumallee “voll im Saft”.

 

Es ist wirklich erstaunlich, wie die Hoffnung auf einige frische, hartschalige Delikatessen so manchen Zeitgenossen in aller Herrgottsfrühe in die Allee treibt. Ob´s stürmt oder schneit  –  die echten Nussfans sind schon ab 5 Uhr morgens mit Taschenlampe unterwegs! Wer zuerst kommt, kann aus dem Vollen schöpfen.

Ertappt! Nuss-“Diebe” wohin man schaut!

 

Die Krähen beobachten das Spiel aus den Bäumen heraus, oder  werfen gezielt Nüsse über der Straße ab und warten dann, dass ein Auto  die Nuss überfährt. So geknackt, muss sie nur noch aufgepickt werden. 

In Richtung Löf, schon auf der “Furt”, markierte jahrzehntelang ein stattlicher Walnussbaum die Grenze zum Nachbarort. Wenn es hieß “bis an de Noossbaam” war jedem klar, dass dieser Grenzbaum gemeint war. Aufgrund von Altersschwäche und ständiger Attacken, sprich Astkürzungen seitens der Eisenbahn, wurde 2010 ein Ersatz nötig.

Da kam wie gerufen, dass in unserem großen “Bann”-Wingert ein vergessener Walnusswintervorrat eines Eichhörnchens oder eine vom Eichelhäher verlorene Nuss kräftig gekeimt hatte und ein 2 m hoher jugendlicher Walnussbaum eine neue Heimat brauchte. Thomas hat ihn auf die Löfer Furt, etwas unterhalb des alten “Noossbaams” gepflanzt. Mittlerweile ist ein ordentliches Exemplar draus geworden.

 

Fun fact zum Schluss: diese Woche hat man mir plausibel erklärt, dass auf vielen einsam gelegenen Bauernhöfen oder Schrumpftalmühlen der Standort des obligatorischen Walnussbaums direkt neben dem Plumpsklo war. Man erhoffte sich vom würzigen Geruch der grünen Walnussschalen einen “Mückenabwehreffekt”. Eine kühne These, der man mal auf den Grund (also im übertragenen Sinne!) gehen sollte. 😉

Magdalenenhochwasser

Am 22. Juli 1342 (“Magdalenentag”) erreichte das Hochwasser von Main, Donau, Rhein und Mosel eine nie gekannte Höhe. Aus heutiger meteorologischer Sicht war wohl eine sogenannte Vb-Wetterlage dafür verantwortlich, dass zwei Tage lang wolkenbruchartige Regenfälle vom Südosten Österreichs nordwestwärts bis nach Belgien zogen und auf ausgetrockneten Böden schlichtweg nicht versickern konnten. Die Fluten müssen derartig “Weltuntergangsstimmung” verbreitet haben, dass das kollektive Gedächtnis der Mitteleuropäer diesen Schockzustand über Jahrhunderte nicht vergessen hat.

Der Juli 2021 wird in vielen Gegenden Deutschlands, aber ganz besonders an der Ahr, eine vergleichbare, jahrhundertelange Erinnerung werden.

Auch an der Mosel hat es Mitte Juli ein kräftiges Hochwasser gegeben und die Traubenhüter möchten an dieser Stelle der Außergewöhnlichkeit dieses Ereignisses Tribut zollen, nicht ohne darauf hinzuweisen, dass es bei uns im Grunde nur geringe Schäden gegeben hat.

Ab ca. 8,25m Pegelstand in Trier, bekommen die Traubenhüter +/- 10 Std später Besuch von der Mosel. Bei dieser Vorhersage heißt es: “Keine Zeit mehr verlieren und den Keller räumen!”

Noch am Nachmittag des 14. Juli, als am Pegel Trier schon über 8 m prognostiziert wurden, hofften wir, vielleicht mit einem “blauen Auge” davon kommen zu können. Aber in den frühen Morgenstunden des 16. Juli stand das Wasser in unserem Keller 1,60 m hoch.

Ein surrealer Anblick: sattgrüne Nussbäume bis zur “Halskrause” unter Wasser,

der wilde Garten mit “nassen Füssen”,

Kanadagänse im Schwimmkonvoi in unserer Hofeinfahrt und das ständige Gurgeln der Flut, die außergewöhnlich schlammbeladen durch´s Tal rauschte. Nicht der Pegel Trier mit seinen beachtlichen 9,36 m Höchststand war allerdings dieses Mal ausschlaggebend  –

Hochwassermeldung vom 15.07.2021 um 11.56 Uhr

gespeist von stellenweise 200 l/m² Niederschlag über der gesamten nördlichen Eifel, schwollen Kyll, Lieser, Elz und alle kleinen Eifelbäche links der Mosel zu reißenden Flüssen an, bescherten Zeltingen einen gewaltigen Pegelstand von gut über 10 m und es war diese Welle, die uns die Mosel so ungewollt zu Besuch brachte.

 

Auch die mit Schwimmhäuten suchen das rettende Ufer!

 

 

 

 

 

 

 

Entspannung! – Bald treffen sich die Dörfler zum Schlamm-weg-kehren.
Hochwassermeldung vom 16.07.2021 um 14.21 Uhr

Sollte man dieses erste Sommerhochwasser seit mehreren Jahrhunderten gemäß der Tradition benennen, so müsste es wohl “Bernd” – Hochwasser heißen, der hat nämlich am 15. Juli Namenstag.                                                Leicht gruselig wird´s dann, wenn man den Namen des Unwetterniederschlag auslösenden Tiefdruckgebietes liest  –  ja,  BERND !

Hello again…

…ich sag einfach “Hello again”  (…um mal den guten, alten Howie Carpendale zu zitieren).   Das hätte ich jetzt selbst nicht gedacht, dass ich mir eine fast 4-monatige Blog-Pause gönnen muss. Einfach ein verrücktes Jahr und da bleibt kaum Muse zum Schreiben. Mittlerweile ist der Druck der Blog-Fangemeinde aber kaum mehr zu ertragen   😉   und ich steige wieder voll ein.

Nach drei geradezu traumhaften Jahren, was die Traubengesundheit angeht, hat uns 2021 einiges an Frustrationstoleranz zugemutet. Es hat uns in der Tat einen enormen handarbeitlichen Aufwand, besonders im Pflanzenschutz und Laubarbeit gekostet.

Tatkräftige Unterstützung hatten wir von Janina
…..und Anja. Vielen Dank euch Beiden!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und heute, in den Startlöchern zur Traubenlese 2021, sind wir gespannt, was uns die Natur noch zu schenken bereit ist. Mit der guten Motivation unserer Lesemannschaft und “altmodischer”, analoger Selektion bei der Handtraubenlese sind wir guter Hoffnung auf einen mengenmäßig kleinen, aber guten Jahrgang. “Schau´n mer mal!”

Im Rückblick auf die teilweise chaotischen Wetterkapriolen des vergangenen Sommers müssen wir Hatzenport explizit ausnehmen. Der verblüffende Statistiküberblick unserer beiden Wetterstationen eröffnet uns nämlich sowas von einem normalen Jahr! Sowohl was den derzeitigen Jahresniederschlag angeht, wie auch das Temperaturmittel – absoluter Durchschnitt.

Frei und ungeschützt die Blütennarbe der Traube. Es ist die sensibelste Phase im Winzerjahr.

Bemerkenswert lediglich, dass es in der sensiblen Nachblütephase der Reben wochenlang ständig nass war – aber, alles in allem ein ganz normaler mitteleuropäischer Sommer!

Wirklich erfreulich, wenn auch subjektiv – es war ein gutes Jahr für Schmetterlinge! Auffallend viele verschiedene Flattermänner (und -frauen), aber auch die absolute Individuenzahl sind uns dieses Jahr positiv in Erinnerung geblieben. Besonders der Segelfalter fühlte sich offenbar diesen Sommer wohl. Nach dem Flug der zweiten Generation hat Thomas an nur zwei kleinen Weichselkirschen insgesamt 15 Eier, Raupen und Puppen zählen können. Wir freuen uns!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Und hier noch ein paar Impressionen aus dem Sommer `21!

 

Mauereidechse

Skabiose Flockenblume
Blutroter Storchenschnabel

 

 

Maikäfer
Felsenthymian
Echtes Johanniskraut

On a Sunday Morning Sidewalk….

Der Titel stammt aus einem eher etwas traurigen “Sonntag morgen Song” von Kris Kristofferson, aber der Traubenhüter Spaziergang am Muttertags- Sonntag, dem bisher heißesten Tag des Jahres, war alles andere als traurig!

Diptam in voller Blüte – da hüpft das Herz des “Felsentrockenregionenliebhabers”

Tags zuvor hatte Thomas an der Wetterstation einen kleinen Plausch mit Schmetterlings”gott” Daniel Müller. Er ist tatsächlich  d e r  Experte, was Tagfalter an der unteren Mosel angeht und ist im Dienste der Naturschutzbehörden für`s Monitoring zuständig. Im übrigen kann man ihn als (Fast)Master der Biologie alles fragen, was Flora und Fauna betrifft.

Na, jedenfalls machte er ein langes Gesicht, hatte er doch nach stundenlanger Suche noch nicht den kleinsten Hinweis auf einen Orionbläuling gefunden. Dieser wunderschöne, aber vor allen Dingen seltene, an der Mosel bisher nur in Hatzenport (rund um unseren Wetterstationsweinberg) nachgewiesene Flattermann, war zum ersten Mal 2012 von der “Arbeitsgemeinschaft Rheinisch Westfälischer Lepidepterologen” bei uns entdeckt worden. Sollte der Orion schon auf einer Stufe mit dem in schwerem Existenzkampf stehenden Apollo rangieren? Der “Sunny Sunday Morning” brachte die Erlösung. Schon von weitem konnte Thomas den aufgeregten Daniel sichten, wie er in den Felsen eifrig rumfotografierte, begleitet von einer Mainzer Biologin, die seitwärts mit dickem Tele irgendetwas in einer Trockenmauer ablichtete. Auf Thomas` Frageruf “Orion oder Smaragdeidechse?” gingen beide Daumen hoch! Der Schmetterling war zu fix für den Traubenhüter, sodass wir uns einen Schnappschuss von Daniel geliehen haben. Das Smaragdeidechsenmännchen aber hielt, lässig aus der Mauerritze grinsend, fein Ruhe.

Wenn Experten fotografieren – fast überirdisch schön: der Fetthennen- oder Orionbläuling!
Ist sie nicht schön? Die “Königin” der Terrassenmosel – die Smaragdeidechse. Das Foto hat Thomas gut hingekriegt.

Drei Wochen später hatte Magdalena dann ihr “Sunday Morning Fotoshooting”. Bei endlich sommerlichen Temperaturen war alles auf Platte zu bannen, was selten, schön und selten schön in der Natur unserer Region zu finden ist. Hier unser Album:

Der blaue Lattich! An der Mosel auch als “Laije-Schlôôt” – Felsensalat” bekannt, aber eigentlich dafür viel zu schön. Bitte stehen lassen!
Weinbergs-Stilleben! Klatschmohn küsst Riesling!
Das schönste Gras Deutschlands – das Federgras! Rund um unsere Weinberge zu finden und, wie wir meinen, in Ausbreitung begriffen. Endlich auch mal eine gute Nachricht!

 

Wer bisher noch nicht wusste, was filigran bedeutet…. Zarteste Federgrannen….
Alles andere als “gewöhnlich” – die Gewöhnliche Zwergmispel, ein Überlebenskünstler in trockenen Felslandschaften!
Ja, – gibt es denn eine Steigerung von filigran? Die Ästige Graslilie.
Alleinstellungsmerkmal für Hatzenport! Das Rheinische Hügelfingerkraut. Nach der Pflanzaktion vor drei Jahren haben die meisten Exemplare überlebt und erfreuen mit üppigem Wachstum!
Laut Botanikführern überall in Deutschland extrem selten! In unseren Burg Bischofstein und Kirchberg-Weinbergen-Randflächen immer wieder zu finden – Sommerwurz!

 

Man meint, den Zitrusduft riechen zu können – Diptamblüte in Vollendung!
Ohne Worte!

 

 

 

 

 

Und dann hat Magdalena Daniel Müller noch getoppt – “Orionbläuling – Kopula” am 30. Mai 2021!
Traute Zweisamkeit!
Techtelmechtel für Schmetterlingsfreunde! Da kann man wirklich nur “Viel Erfolg” wünschen!
Und zum Schluß nochmal volle Breitseite!

 

 

 

 

 

 

 

(Schräge) Vögel

Nach wie vor steht die Natur entwicklungsmäßig dank kühler, ja, sehr kühler Temperaturen immer noch quasi in den Startlöchern. Wer die Traubenhüter-Einlassungen der letzten Jahre verfolgt hat wird wissen, dass sie das endlich mal “normale” Wetter (ja – das ist vollkommen normal!) sehr begrüßen. Der vorläufige Preis dafür – draußen ist´s mit den Frühlingsboten noch nicht so weit her. Am 14. April haben wir unsere erste Smaragdeidechse unweit der Pommerner Sonnenuhr beobachtet; am 27. April schwebte Thomas so gegen 17 Uhr der erste Segelfalter des Jahres aus unserem Wilden Garten majestätisch entgegen; Schwalben und Zippammern sind da  –  aber ein Sprießen an allen Ecken und Enden ist das jetzt nicht. Da warten wir noch immer auf den warmen Regen, gern im dreistelligen Millimeterbereich über eine Woche verteilt.

Nichtsdestotrotz hat Magdalena ein paar gefiederte Gesellen beobachten können.

“Flitterwochen” auf unserer aufsprießenden Wiese im “Wilden Garten”

Stockenten waren zu unserer Jugendzeit gefühlt  millionenfach an der Mosel zu beobachten. In den letzten 20 Jahren sind sie selten geworden. Ersetzt durch ihre absolut nervigen Cousins und Cousinen, die Nilgänse. Umso schöner, dass sich in diesem Frühjahr wieder mehrere Stockentenpärchen auf den Moselwiesen, in unserem Hof und Garten und leider auch auf der Bundesstraße rumtreiben. Zutraulich und fast kumpelhaft.

“King” Erpel zu Besuch auf unserem Terrassenpfeiler
“Madam” Stockente ist nicht weit

Schwänen sagt man ja was Majestätisches nach. Männliche Exemplare sind allerdings in der Brunftzeit gerne bereit, sich durch aggressive Verhaltensweise als Halbstarke zu zeigen. Da fliegen schonmal die Fetzen bzw. Federn.

Da war doch was – “…Schwänzchen in die Höh….”
Auf Tauchstation

Beim sonntäglichen Flanieren und Algen fressen präsentieren sie sich aber dann doch wieder von der aristokratischen Seite.

Da macht einer ganz schön auf Imponiergehabe – wenn er´s Zeug dazu hat….

Bunte Flecken sind dagegen im ganzen Jahr die Stieglitze. Wir meinen, mindestens drei Pärchen rund um den Wilden Garten beobachtet zu haben. Die brüten da irgendwo! Und machen´s somit dem Rotschwänzchen im “Häuschen-hinten-raus”, den Meisen in Opa Felix` Kasten und den Spatzen am Regenfallrohr gleich. Fehlt zur “Vogelhochzeit” nur noch ein Schwalbenpaar….

Stieglitz auf Brautschau

Zwei haben wir noch:  im Gräflich Eltz´schen Wald haben wir bei einer Aprilwanderung dieses “Goldschätzchen” entdeckt und uns passenderweise darauf festgelegt, dass es eine Goldammer ist. Immer wieder schön, wenn man diese farbenfrohen Gesellen beobachten kann.

Goldener Klecks zum Frühlingsauftakt

Am selben Tag im selben Wald  –  ein Buntspecht, wenn nicht bei der Nestanlage, so doch bei der “klopfenden Nahrungssuche”. Das hämmernde Dröhnen lässt sich durchaus als “Frühlingsmelodie” umdeuten  🙂 .

“Klopfer”

Nachtrag am 30. Mai:

Seit unsere Nachbarskatze nicht mehr ist, trauen sich wieder viele Vögel an unsere Ganzjahresfutterstelle auf der Terrasse. Einen, zumindest von der Häufigkeit her gesehen, eher seltenen Gast und damit im weitesten Sinne “schrägen” Vogel haben wir beim Sonntagsfrühstück erwischt  –  einen Grünfink!

Er ist´s!

 

Frühling lässt sein blaues Band

wieder flattern durch die Lüfte;

süße, wohlbekannte Düfte

streifen ahnungsvoll das Land.

Veilchen träumen schon,

wollen balde kommen.

Horch, von fern ein leiser Harfenton!

Frühling, ja du bist´s!

Dich hab ich vernommen!

                                                                                                     Eduard Mörike

Veilchen-Dachwurz WG

 

Auch die Traubenhüter haben jetzt ihren (Blog-)winterschlaf hinter sich gelassen und genießen seit einer guten Woche den “kalendarischen” Frühling. Noch mit Rebschnitt und Binde- und Biegearbeiten beschäftigt, können wir die “wohlbekannten Düfte” Mörikes voll bestätigen.

Bemerkenswert, dass die ersten drei Monate des Jahres im Temperaturmittel der letzten Jahre fast ein bisschen zu kühl ausgefallen sind. Das hatten wir so auch lange nicht mehr. Dabei hat der März in den letzten Zügen nochmal richtig heißen Atem rausgehauen. Hatzenport/Mosel wärmster Ort Deutschlands mit 25,4°C am 30.3.  – wie Sven Plöger in den “tagesthemen” (Schieberregler auf 33:27) verlauten ließ. Und einen Tag später stellten  wir mit 27°C einen neuen RLP Märzrekord auf!!!

Gleichzeitig tickt nach wie vor die “Zeitbombe Trockenheit”. Wir schieben noch immer Minimum 300 – 350 mm Niederschlagsdefizit vor uns her. Wir hoffen mal auf “Mai –  kühl und nass…..”

Die frische Farbe des Frühlings -Scharbockskraut

Aber es gibt natürlich auch etwas erfreulich Frühlingshaftes: in unserem frisch erblühenden wilden (Vor-)garten haben offensichtlich verschiedenste Wildbienen ihr zuhause gefunden. Die Wildbienen sind eine ungeheuer vielfältige Insektengruppe und leisten eine weitaus umfangreichere Bestäubungsleistung als die Honigbienen, weil sie oftmals für manche Blütenpflanzen spezifisch “zuständig” sind. Umso schöner, wenn sich möglichst viele von ihnen bei uns wohl fühlen. Und wo man sich, wie die gehörnte Mauerbiene, wohlfühlt  –  na, seht selbst:

Huckepack!
Wellness!
Das Männchen der Gehörnten Mauerbiene ist obenauf!  Deutlich sichtbar  die weiße Gesichtsbehaarung beim Männchen. Beim Weibchen kann man gut oben auf der Stirn die drei Punktaugen zwischen den Komplexaugen erkennen.
Pärchen der Gehörnten Mauerbiene in Prä- oder Postkopula

 

Für den ersten Nektar geht man auch schon mal in Rückenlage

 

Die Natternkopf-Wildbiene verlässt ihr Bodenquartier
Ist zwar kein Natternkopf, aber für´s Erste tut´s auch die Traubenhyazinthe
Bienenwohl im wilden Löwenzahn

Im Schneckentempo

“Schreib doch mal was über Schnecken” hat uns Irmgard vor einiger Zeit  zugerufen. Recht hat sie –

                          voilá!

 

Die Tentakel werden ausgefahren

In den verschiedensten Blog-Einträgen in der Vergangenheit, haben Schnecken immer mal wieder Erwähnung gefunden. Sei es, weil ja insbesondere die Weinbergschnecke einen direkten (Namens-)Bezug zur Tätigkeit der Traubenhüter hat oder (wie die “lieben” LWK Kollegen meinen) unser Arbeitstempo eine Assoziation zulässt  – jedenfalls, Schnecken sind faszinierende Wesen.

In voller Länge – “fettes” Weinbergschneckenexemplar

Man muss ja nicht gerade therapeutisches “Snail-Watching” betreiben (das meditative Beobachten der Schneckenaktivität über Stunden), aber ein kurzes Innehalten bei der Weinbergsarbeit, sich mal dem Schneckentempo anpassen  –  das hat was!

Einfach perfekt! Einfach schön!

Im Weinberg haben wir in erster Linie mit der bereits erwähnten Weinbergschnecke (Helix pomatia) und der Hain-Bänderschnecke (Cepaea nemoralis) zu tun. Letztere fasziniert durch ein ungeheuer breites Farbenspektrum. Von weiß über gelb, rosa, rot bis hin zu “wilden” Mischungen ist alles zu finden. Dabei oft mit schwarzen Spiralbändern unterlegt.

2 x Anhänglich!
Schnecken-Caravaning in unwegsamem Gelände
Fein abgestimmtes Odermennig-Schnecken-Rosenkäfer Arrangement!
Lebendiger Jaspis-Edelstein

Im Sommer findet man sie beim Aufheften manchmal in den allerobersten Triebspitzen. Ein Phänomen, dass bisher noch sehr selten beschrieben, geschweige denn erklärt wird. Irgendetwas muss die Bänderschnecke doch bewegen, bei Sommerhitze mitunter 2,50 m Höhendifferenz zu überwinden und in “schwindelnder” Höhe zu verharren. Die schöne Aussicht wird´s nicht sein…. Forschungsbedarf also für die Beobachtungsspezialisten Traubenhüter.

In luftigen Höhen!
War da nicht was mit Wilhelm Busch: “Wenn einer der mit Mühe kaum, geklettert ist auf einen Baum, schon meint, dass er ´ne Schnecke wär – so irrt sich der!”

 

 

 

 

 

 

Die Weinbergschnecke ist tatsächlich in all unseren Wingerten zu finden. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn unabdingbar ist das Vorhandensein von Kalk  –  Baumaterial für oft imposante Schneckenhäuser. Und dieser spezielle Werkstoff ist in den Hatzenporter Lagen dank Löss- und Vulkanascheauflagen ausreichend vorhanden. So eine Weinbergschnecke kann in freier Wildbahn durchaus 10 – 15 Jahre alt werden und dann schafft es ein Schneckenhaus auch schonmal auf 4-5 cm Durchmesser.

Cruisen durch den stacheligen Feldmannstreu

So ein Gastropode (“Bauchfüßer”) verfügt ja nun nicht über ein ausgesprochen großes Gehirn, aber der Aufbau des Schneckenhauses ist ingenieurstechnisch gesehen ein Meisterwerk. Von studierten Architekten haben wir “unter der Hand” mal erfahren, dass solche Spiralkonstruktionen in Prüfungen des öfteren zu heftigen Schweißausbrüchen geführt haben  –  die Schnecke schafft´s mit links!

Eleganz!   Formvollendung!   Kunst!    Schönheit!

Und da haben wir das Stichwort! Fasziniert vom genialen Aufbau und der zeitlosen Schönheit und Eleganz eines Weinbergschneckenhauses, hat Thomas schon vor fast zwanzig Jahren mit dem Sammeln leerer Exemplare angefangen. Unterstützt von der ganzen Familie (kleine Kinder lassen sich hervorragend mit dem “Schneckenhaus-Such-Fieber” infizieren  –  und außerdem kommen sie auch mühelos in die dichteste Schlehenhecke, wo mitunter wahre Schneckenhausfriedhöfe zu entdecken sind), haben sich mittlerweile ca. 2600 Behausungen in allen möglichen Größen angesammelt.

König Helix

Und was hat das mit links zu tun? Betrachtet man ein “handelsübliches” Weinbergschneckenhaus in Draufsicht, dann ist die Drehrichtung der Spirale in der Regel rechts! Lediglich eins unter 60 000 – 80 000 Exemplaren dreht sich auf Grund einer spontanen Mutation nach links! Diese Unikate heißen Schneckenkönig! Und die Traubenhüter sind derzeit das einzige Weingut an der Mosel, das einen solchen Aristokraten im Besitz hat! Gut verstaut im kleinen Schatzkästchen, wird dieses Ausnahmestück nebst “Story” vor allem den naturkundlich interessierten Kunden präsentiert oder bei geführten Wanderungen als besonderer Höhepunkt aus dem Rucksack gezaubert.

Unser Schneckenkönig! Natürlich links!

In unseren “Schnecken-Chroniken” haben wir dann auch noch was Anzügliches gefunden. Auch Hain-Bänderschnecken sind bekanntermaßen Zwitter. Ich stelle mir das so vor, dass da im Vorfeld Einigkeit hergestellt wurde –  wer ist heute “er” und wer ist “sie”….  🙂  Auf jeden Fall spielen die sog. Liebespfeile eine große Rolle und die haben wir ungeniert im Foto festgehalten. Wer da wen befruchtet, ist nicht eindeutig erkennbar, aber faszinierend. Unter´m Strich lässt sich jedenfalls sagen  –  in den Traubenhüter-Weinbergen herrscht noch echte Wohlfühlatmosphäre!

Let´s talk about Sex, Baby
Wildes Getümmel

Hat was von Perlen – Weinbergschneckenkinderstube

 

Der Winter ist nicht die klassische Schneckenzeit, im Gegenteil – in der kalten Jahreszeit zwängt sich die Weinbergschnecke komplett ins Haus und verschließt es mit einem Kalkdeckel. Ein winziges Löchlein bleibt für minimalste Sauerstoffzufuhr offen. Erst wenn die Temperaturen wieder “kommod” werden und ein “warmer Regen” die Natur “wachküsst”, ziehen auch die Helixe wieder ihre schleimige Spur. Jetzt also schonmal für die wochenendlichen Ausflüge die Schneckenkönigsuche mit einkalkulieren und  –  viel Glück!

Für so einen Schnappschuss muss man die Kamera blitzschnell bei der Hand haben

Da hat sich jemand chic gemacht

Schnee(fall)grenze(n)

Im warmen Moseltal sind wir milde Winter ja gewohnt, aber ein bisschen schade ist´s schon – rundum hört man von weißen Landschaften. Einen ausgedehnten Schneespaziergang bei knackigen Minusgraden haben wir hier unten aber zuletzt vor zwei (!) Jahren machen können. Wo die derzeitige Schneefallgrenze verläuft, hat Magdalena vom Maifeld aus wehmütig dokumentieren können.       

 

 

Und als hätte jemand mein “Schnee”klagen von gestern abend erhört  –  heute, am Sonntag, alles weiß, leichter Frost und “fette” 3 cm Schnee! Die Traubenhüter haben sich eingemummelt und zu einer frühmorgendlichen Runde über´s Feld in der “Faulmark” aufgemacht. Hier ein paar Bilder der weißen Pracht:

Der erste Schnee seit 2 Jahren
Feldlerchen
Caspar David Friedrich-Stimmung
Winterfrüchte
Schwierige Futtersuche
Der Schnee lässt verborgene Weinbergsmauern wieder auftauchen
Schnee bis ganz unten
Das müssten Schneegänse sein, oder?

 

 

In dieses “Winter – kein Winter – Szenario” passt dann auch noch die folgende kleine Besonderheit:

in der letzten Woche stand Thomas gedankenverloren beim meditativen Rebschnitt im Kirchberg, als zwar vertrautes, aber für Anfang Januar unpassendes “Geschrei” durch´s Tal “trötete”. Ein Pulk Kraniche, ca. 30-40 Tiere, zog in flotter Geschwindigkeit und perfekter V-Formation Richtung Nordosten! Was ist da los? Eine gute Erklärung gab´s unerwartet gestern morgen im Radio: in den Überwinterungsgebieten der Kraniche in Spanien, hatte eine außergewöhnliche Wetterkonstellation einen massiven Winter- und Schnee-Einbruch zur Folge (bis zu -36°C !!! und 80 cm Neuschnee in Madrid !). Da haben sich die Vögel dran erinnert, dass es in Deutschland doch ein paar Grad wärmer sein könnte und die Wanderschuhe geschnürt (jetzt bildlich gesprochen). Es wird vermutet, dass sich mittlerweile Jahr für Jahr zehntausende Kraniche den kräftezehrenden Zug nach Spanien sparen und in Gebieten überwintern, die früher reine Rastplätze auf der Durchreise waren.

Majestätische Flugkünstler (Archivbild)

 

Impressionen zum Jahresende

365 Tage sind schon rum! Aber einen haben wir noch… (na, wer wusste noch, dass wir ein Schaltjahr haben?). Zeit genug, innezuhalten und mal einen ganz eigenen Traubenhüter-Rückblick Revue passieren zu lassen.

Auch für uns war und ist Corona das bestimmende Thema. Nach dem ersten Lockdown,  “wagten” sich besonders viele Wanderer insbesondere auf die Traumpfade und regionalen Wanderwege. Viele ließen sich beim Spazieren durch oder an unseren Weinbergen vorbei “inspirieren” und schauten in der Moselstraße 49 auf dem Nachhauseweg vorbei. Um den Abstand zu wahren, hatte Magdalena die geniale Idee mit dem “kontaktlosen Weinkauf”. Auf dem mittleren von drei Barrique-Fässern wurde eine Wippenkonstruktion installiert, die es uns ermöglichte, die bestellten Weinkartons in offene Arme rutschen zu lassen. Auf dem umgekehrten Weg “kam rutschend Geld in die Kasse”.

Von Ostern bis fast Weihnachten haben die Traubenhüter ihre Einfahrt zum offenen Hof umfunktioniert, ein froh-gelbes Genusszelt aufgestellt und viele neue Weinfreunde nutzten die Gelegenheit, um “an der frischen Luft” herrliche Traubenhüter-Rieslinge zu probieren. Immer blieb Zeit für einen informativen Plausch und die Beantwortung vieler interessierter Fragen.

“Nebenbei” wollten natürlich auch all die Weinbergsarbeiten erledigt sein. Wir fühlen uns auf einem guten und richtigen Weg mit unserer zeit- und handarbeitsintensiven Wirtschaftsweise, lernen immer wieder dazu und haben kräftig unsere Zertifizierung zum kontrolliert ökologischen Weingut (nach mehr als dreijähriger Umstellungszeit) gefeiert.

Mit dem 2019er Jahrgang (erstmals als “Bio” und auch “vegan” gekennzeichnet) haben wir nun ein breit gefächertes Rieslingangebot zu bieten, das als Spiegelbild die ganze Fülle der Jahrgänge zeigt. Mit dem Traubenhüter-Premieren-Sekt aus dem heißen 2018 kam dann auch noch ein “Sahnehäubchen” obendrauf. Eine Goldene und drei Silberne Kammerpreismünzen haben unser Qualitätsstreben eindrucksvoll bestätigt.

Nach einer sehr entspannten Traubenlese, die uns hinsichtlich Menge und Qualität “wunschgemäß” belohnte, zogen aber auch schon wieder dunkle Coronawolken auf. Obendrein  hat sich Thomas bei der Fahrradfahrt ins Büro aber sowas von “auf den Appel” gelegt, dass es für eine Schulter-OP und eine mehrwöchige Rekonvaleszenz gereicht hat. Shit happens!

Bevor der zweite Lockdown dann zugeschlagen hat, durften wir uns dann endlich bei “Fahr mal hin” in Südwest3 im Film bewundern. Die Traubenhüter finden, dass sie eine ganz gute Figur abgegeben haben. (Vorsicht! Keine unqualifizierten Wortspiel-Kommentare!)

Die Traubenhüter wünschen allen ihren “Website – Stammgästen”, Kund*innen, Freund*innen und auch sonst allen ein gutes Hinüberkommen ins Neue Jahr 2021!!! Und immer einen guten (Traubenhüter-)Wein oder Sekt  im Glas! Wir bedanken uns ganz, ganz herzlich für das uns entgegengebrachte Vertrauen. Bei den neuen Kunden und den langjährigen, die uns durch ihren Weinkauf und die positiven Rückmeldungen in unserem Bestreben nach einem eng mit der Natur verbundenen Weinbau unterstützen und bestärken. Und wir freuen uns auf ein hoffentlich glückliches, gesundes, zufriedenes und friedvolles Jahr 2021!

Zum Ausklang noch ein paar bunt gemischte Impressionen, eingefangen von Magdalena am 2. Weihnachtsfeiertag:

Für die Jahreszeit ein bisschen “sehr” grün, aber wunderschön
Ein prall gefüllter Eierbovist – da steckt “Power” für Millionen Pilze drin!
Der Blick ins Kleinste – Hedwigmoos, Überlebenskünstler auf kahlen Felsen
Wasserperlen auf frischem Grün – dafür muss man sich schon tief bücken

Reiche Berberitzen-Ernte 2020!

Exotische Farben zaubert diese Flechte auf´s Totholz
Auch Potentilla rhenana “haut noch mal ´ne Blüte raus”
Einfach ein toller Name – “Sichelblättriges Hasenohr”
Winter? Welcher Winter? Efeu – mindestens so vital wie zu besten Sommerzeiten.
Und mittendrin noch mal ein Fossilienstein
Ist das nicht Gold am Horizont? Ein gutes Omen!

 

 

Bis auf die Knochen

“Sang und Klanglos!”

 

Zu Recht erfreuen sich die Traubenhüter während ihrer Wingertsarbeit immer wieder an der Vielfalt der belebten Natur. Aber natürlich gibt´s auch die “unbelebte” Natur oder, in diesem Fall, “früher mal belebt gewesene” Natur. Wir hoffen einfach darauf, dass dieser Vogel (dass es ein Vogelschädel ist, darauf leg´ ich mich schon mal fest) eines natürlichen Todes gestorben ist. Problem: die Traubenhüter haben keinen blassen Schimmer, welcher Piepmatz da “extreme Kopflosigkeit an den Tag legte” (für ein gutes Wortspiel fallen einfach alle Schranken…..   🙂

Rechte Seite – “Komischer Kauz!?”
Linke Seite – “Schräger Vogel!”

 

Starten wir also nochmals den Versuch  –  wer kann uns weiterhelfen? Welcher Vogel ist war das? Einfach am Ende dieses Blogs einen Kommentar eintragen.

von unten – “Äußerst bodenständig!”

 

von oben – “Aus der Vogelperspektive!”   [ˈfoːɡl̩pɛrspɛktiːvə]

Und seine Seele spannte weit ihre Flügel aus, flog durch die stillen Lande als flöge sie nach Haus!

 

 

 

Bitte unter Kommentar die Tipps abgeben! 

Trockenen Fußes……

Langsam, aber unaufhaltsam nähern wir uns dem Jahreswechsel. Ein Jahr 2020, dass uns (im übertragenen Sinne) angesichts der Ereignisse mit offenem Mund wahlweise staunen oder schaudern lässt, liegt also bald hinter uns. Aus verschiedenen Blickwinkeln haben die Traubenhüter im ein oder anderen Blog schon mal zurück geschaut. In der jetzt etwas dunkleren Jahreszeit, wo es draußen oftmals ein bisschen trüb(sinnig) aussieht, hat man schon fast wieder vergessen, dass 2020 nicht nur das dritte extrem trockene Jahr hintereinander war, sondern in seiner Dürre derzeit sogar dem Rekordjahr 2018 ebenbürtig ist! Heute, am 14.12. haben wir seit dem Jahresbeginn in Hatzenport erst 404 l/m² Niederschlag gemessen! Am gleichen Tag in 2018 waren es 395 l/m² und bis Monatsende kamen damals noch fast 20 l/m² dazu. Danach sieht´s in diesem Jahr hinten und vorne nicht aus!

Wollte man also das vergangene Jahr irgendwie mit passenden Fotos versinnbildlichen, müsste es etwas ohne Wasser sein – na, da hätten wir was:

Fast ein bisschen apokalyptisch…

Die Bilder zeigen die Mosel im Sommer, als auf Grund von Reparaturarbeiten an der Schleuse in Lehmen der Wasserstand extrem abgesenkt wurde. Vor Hatzenport bleibt dann tatsächlich nur noch die relativ schmale Fahrrinne mit Wasser gefüllt. Man bekommt eine Ahnung davon, wie weit sich vor der Kanalisierung der Mosel im Jahr 1963 das Wiesenvorgelände gezogen hat. Kühe weideten, Wäsche wurde gebleicht und im Sommer wurde in vereinzelten Tümpeln “gebadet”.

Trockenen Fußes durch das Rote Meer – oder so ähnlich

Aber abgesehen von der einfachen Erklärung für die wüstenhaften Bilder  –  die Frage schwebt doch im Raum, ob uns in Zeiten der massiven Klimaerwärmung solche Aussichten nicht auch ohne Schleusenarbeiten ins Haus stehen?

So hat man uns immer die Folgen des Klimawandels beschrieben – gruselig!

Kleines Detail am Rande:  den legendär niedrigsten Wasserstand der Mosel registrierten die Historiker im Jahr 1921! Noch nicht aufgestaut betrug der Pegelstand in Trier am 28. Juli ganze 47 cm ! Jetzt wollen wir mal hoffen, dass uns zum “hundertjährigen Jubiläum” nicht ähnliches ins Haus steht!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Was lange währt, wird endlich gesendet!

“Hinter den Kulissen” – bei den Dreharbeiten

Da hat uns Fatma Aykut und der SWR ganz schön “zappeln” lassen! Unser großer TV-Auftritt, vollmundig in unserem Blogeintrag vom 16.10.2019 unter “Moviestar, oh Moviestar” angekündigt, hatte seine Premiere gestern, am 20. November 2020. Und wir wurden das Ganze so kurzfristig gewahr, dass eine versprochene Vorankündigung per Blog nicht mehr gelang. Aber da gibt es ja dann die Segnungen des Internets, wie die SWR – Mediathek.

Fahr mal hin: Unterwegs an der Terrassenmosel | ARD Mediathek

Die Traubenhüter sind ausführlich gezeigt worden und an dem, was im Beitrag geschildert wird, hat sich in dem einen Jahr aber auch gar nichts geändert. Die im Film geäußerte Hoffnung, dass der erste, auch als solcher zertifizierte, Bio-Wein gelingen möge, hat sich erfüllt.

Drehpause – Austausch und Kaffee

Wenn man da vor dem Bildschirm sitzt, hat man natürlich einen ganz kritischen Blick auf das, was gezeigt wird. Ist das wirklich meine Stimme, die man da vernimmt? Habe ich denen wirklich gesagt, dass das Habichtskraut ein Sukkulent ist? (Ist es nicht und gesagt habe ich´s auch nicht  :)) Glauben die Menschen jetzt, dass wir nur zwei (böse) Kinder haben, die auch noch die Uni schwänzen? Dabei ist das Dritte doch immer der Fleißigsten einer! Waren die Trauben nicht zu faul? Leider kam nicht raus, dass wir in der Vorlese waren! Aber der Rest war schon gut…

 

Zertifiziert!

Vor fünf Jahren starteten die Traubenhüter mit dem Einstieg in die Selbstvermarktung ein ganz neues, aufregendes Kapitel ihrer langen Weinbautradition. Magdalena, von Kindesbeinen an in der Oberfeller “Olk” behutsam an die Arbeit mit den Reben herangeführt und Thomas, als Winzerlehrling und “Geisenheimer” mit gutem fachlichen Fundament ausgestattet, setzten ab September 2016 Schritt für Schritt ihre Visionen von der schonenden, ökologischen Weinerzeugung um. Mit der Ernte 2019 schloss sich der dreijährige “Umstellungskreis” und mit der erfolgreichen Kontrolle am 16. Juli 2020 erhielten wir das begehrte Zertifikat. Auf der einen Seite vielleicht nur ein Stück Papier, andererseits die Bestätigung des Erreichens eines Etappenziels  –  denn selbstverständlich gibt es im Grunde nie einen Endpunkt. Ökologisches Wirtschaften ist ein ständiges Abwägen von Handeln in einem Fließgleichgewichtssystem!

Die Grundsätze, nach denen wir unser weinbauliches Handeln ausrichten, müssen nicht immer wieder neu formuliert werden. Auf unserer homepage ist es mehrfach treffend beschrieben und sei zur Lektüre empfohlen. Wirklich verblüffend ist, dass sich unsere theoretischen Überlegungen zum “Zurücknehmen”, zum “Minimalinvasiven Eingreifen”, zum “kontrollierten Nichtstun” im Keller und unsere Bereitschaft zum Bestaunen der kleinen Dinge tatsächlich so in der Praxis bestätigt haben. Sicherlich waren die Witterungsbedingungen im Großen und Ganzen überaus günstig, aber besonders was die Trockenheit und ihre Auswirkungen angeht, hätten uns mehrere Fachbücher vor fünf Jahren die Katastrophe vorhergesagt. Wir kennen die Zukunft nicht und “ticken auch nicht aus”, aber allein die Tatsache, dass diese,- ja durchaus extreme Wirtschaftsweise in mehreren Jahren hintereinander funktioniert hat, freut uns, verblüfft uns, bestärkt uns.

 

Der Weg in eine nachhaltige Weinzukunft  –  kontrolliert ökologischer Steillagenweinbau mit viel Herzblut und handfestem, körperlichen Einsatz. “Back to the roots” (darf auch wörtlich genommen werden 😉 ).

Riesling.Sekt.Klassisch.

“Zum Wein gereift, zum Sekt geadelt!” So wurde vor einigen Jahrzehnten etwas blumig geworben. Zu unserer Sektpremiere kam mir der Spruch aber wieder in den Sinn  –  und er hat was!

In unserer schnelllebigen Zeit ist die Außergewöhnlichkeit des Supersonnenjahres 2018 schon fast wieder verblasst. Mit unserem 2018er Hatzenporter Kirchberg Riesling Sekt aus klassischer Flaschengärung lassen wir es wieder erstrahlen! Lange haben wir mit unserem Studienfreund, Trauzeugen und Sektexperten Klaus von der Sektkellerei Großwinternheim hin und her probiert und uns dann für null Dosage entschieden. Brut nature heißt die Geschmacksrichtung und bedeutet nichts anderes, als dass sich der Kirchberg pur, ohne Süsseabstimmung, als prickelnder, schäumender, quasi fein geschliffener Rohdiamant präsentiert. “Klassisch”, wie es in einem berühmten nordfranzösischen Gebiet vor einigen hundert Jahren erfunden wurde, haben wir den Grundwein mit Hilfe von ein bisserl Zucker und Hefe zur zweiten Gärung animiert. Nach 12 monatiger Hefelagerung, in der der Wein die erstaunliche Metamorphose zum Sekt abgeschlossen hat und degorgiert wurde, erfreuen wir uns an einer wahren Riesling-Perle (mal wieder ein gelungenes Wortspiel!).

 

 

 

 

 

 

Das Glück der einfachen Dinge

Da hatte ich in der vergangenen Woche doch einen “Flash-Back”! Im Internet gibt es für diesen Ausdruck zwei Interpretationen:

a) durch Konditionierung bedingter Rauschzustand, wie nach der Einnahme von Drogen, ohne dass eine Einnahme von Drogen erfolgt.

b) beim Film:  einzelnes Bild einer Rückblende (das meine ich!)

Alles da – Vorfreude
Magdalena hat in ihrem “Kulturteil” des wilden Gartens in diesem Jahr ganz schön ernten können: Erdbeeren, Bohnen, Zuckererbsen, Himbeeren, verschiedene Küchenkräuter, aber auch (Königsdisziplin!) Kartoffeln. Richtig gut aber war die Ernte bei den Tomaten. Das sonnige, trockene Jahr ohne Pilzdruck hat den Pflanzen gut getan.
Und so saß ich abends in ruhiger Minute am Küchentisch und zelebrierte die hohe Kunst der Tomatenbrotzubereitung: flächendeckender Belag auf dem Bio-Brot und dick aufgetragene, fein gehackte Zwiebeln. Mit Salz und Pfeffer abgerundet und dann Stück für Stück genießerisch einverleibt. Dazu ein Glas kühlen, trockenen 17er Riesling von Traubenhüters Bischofstein  –  einfach nur das einfache Glück!

 

Ein “Gedicht”

 

Und mit geschlossenen Augen in Gedanken in die Augusttage meiner Kindheit zurückversetzt  –  das ist das einfache (Land-) Leben, eingefangen in Tomatenbrot und Wein!

Guten Appetit!

 

Zielgerade 2020! Traubenlese vollendet!

 

 

Zufrieden mit der Ernte!

Fleißigen homepage-Besuchern  wird es aufgefallen sein  –  regelmäßig entsteht bei den Traubenhütern im September/Oktober ein “Blogbeitragsvakuum”. Es ist eben einfach  d i e  spannendste Zeit des Jahres: wird die Traubenlese zur Krönung des Winzerjahres? Haben sich Schweiß und Anstrengung gelohnt? Sind alle Lesekräfte an Bord? Hält das Wetter?

Schwerer Stand auf knochentrockenem Geröll – drei Jahre Dürre!

Und dann  –  2020 das dritte dürre-trockene Jahr hintereinander. Wir haben uns ja schon im Juli gefragt, wo die Reben eigentlich noch an Wasser kommen. Das Märchen von den 12 Meter langen Wurzeln legen wir mal zu den Akten. Der Hauptwurzelbereich spielt sich zwischen 80 cm und 1,5 Meter echter Bodentiefe ab  –  und da dürfte rein rechnerisch irgendwie gar nichts mehr an Nass da sein. Aber, da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich  –  fast hat man den Eindruck, als fühlten sich die Pflanzen pudelwohl.

Senior Felix freut sich über “immer noch schön grünes Laub”. Rieslingreben sind einfach ein Faszinosum!

 

Was soll ich sagen  –  ein wunderschön entspanntes, unfallfreies Trauben lesen unter Corona-Bedingungen liegt hinter uns. Durch die Bank gesunde Trauben, Öchslegrade von Mitte 80° bis Mitte 90°, Mostsäurewerte im optimalen Bereich und in Sachen Ertrag eine Punktlandung in unserem Wunschbereich (40hl/ha).

Problemlos die Maischestandzeiten bei verhaltenen Temperaturen, problemlos das Keltern und Vorklären durch Sedimentation und problemlos das spontane Angären der eingelagerten Partien. Nun gluckert es im Pfarrhauskeller gezügelt vor sich hin und dem Traubenhüter, der zum Most/Jungweinhüter geworden ist, bleibt die Aufgabe der täglichen Kontrolle und Zurückhaltung.

Da gab es doch mal die Werbung  -“wenn einem soviel Gutes wird beschert…”- tja, das ist mal einen dicken Dank an unsere fleißigen Lesehelfer wert!

Profis!

Vesper!

Morgennebel

Die Traubenhüter haben sich sehr gefreut, wie flexibel und auch zuverlässig alle mitgezogen haben und auch denen, die aus verschiedensten Gründen dieses Jahr verhindert waren, sich aber schon für den nächsten Herbst “ins Spiel gebracht haben”, sagen wir danke für das beruhigende Gefühl, dass wir auf Unterstützung zählen können.

Ephippiger ephippiger – die Steppensattelschrecke im Nymphenstadium. Gelebte und erfolgreiche Ökologie!

Am letzten Lesetag, Sonntag, 4. Oktober, Wetterstationsweinberg, gab´s dann noch ein kleines “Insektenschmankerl” on top  –  im letzten Leseeimer kullerte uns noch eine Steppensattelschrecke im Larvenstadium entgegen.

Sie sind noch da! Und offensichtlich fühlen sie sich im Bio-Wingert wohl!

Ganz langsam bereiten wir uns nun auf die dunkle, aber auch  besinnliche Zeit des Jahres vor und zehren vom Rilke-Fazit: “Herr, der Sommer war sehr groß…!”

Für die Vögel des Himmels

Wespenfraß

Nur Kurzkopfwespen gehen an süße Lebensmittel (die Deutsche – und die Gemeine Wespe)

Für leidgeprüfte Winzer mit in der Regel im September reifenden Sorten, weckt die Überschrift nicht gerade positive Erinnerungen. An warmen Altweiber-Sommertagen sind die gelb-schwarz gestreiften Plagegeister dann ganz erpicht auf süsse Trauben und man konstantiert konsterniert eben Wespenfraß!

Zu dieser Allgemeindefinition können die Traubenhüter jetzt noch zwei weitere Interpretationen beisteuern.

In unserer Hofeinfahrt und vor dem Haus haben wir zur Dekoration einige Barrique-Fässer aufgestellt. Die Witterung, Sonne, Wind und Regen lassen das Eichenholz schnell die Farbe ändern und wir haben uns über eine leichte “Maserung” erstmal nicht gewundert. Bis dieses Phänomen dann aber zunehmend augenfälliger wurde und wir es einer näheren Betrachtung unterzogen.

Die Verursacher sind Wespen! Magdalena konnte den “Arbeitsvorgang” in aller Ruhe gezoomt fotografieren.

Offensichtlich bevorzugen die gestreiften Flugkünstler für ihren Nestbau gute Fasseiche als Baumaterial! Ganz deutlich ist zu sehen, wie das Insekt einen großen “Fatzen” vom Fassboden abschält.

Damit die aus Chitin bestehenden Mundwerkzeuge (Mandibeln) ihren Zweck erfüllen, werden sie mit Metalleinlagerungen (Zink und Mangan) auf das Doppelte verhärtet.

Wo die Wespe letztlich ihre “Festung aus Papier” errichtet hat, entzieht sich unserer Kenntnis. (Okay, okay – Wespenfraß ist es streng genommen nicht).

Auch im Wingert finden wir Wespennester

 

Wespen bauen Papiernester aus Holzfasern

 

Beim diesjährigen Waldbegang gab´s dann aber einen echten “Horror-Moment”  –  dem Technikwunder “Zoom” sei´s gedankt. Auf einem stark harzenden Baumstamm am Wegesrand weckte ein gelb-schwarz geringeltes, wie in Zeitlupe sich bewegendes Knäuel die Aufmerksamkeit von Thomas.

Erst bei näherem Hinsehen offenbarte sich das ganze Drama: eine Hornisse (die größte heimische Wespenart) kannibalisierte eine kleinere Artgenossin,  die Gemeine Wespe Vespula vulgaris.

Ein in seiner ganzen Grausamkeit auch faszinierendes Schauspiel! Natur ist kein Idyll. Und hier bekommt das Wort “Wespenfraß” dann auch einen ganz eigenen Sinn!

 

Bericht zur (Weinbergs-)Lage

Für die Traubenhüter und ihre Winzerkollegen sind die spannendsten und entscheidenden Wochen des Wein-Jahrgangs 2020 angebrochen. Gerade noch Zeit genug, ein kurzes up date zu liefern.

Auch dieses Jahr wird mit seinem Witterungsverlauf als “außergewöhnlich heiß und trocken” in die Annalen eingehen. Ja, es ist zum jetzigen Zeitpunkt sogar noch trockener als im letzten Jahr und etwa gleichauf mit dem Wüstenjahr 2018!! Knapp 300 l/m² konnten wir seit dem 1.1. messen. Ehrlich – ich weiß nicht, wo der Riesling noch sein Wasser her bekommt.

Inmitten unserer verwelkten Naturbegrünung  (das dritte Jahr, in dem wir nicht nur spät mähen, sondern gar nicht!) erscheint das Reblaub fast gesund grün, die Trauben zwar mitunter “sonnengebrannt” oder von Wespen angeknabbert, aber großteils doch vielversprechend. Es wird wieder einen Septemberstartschuss für den Riesling geben, zumindest mit einer Vorlese. In jedem anderen Jahrzehnt wären die vorausgegangenen 10 Zeilen als absolute Sensation zu bewerten gewesen, aber wir sind im Klimawandel angekommen. Spannende Frage  –  wann wird uns das derzeitige “klimatische Gewinner-Image” um die Ohren fliegen? Ich hoffe, niemals!

Weil es sich im letzten Jahr bewährt hat, haben die Traubenhüter auch in diesem Jahr ordentlich Stroh, diesmal für den Dolling bestimmt, eingebracht.

“Maschinen-Master” Justus durfte diesmal seine Muskeln spielen lassen  –  ganz passabel.

 

Im wilden Garten herrscht Vielfalt. Und nach ein bißchen Suche ist auch die Wespenspinne wiedergefunden.

Am Schmetterlingsflieder haben sich dieses Jahr sowohl in der ersten, wie in der zweiten Generation erfreulich viele Segelfalter gelabt. Und gleich heute morgen hat eine Spanische Flagge noch an den Restblüten genuckelt. Allgemein hatten wir das Gefühl, es war ein gutes Jahr für Insekten aller Art. Rot- und blauflügelige Ödlandschrecken und seit langem wieder eine Steppensattelschrecke haben uns erfreut.

Fast pünktlich zu Mariä Geburt (8. September), fliegen in diesem Jahr auch die Schwalben furt.

Am Sonntag morgen waren es tatsächlich weit über hundert, ich dachte zuerst flüchtig an einen Starenschwarm. Bis ich den Fotoapparat zur Hand hatte, ruhte sich nur noch eine kleine “Corona” (ha, Wortspiel!) auf den Leitungen aus.

In dieser “heißen” Phase der Jahreskrönung Traubenlese gibt es echt viel zu berichten. Fortsetzung folgt…….

… und noch ein schönes Bild zum Schluß

Na, was haben wir denn da?

Wenn man mit offenen Augen und schussbereitem Fotoapparat, mit Blick für´s Kleine durch die Welt läuft, ja dann begegnet man schonmal solchen Kameraden.

Klitzekleiner Verkehrsteilnehmer bittet um Beachtung

 

Diese Schmetterlingsraupe war uns bis dato völlig unbekannt. Sie gehört zu einem Falter aus der Familie der Eulen, also einem Nachtfalter. Buchen-Streckfuss oder auch Buchenrotschwanz heißt er, ist garnicht mal so selten. Als kleine Anregung, die Augen ab und zu mal im Mikrokosmos schweifen zu lassen, diese schönen Bilder.

 

Mit voller Schubkraft voraus !

Sie ist noch da!

……….Sie ist noch da!
………………………………..Sie ist noch da!

Sie gilt mit ca. 500 – 600 Brutpaaren in Deutschland, davon gut die Hälfte an der Mosel, als eine der seltensten Vogelarten im Land  –  die Zippammer! In den letzten Jahren haben wir sie (Gott sei Dank!) immer wieder beobachten können. Meist ist es das Männchen, das mit seinem schwarzen Streifen im Gesicht gut identifizierbar ist. Vor drei Wochen hat ein Weibchen Magdalena bei den Laubarbeiten zugesehen. Wir freuen uns! Dass “Zippammers” in unseren Weinbergen wohnen bestärkt uns in unserer ökologischen Grundausrichtung. Vielleicht ist ja in der anstehenden “Laub-Gipfeln-Saison” noch ein Nestfund drin? Wir werden sehen…..

Wenn Grillen “grillen” – und zwei seltene “schreckhafte” Gäste

 

 

In den vergangenen lauen Sommernächten konnten die Traubenhüter bei einem kühlen Glas Riesling auf der Terrasse des öfteren dem einsamen, aber lautstarken Konzert einer Grille lauschen  –  so wird es jedenfalls landläufig beschrieben und gemeint ist die Feldgrille. Aber diesmal weit gefehlt  –  denn fast alle Heuschrecken sind zur Stridulation fähig. Damit ist die Fähigkeit benannt, mit Hilfe von zwei gegeneinander beweglichen Körperteilen Laute zu erzeugen  –  und das im wahrsten Sinne des Wortes so laut, dass man bis in 70 Meter Entfernung diese Kommunikationssignale hören kann.

In unserem Fall stellte sich nach langer Auflauerung heraus, dass es sich um ein großes, grünes Heupferd handelt, dass seinen Konzertsaal im wilden Wein rund um unser Terrassengeländer eröffnet hat. Magdalena konnte mit etwas Geduld den Solisten ablichten. Deutlich sind die braunen Flügelabschnitte erkennbar, die das Heupferd durch Aneinanderreiben zum “Klingen” bringt. Es ist einfach ein Geräusch des Sommers und lässt den Zuhörer trotz der Lautstärke zur Ruhe kommen.

Stille bei geschlossenen Flügeln
Flügel offen – hier hat es gerade gezirpt

Keine Ahnung, warum Thomas, dem alten Romantiker, an dieser Stelle sein Lieblingsgedicht einfällt:

Mondnacht

Es war, als hätt’ der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt’.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis’ die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

Joseph von Eichendorff

 

Wer den Traubenhüter-Blog regelmäßig verfolgt, wird wissen, dass wir uns schon mehrmals mit den verschiedensten Schrecken beschäftigt haben. Begegnen Sie uns doch überall  –  im wilden Garten, in den Weinbergen, auf den Schotterabschnitten der Wanderwege und jetzt auch auf der Terrasse. Faszinierende Wesen und absolute Stars unserer trocken Terrassenmoselregion.

Im letzten Jahr waren wir sehr besorgt (vielleicht haben wir auch nicht intensiv genug geguckt), denn nicht eine einzige  Steppensattelschrecke       ( mit dem lustigen taxonomischen Lateinnamen Ephippiger ephippiger – vergesse ich mein Lebtag nicht mehr) konnten wir erspähen. Dann, unverhofft, vorgestern an der Wetterstation, ließ sich ein Männchen auf Magdalenas Arm nieder. Wo eins ist, da sind auch mehrere – denken wir uns einfach mal und hoffen auf weitere Exemplare im Hauptmonat August.

Blick von oben

Auf Platz eins der Roten Liste bei den Schrecken steht die Rotflügelige Ödlandschrecke. Seit wir um sie wissen, sind wir garnicht mehr überrascht, wenn sie plötzlich  mit orangerotem Flügelschlag vor uns auffliegt  –  hatten wir hier in Hatzenport doch schon Jahre, da sah man sie zu Hunderten! Dagegen hat die Blauflügelige Ödlandschrecke, obwohl sie angeblich wesentlich häufiger ist, für uns eher Seltenheitswert. Und auch ein solches Exemplar hüpfte Magdalena vor die Linse.

 

Aus der Nähe sehr beeindruckend und ein bißchen “Alien”
Im angestammten Biotop – heißer Schiefer!

Resümee:  ein wahrhaft “schreck”licher Donnerstag!

“Theo Waigel” – Gras

Die älteren Semester werden sich noch an den früheren Finanzminister Theo Waigel erinnern, der nicht nur die Einheitskostenverwaltung “an der Backe” hatte, sondern auch den Namen “Euro” für die neue Währung erfunden haben soll. Was aber ganz bestimmt jedem in Erinnerung ist, sind seine gewaltigen, schwarzen, buschigen Augenbrauen! Die hatten (und haben noch, wie ich soeben in wikipedia sehen kann!) ein wahrhaft “monströses” Ausmaß.

Na, wie wird der Traubenhüter denn jetzt den Übergang zum eigentlichen Thema packen?

Ein Schmuck für jede Trockenmauer – ein Wimper-Perlgras-Horst

Um was geht´s? Es ist kein Geheimnis, dass in unserer trockenen und warmen Terrassenmoselregion viele Spezialisten Heimat gefunden haben. In der weinbergsbegleitenden Felsenflora gibt es da ein zur Zeit wunderschön blühendes Gras, das zwar nicht so filigrane Eigenheiten wie das Federgras hat, aber trotzdem des Naturfreunds Herz erfreut  –  das Wimper-Perlgras.

Mauerpfeffer – Perlgras – Ensemble Trockenheitsspezialisten unter sich

Wie so viele Pflanzen bei uns in Hatzenport, stammt es aus dem südosteuropäischen Steppenraum und ist in Deutschland recht selten und auf absolute Wärmeinseln beschränkt. Im Terrassenmoselbereich befindet es sich schon an der nordwestlichsten Verbreitungsgrenze. Rund um die Wetterstation und die Felsen der Kreuzlay steht das Wimper-Perlgras oft in Gesellschaft von weißem Mauerpfeffer, Berberitze und Französischem Ahorn. Für diesen Blog – Eintrag ist es natürlich kontraproduktiv, dass es angeblich um Wimpern geht, wo ich doch auf Brauen hinaus will…

Auch aus der Nähe – buschig!

Bei entsprechender Visualisierung wird es dann aber eindeutig, warum Theo Waigel als Alternativ-Namensgeber keine Fehlbesetzung ist!

Nicht gerade Theo Waigel, aber “Thomas mit den Perlgras-Brauen” tut´s auch

Was schlußendlich festzuhalten ist:  das Wimper-Perlgras ist ein weiterer schmucker Vertreter der Steppenkultur in unserer Weinbergskulturlandschaft und sollte uns dementsprechend “live” in der Natur erfreuen und nicht in irgendwelchen Dekor-Vasen mit Trockengestecken!

Blaue und violette Blüten

Keine Angst  –  hier geht´s nicht um gefälschte 20 € oder 500 € Scheine! Da wir bei der Weinbergsarbeit die meiste Zeit den Fotoapparat dabei haben, fällt immer mal wieder der ein oder andere bunte Schnappschuss ab.

Atemberaubend! Distelblüte im Stolzenberg

Zur Zeit ist in und rund um die Weinberge allerhand “Blaublühiges” und Violettes zu finden.

Blütenensemble am Weinberg an der Wetterstation

Und auch unser wilder Garten steht in den “Blüh-Startlöchern”.

Geht so leidlich als blau-violett durch – die weibliche Blüte des Wiesenknopfs, auch als Pimpernell bekannt. Steht im wilden Garten.

Ganz aktuell ging letzte Woche ein aufrüttelnder Appell durch die Medien: der Moselapollo Parnassius apollo vinningensis hat in den letzten drei Jahren einen massiven Individuenverlust zu verzeichnen. Die in den 80er Jahren dank der Initiative von Franz Dötsch so erfolgreich wiederbelebten Fluggebiete zwischen Winningen und Kobern, die Apolloinsel Ausoniusstein, der Bremmer Calmont oder der Apollowanderweg zwischen Valwig und der Brauselay  –  überall geht man den Apollo mittlerweile suchen. Wie fast alle Schmetterlinge liebt auch der Apollofalter blau-violette Blüten und die werden immer mehr Mangelware. Die Raupenfutterpflanze Weißer Mauerpfeffer allein, die ja massenhaft vorhanden ist, reicht halt nicht, auch der Falter muss was “zum Beißen” haben.

König der Schmetterlinge  (aufgenommen auf der Blumslay/Winningen 2017)

Ganz sicher ist der Rückgang geeigneter Nektarpflanzen für die Bestände nicht gut, aber nur darauf lässt sich die schwierige Situation  nicht zurückführen. Für Insekten kommt es einfach “knüppeldick”: fehlende Futterpflanzen, Beeinflussung durch Mobilfunkstrahlung, klimatisch ungünstige Bedingungen (Trockenheit und Hitze)- es summiert sich eben alles und niemand macht sich Gedanken, wie die negativen Synergieeffekte auf die zarten Lebewesen wirken.

Ein violetter “Klassiker” – der purpurrote Storchenschnabel
Ein bißchen zerzaust – die Karthäusernelke

Lange Rede, kurzer Sinn  –  lamentieren hilft nicht! Deshalb haben wir  im Rahmen unsereres Projekts als “Partnerbetrieb Naturschutz”  rund um die Wetterstation heimischen Skabiosen-Flockenblumen-Samen ausgebracht, der jetzt, nach drei Jahren, in größerer Anzahl aufgelaufen ist.

Unsere “Partnerbetrieb Naturschutz” Flockenblume – gutes “Futter” für alle Schmetterlinge

Außerdem lassen wir uns demnächst als “Natternkopferhaltungszüchter” eintragen  🙂

Natternkopf – einmal von nah….
….und einmal von weiter weg – die ganze Blütenpracht!

 

Und Natternkopf zum Dritten – “garniert” mit Kleinem Fuchs

In unseren Weinbergen sind die meisten Insekten ( schon gewusst? Schmetterlinge gehören auch dazu !) jedenfalls willkommen. Es braucht viel Geduld, aber es lohnt sich, ihnen ihren Platz und ihren Lebensraum zu gewährleisten.

Distel zum Anfang – Distel zum Schluss

 

Ungewöhnlich x 5

Die Stammleser unseres Blogs wissen sicherlich zu schätzen, dass die Traubenhüter immer mal wieder ihr Augenmerk auf die ganz kleinen oder auch nicht so direkt offensichtlichen Dinge werfen. Dazu muss man bereit sein, im ganz Kleinen das wahrhaft Große zu entdecken. Wie würde man das in “Neusprech” formulieren  –  das ist grundlegender Bestandteil der Traubenhüter-DNA!

Thomas hat fünf dieser winzigen Flora – Fauna Faszinationen ausgesucht, die uns in den letzten zwei Wochen im Garten und im Weinberg aufgefallen sind:

1)   Überraschung im Flieder

Im Garten am ehemaligen Karnickelstall steht ein uralter, dunkel-violett blühender Fliederbaum mit beachtlichem Stammdurchmesser. Nach der Blüte Anfang Mai haben wir uns entschlossen, die mächtig ausladenden Äste signifikant zurück zu schneiden. Harald hat die Akku-Säge ausgepackt und den Flieder ordentlich gestutzt (keine Bange  –  zur Zeit sind die ersten zarten “Johannistriebe” schon wieder zu sehen). In halber Höhe ist ein mächtiges, morsches Loch auszumachen. Und – der Flieder hat Untermieter!

Das ist mal ein Ameisenkaliber!

Was da an Ameisenexemplaren zu Tage trat, war schon respekteinflößend! Vom Wald sind uns große rote Waldameisen durchaus ein Begriff, aber diese Ameisenriesen sind uns noch nicht untergekommen! Nach ein bißchen Recherche lege ich mich auf die Braunschwarze Rossameise fest  –  eine Art, die bis zu 2 cm lang werden kann! Ein wenig beängstigend, aber schlußendlich überwiegt die Faszination!

Die halten kaum Ruhe, deshalb eher halbscharfe Nahaufnahme

2)   Wer hat hier ein(ige) Ei(er) gelegt?

Beim Aufbinden im Stolzenberg, an der heißen Felswand der Rabenlay, hat Magdalena ein rätselhaftes Eigelege fotografiert. Mit einer Präzision ohnegleichen kleben an einem frischen Trieb 14 weiße Eier in Reih und Glied. Das kann alles sein – Spinnen, Käfer, Schmetterlinge  –  wir wissen nicht, was. Aber dass es in unserem Weinberg “passiert” ist, “adelt” unseren ökologischen Grundgedanken.

Sowas von exakt!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3)   Rätselhafte Architektur

Wer sich noch an die Windenschwärmerraupe vom letzten Jahr erinnert (Wir schwärmen für… Blog vom 18.8.19), kann nachvollziehen, dass manchmal ein näheres Betrachten von Stamm oder Pflanzstab Unerwartetes zutage fördern kann.

Tag der offenen Tür

Beim Nachpflanzen im Kirchberg entdeckte Thomas eine Wabenkonstruktion, offenbar (noch?) unbewohnt. Aber welch perfekte Architektur! Modelliert aus papierähnlichem Material, ist das selbst für einen versierten menschlichen Hobbybastler ein Ding der Unmöglichkeit.Wir tippen auf das Werk einer Wildbiene. Hoffentlich bleibt das “Hotel” nicht unbelegt!

Platzsparendes architektonisches Meisterwerk

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4)   Durchschlagender Moment

Dass die Arbeiten im Steilhang nicht ganz ungefährlich sind, ist eine Binsenweisheit. Unsere schmale “Lay”-Parzelle, direkt am Fuss der Rabenlay ist jetzt nicht ganz das, was man sich unter Extremsteilhang vorstellt, aber der heiße Hauch der schwarzen Felsen hat trotzdem einen Sicherheitsnachteil: immer wieder lösen sich mal größere, mal kleinere Felsstücke. Letzteres konnte Magdalena kürzlich dokumentieren. Als sie einem geheimnisvollen Geräusch auf den Grund ging, fand sie dieses 3 cm Stück Rabenlayfelsen, das mit seinem Leichtgewicht, aber entsprechender Geschwindigkeit ein ausgewachsenes Rebblatt durchschlagen hat. Wir überlegen, eine Helmpflicht einzuführen.

Mittenrein
Durchschlagender Erfolg

 

5)   Die Ruhe vor dem “Abendessen”

Ein erholsamer Moment ist der allabendliche Rundgang durch den wilden Garten. Jeden Tag gibt es Neues zu entdecken. Vor zwei Wochen begutachteten wir den enormen Blattlausbefall am Jasmin und da fiel er in den Blick  –  der “König des Gemetzels”.

Von ganz nah ganz gruselig

So possierlich ein ausgewachsener 7-Punkt-Marienkäfer ist, so martialisch kommt seine Larve daher. Das hat schon ein bißchen was von Monster und das Tierchen ist mit einem gesegneten Appetit ausgestattet – auf Blattläuse.

So ein idyllisches Blattlausparadies – aber ein ungebetener Gast

Auch in den Weinbergen haben wir im Frühjahr etliche Exemplare an den jungen Blättern gefunden. Dort betätigen sich die Marienkäferlarven als Vertilger von allen möglichen Winzigst-Insekten.

Ran an die Buletten!

Auf alle Fälle ist die Anwesenheit dieses Räubers ein gutes Zeichen für das Funktionieren eines natürlichen Gleichgewichts.

 

Zigarren, Blut und Geister

Die Sommerweinbergsarbeiten sind in vollem Gange und während die Traubenhüter mit zunehmendem Stirnrunzeln das wachsende Niederschlagsdefizit registrieren, Fehlstellen im Weinberg wieder neu bepflanzen und in die Laub- und Pflanzenschutzarbeiten einsteigen, ergeben sich doch auch immer wieder “Begegnungen der insektionalen Art”.

Winzige, aber edle Erscheinung

Auf dem Dolling fiel Thomas ein mittlerweile (soll man sagen – leider?) selten gewordener “Schädling” und “Handwerksmeister” ins Auge (also im übertragenen Sinne  :)). Der Rebstichler ist ein wunderschön glänzender Käfer mit charakteristischem Rüssel. Wie es dieser kleine Bursche schafft, ein Rebblatt so zu falten und zu rollen, dass ein zigarrenähnliches “Nest”

Wie hat der kleine Kerl das bloß hingekriegt?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

für seine vier bis sechs Eier daraus wird, müsste man mal mit einer Zeitrafferkamera dokumentieren. In der Berufsschule habe ich den Kameraden noch unter dem Namen Zigarrenwickler (siehe Überschrift!) büffeln müssen. Im übrigen sind die Schäden durch den Rebstichler eher marginal. Von daher sei ihm von dieser Stelle für seine Handwerkskunst einfach mal Hochachtung ausgedrückt.

Leuchtend im Gegenlicht

Die Terrassenmosel ist bekanntermaßen Heimat wirklich vieler seltener Schmetterlinge. Der Jakobskrautbär (auch Blutbär genannt) hat dabei ein unbestritten außergewöhnliches Design. Der etwas martialische Zweitname ist gut nachvollziehbar, wenn man sich die kräftig rot kontrastierenden Flecken und Streifen näher besieht. Die Raupe des Blutbären ist ebenfalls unverwechselbar. Im Blog vom 25.6.19 “Wilder Garten” haben wir ein schön gelb-schwarz gebändertes Exemplar auf Platte gebannt.

Mit der Tarnung hapert´s noch

Auch den “Dritten im Bunde” haben wir in einem früheren Blog im August 17 schon mal abgelichtet.

Zart und wahrhaft geistermäßig

 

Ein im wahrsten Sinne des Wortes filigranes Geschöpf, aufgrund seiner “fadenscheinigen” Beschaffenheit treffend als Federgeistchen bezeichnet.

Hier klappt´s mit dem Verstecken schon ganz gut – aber nicht perfekt

Noch vor zwanzig Jahren hätte ich schwören können, das Tierchen noch nie gesehen zu haben. Mittlerweile begegnet es uns in unseren “wilden” Weinbergen regelmäßig. Schön!

 

Glücksfeder

Der Eichelhäher ist im Grunde ein eher scheuer Vertreter. Er zählt zu den Sing(!)vögeln und dort zur Familie der Rabenvögel. Meist lässt er aus dem Unsichtbaren seinen krächzenden und andere Waldbewohner warnenden “Gesang” ertönen. Das hat ihm den Titel “Wächter des Waldes” eingebracht.

Eine relativ unbekannte Besonderheit ist ein Farbdetail des Eichelhähergefieders:  die Federn im Bereich von Fittich, Handdecken und großen Armdecken haben eine blau-schwarz gebänderte Außenfahne –

Ein bißchen mystisch, ein bißchen Kunstwerk

was hier in “wikipedia” so nüchtern beschrieben ist, verzaubert in natura immer wieder:

Die Hälfte aller Traubenhüter – Glücksfedern

besonders die kleinen Federn, einseitig mit einem wunderbar kräftigen Himmelblau und stark kontrastierenden schwarzen Querstreifen, leuchten wie hauchdünne Edelsteine. Man braucht schon eine gehörige Portion Glück und viele kilometerlange Waldspaziergänge, um ein Exemplar zu finden. Wahrscheinlich weil es so schwierig ist eine blaue Eichelhäherfeder zu ergattern, sollen sie im Umkehrschluss auch Glück bringen – na denn, raus in die Natur, auf die Suche nach dem Glück!

Glücksbringer solitär

Vielen Dank an Franzi für die fotografische Umsetzung!

“Mai kühl und nass” oder Alljährlich grüßt das (April-)Murmeltier

Spiegelglatte Mosel im warmen Aprilabendlicht

Seltsame Überschrift! Sie trifft aber ins Schwarze zum einen, was unseren derzeit größten Wunsch angeht – mal einen richtig nassen Mai und zum zweiten das im Rückblick mittlerweile schon traditionelle Resümée – wir hatten mal wieder einen zu warmen, sehr sonnigen und zu trockenen April!

Wir haben die Gelegenheit der Corona-Mobilitätseinschränkung genutzt und einen kleinen Bilderbogen rund um Hatzenport zusammengestellt.

“Schäfchen zur Linken tut Freude Dir winken”

Was wir auf unseren einsamen Spaziergängen in der Umgebung jetzt alles wahrnehmen macht den Eindruck, als genieße auch die Natur die Auszeit von Autostress und Hektik, Fluglärm und Wuseligkeit.

Stilleben im Gegenlicht

Man könnte, wenn man wollte, jetzt wieder ein bißchen die fehlenden Niederschläge beklagen, aber irgendwie meine ich so ein Gefühl zu haben, als ob Mutter Natur sich in diesem Jahr unterm Strich vielleicht sogar über einen Regenüberschuss freuen kann. (Loriot würde sagen: vielleicht stimmt ja mit Deinem Gefühl was nicht!).

Die blühende Felsenbirne fühlt sich wohl im milden April

Andererseits hatten wir schon sehr früh im Jahr beglückende Begegnungen mit unseren Flora-Fauna-Stars. Erste Smaragdeidechse am 27. März (!) an der Wetterstation. Sichtungen in der Kreuzlay und im Stolzenberg Anfang April und als Krönung 4 Smaragdeidechsen “im Rudel” am Karsamstag am Kreuz der Kreuzlay.

Sonne tanken
Die “graue Cousine -trotzdem prächtig – die Mauereidechse

 

Am Ostersonntag der erste Segelfalter auf dem Dolling. Am 10. April waren die Schwalben wieder da (auch wenn sie unsere Nisthilfen verschmäht haben – wir freuen uns!). An Schmetterlingen waren weiterhin schon Zitronenfalter, Aurorafalter, Tagpfauenauge, Admiral(!), Kleiner Fuchs und Mauerfuchs zu beobachten. An den uns bekannten Stellen beginnt das Federgras zu blühen. Der Diptam macht sich schon mächtig groß und auf unseren “Partnerbetrieb Naturschutz” – Flächen sind Blauer Lattich

“Laijeschlôôt”

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

und Sommerwurz in erfreulicher Anzahl zu bewundern und unsere vor zwei Jahren ausgebrachten Flockenblumensamen sind endlich aufgelaufen. Wie´s aussieht wird der Natternkopf unsere Weinberge in einigen Wochen in ein blaues Blütenmeer verwandeln und der Wiesenbocksbart hat hie und da schon jetzt seine Blüten entfaltet.

Diese Distel zeigen wir euch nochmal in voller Blüte – versprochen!

Und zum Schluss noch was zum Raten. Bei diesem Bild fiel uns der Name nicht gleich ein, aber dann hat´s “Klick” gemacht. Tipp: es hat etwas mit dem Aussehen zu tun.

Was immer es ist – es sieht schleimig und glitschig aus

Der Sieger

Beim diesjährigen “Dreck-weg-Tag” am 29. Februar rückte er mir unvermittelt wieder ins Bewusstsein  –  der Sieger über die Versiegelung, der aus Stein Geborene, der (den meisten) unbekannte Held! In der Kurve der Elberbachstrasse zum Stellwerk hin, wo die Böschung im Geist der 70er Jahre “kunstvoll” mit heimischem Bruchstein bedeckt wurde, auf das kein pflegeintensives Kräutlein jemals eine Chance habe  –  dort hat sich Urgewalt Bahn gebrochen.

In einer gewaltigen Kraftanstrengung alle Mauern gesprengt!

Nein, kein Mensch aus Fleisch und Blut ist gemeint, sondern ein (un)gewöhnlicher Kirschbaum. Geboren aus einem unscheinbaren, wahrscheinlich achtlos weggespuckten Kern, der seinen Weg in eine klitzekleine Steinritze mit mikroskopisch feinem Zugang zum Erdreich fand und keimte. Ein Wunder, dass ihn nicht irgendwann ein ordnungsliebender Straßenbaumensch ausgemerzt hat. Vielleicht gab es auch einmal den einen schicksalhaften Tag, an dem jemand vor der Wahl stand, den unverschämten Keimling zu eliminieren oder respektvoll den unbändigen Freiheitsdrang zu tolerieren.

Ich schätze das Alter des Kirschbaums auf mindestens 30 Jahre. Unter diesen schwierigsten Bedingungen hat er zäh alle Witterungsunbilden überstanden. Er gehört geschützt und beschützt.

Besonders zur Zeit der Blüte – der totale Triumph!

März – Symmetrien

Am vorletzten Sonntag nutzte Thomas den lauen Morgen, um ein Phänomen fotografisch fest zu halten, dass ihm schon öfter bei der meditativen Rebschneiderei ins Auge gefallen ist:  das vielen Pflanzen gemeinsame Starten in die Vegetation in einer symmetrischen Rosette. Von der kleinsten Ein-Zentimeter-Version bis zur imposanten Schubkarrenrad großen Platte ist rund um die Wetterstationsweinberge alles zu finden. Das Grundprinzip der Symmetrie wiederholt sich in vielfältigen Formen in der Natur. Hier also ein paar “runde Sachen”:

König der Rosetten – der Dachwurz

 

 

Platz für eine formvollendete, winzige Rosette ist in der kleinsten Ritze

 

Keine Ahnung, was da klitzeklein und zart behaart im Mauerpfeffer Fuß gefasst hat. Man beachte die Größenordnung!
Habichtskraut in den Startlöchern
Das wird mal eine majestätische Königskerze, mit feinstem Flaum bedeckt, wie mit Mehl bestäubt
Welch wunderbare Filigranität! Je näher man ranzoomt, desto fantastischer wird der Mikrokosmos!
Auch der Natternkopf startet in der Rundform
Das verspricht eine mächtige Wegdistel zu werden. Eine von mehreren “Vorposten” in den Weinbergsterrassen an der Wetterstation
Giftlattich? Wer kann helfen?
Die Traubenhüter müssen bezüglich Taxonomie passen. Auf jeden Fall eine auffällige Farbnuance
Was quetscht sich da durch den Bruchstein? Eine Nachtkerze?
Rosettenformenvielfalt

Comeback!

Sie hat nach vielen tausend Kilometern Flugstrecke ihren Heimatort wiedergefunden  –  die erste Zippammer für dieses Jahr!  Sonntag morgen, 8. März 2020 in den Felsen der Kreuzlay von Thomas “aus der Hüfte” etwas verwackelt, aber beweiskräftig, fotografisch dokumentiert. Schon zwei Wochen vorher hatten die Traubenhüter bei den Weinbergsarbeiten die ersten charakteristischen “ziiip” – Laute gehört, aber keine Urheber entdecken können.

Sie ist wieder da

Wir freuen uns immer wieder, diesen mediterranen Gast willkommen zu heißen, denn die Zippammer ist mit geschätzt nur rund 600(!) Brutpaaren in ganz Deutschland  –  die meisten davon in Rheinland-Pfalz und dort an der Mosel  –  auf der Liste der vom Aussterben bedrohten Tierarten ganz vorne zu finden.

Mikrokosmos Trockenmauer (1)

Originalgröße 5 x 5cm – Fantastische Miniaturwelten auf Bruchstein

Zur Zeit sind die Traubenhüter mit dem Rebschnitt zu Gange. Das ist ja eher eine meditative, gemächliche Tätigkeit, die viel Zeit zum Philosophieren und Nachdenken lässt. Hie und da wird mal eine verwelkte Malve gekappt oder eine schon sprießende Brombeerranke mit der Wurzel ausgemerzt. Auch den Trockenmauern kommt man mitunter näher. Dass diese architektonischen Meisterwerke florale und faunistische Besonderheiten beherbergen, dürfte allgemein bekannt sein, aber man erwartet sie wohl eher im Frühjahr oder Sommer. Da die letzten Monate alle überdurchschnittlich warm waren, sind aber schon jetzt, Anfang März, kleine Pretiosen zu entdecken.

Milz- oder Schriftfarn in frühlingshafter Vitalität

 

Zartester Feldsalat – mit ein bißchen Essig und Öl und gerösteten Sonnenblumenkernen – hmmmm

 

Gundermann schiebt sich durch die Ritzen

 

Sedum – Becherflechten – Stilleben

 

Filigrane Kressen – Schönheit

 

Ehrenpreisiger Mauerkronenteppich

 

Sprießendes Tüpfelfarn

 

Versteckt sich im Bingelkraut-Stroh-Dschungel – eine Feuerwanze
Kurz mal rangezoomt

 

 

 

 

 

 

“Hobbitse”? Auenland?

Wasser marsch!

Glasklar erzeugt der Pflanzensaft einen Lupeneffekt

Schon seit einigen Tagen, ob beim Rebschnitt oder bei den Biegearbeiten, können die Traubenhüter das “Bluten” der Reben feststellen. An den frischen Schnittstellen tritt Wasser aus und im Gegenlicht kann man die glitzernden Tropfen sehr schön sehen. Dieser Wasseraustritt wird dabei nicht aktiv von der Rebe befördert, vielmehr ist es ein Zeichen, dass sich die Weinbergsböden langsam erwärmen und “Saft” über die Wurzeln in die Leitbahnen drücken. An den Austrittsstellen haben diese Tropfen durchaus auch eine schützende Funktion, verhindern sie doch das Eindringen von Bakterien oder Pilzsporen.

Im letzten Jahrhundert hatten viele ältere Wingertsfrauen beim Binden und Biegen kleine Glasphiolen dabei, um dieses “Rebenblut” aufzufangen. Hildegard von Bingen schrieb dieser Flüssigkeit heilende Wirkung z.B. bei Schuppenflechte zu. Wissenschaftlich kann das zwar nicht bestätigt werden, aber es passt doch sehr gut ins “allgemeine Weinmysterium”.

Selbstredend, dass in den richtig steilen Südlagen, wie dem Kirchberg, dieses Phänomen am ehesten und intensivsten beobachtet werden kann. Bemerkenswert früh zeigt sich die gesamte Natur in ihrer Entwicklung. Ausnahmsweise ist die vielfach trübe und regnerische Witterung dieser Tage ein glücklicher Umstand:  denn käme zu den sehr milden Temperaturen noch strahlender Sonnenschein hinzu  –  eine wahre Vegetationsexplosion wäre die Folge. Da bis Mitte Mai Spätfrost immer noch ein Thema ist…..wir wollen den Gedanken gar nicht zu Ende spinnen.

Der mit dem kühlen Namen…

Umgeben von einer grünen Halskrause leuchten die gelben Blüten

…der Winterling! Etwas unter Druck gesetzt durch die warme Witterung, haben die Traubenhüter im unordentlichen, wilden, welken Garten angefangen, aufzuräumen. Den Schmetterlingsflieder und die Forsythien haben einen Radikalschnitt über sich ergehen lassen müssen und das “Vogelfutter”  –  die abgewelkten Blütenstände der unterschiedlichsten Pflanzen im der Terrasse vorgelagerten Gartenbeet wurden abgeräumt. Und siehe da  –  unser zuverlässig erster Stammgast des Jahres, der Winterling erstrahlt flächendeckend in Quietschgelb und Frühlingsgrün.

Goldgelber Blütenteppich

Die “Besuchszeit” ist nicht nur außerordentlich früh, wie der Name ja verrät, sondern auch immer wieder verblüffend in der breiten Ausdehnung. Sobald nämlich die Blüte rum ist, bildet die Pflanze alle oberirdischen Teile zurück und verlagert ihre ganze Energie in eine Wurzelknolle  –  die dann im nächsten Winter bei den ersten wärmenden Tagen wieder die gelbe Blütenpracht hervorzaubert.

Wenn es ungemütlich oder Nacht wird, schließen sich die Blüten

Ab jetzt geht´s im Vorgarten Schlag auf Schlag. Der nächste “Massenblüher”, die Traubenhyazinthe “spitzt” schon. Bilder folgen…

Und nochmal zur Erinnerung  –  zwar steht der meteorologische Frühlingsanfang (1. März) vor der Tür, aber nach dem Winter, der keiner war, ist die Natur doch um gut drei (!) Wochen voraus.

Lichtblick: es hat für Terrassenmoselverhältnisse ganz gut geregnet (so um die 80 l/m² wird der Februar schlußendlich wohl gebracht haben).

 

Trier 11,23 m

Gut 2 m unter dem damaligen Wasserstand

Dieser Wert ist bei den Ü-40 Moselanern eine geradezu posttraumatische Zahl! Es war der Hochwasserhöchststand der Mosel am Pegel Trier am 22.12.1993. Unvorstellbare Wassermassen aus tagelangen, sintflutartigen Regenfällen erzeugten diesen Stand, fast 9 Meter über dem normalen Mittelwert. Man kann sicherlich sagen, dass die Moselaner hochwassererprobt sind, aber “1993” übertraf alles.

 

Gelassene Stimmung

 

Keller frühzeitig geräumt

 

Schon seit Kindertagen (mit kleinen Unterbrechungen)  immer an der Moselstraße wohnend, war mir das alljährliche “Ausräumen” irgendwie Routine. Das Wasser kam und das Wasser ging. Man nutzte die Gelegenheit, den Keller von Überflüssigem zu befreien und bestellte einen Sperrmülltermin. (Man merkte erst da, was sich wieder alles angesammelt hatte). In Vor – Internetzeiten musste man sich bei steigenden Pegeln auf die stündlichen Radio-Wasserstandsmeldungen verlassen oder man rief in Trier an (!), um eine aktuelle Lageeinschätzung zu erhalten.

 

 

Wüstenpflanzen ohne Wassernot

 

In der letzten Woche hatten wir mal wieder die Mosel zu Besuch. In der Moselstraße 49 bei den Traubenhütern geht der Blick dann erstmal auf den Pegel Trier und die Niederschläge. Als “Routinier” hatte Thomas gleich im Blick, dass dieses Wasser einzig durch viel Regen in den Vogesen verursacht war. So nötig es wäre – diesmal konnte uns Niederschlag an der Terrassenmosel mal gestohlen bleiben und tat es auch. Damit fehlte der Hochwasserwelle “der Druck” und die 9,07 m Höchststand waren in Trier schnell erreicht und schnell vorbei. Alles in allem dauerte der Spuk von Dienstag bis Freitag und das Nervigste an der ganzen Sache, die Entfernung des Schlamms aus dem Keller und von der Straße war pünktlich zum Wochenende erledigt.

 

Filligrane Hochwasser – Hinterlassenschaft

 

…sieht an den meisten Stellen anders aus. Dicker fester Schlamm….

 

..den es gilt, so lange er noch feucht ist, der Mosel wieder zu zu führen.

Und jetzt – das Wetter Klirrende Kälte…..

…geht anders! Mitte vorletzter Woche waren die Traubenhüter schneiden. Bei +13° Celsius wandelten wir auf saftigem Grün, der erste Rotmilan zog seine Kreise (von ersten Kranichen auf dem Rückweg aus dem Süden wurde berichtet) und hie und da blinkte das zarte Blau der Ehrenpreisblüte auf.

Schattenspiele

Das alles ist definitiv verrückt! Ältere Landwirte erinnern sich an den Januar 1977, da sei es “mindestens genauso mild gewesen”. Tröstlich!

Dabei wäre es jetzt wirklich wichtig, dass die Natur im Ganzen einfach mal zur Ruhe kommt. Auch kräftige Niederschläge, am liebsten als Schnee, könnten wir hier am trockenen Unterlauf der Mosel gut gebrauchen. 2019 hat einen richtig durchschnittlichen Niederschlag von 570 l/m² gebracht. Bei weitem zu wenig, um das Defizit vom Vorjahr aufzufüllen, geschweige denn, Vorräte anzulegen.

Azurblau

Und dann die Temperaturen! Rheinland-Pfalz-weit war es mit 15°Celsius Höchsttemperatur am Mittwoch, 15.1. (Hochwinter!) in Hatzenport am wärmsten. Das war dann der 1.Platz in der Fernsehtabelle im Südwestfernsehen. Bei aller Freude über die Werbewirkung  –  auf solche Rekorde würde ich doch lieber verzichten. Ab kommenden Freitag geht´s dann auch schon wieder über die 12° plus x…….

Auf grünen Auen

Die große Frage, die uns die letzten 10 Jahre immer stärker beschäftigt, lautet:  was macht das mit den Reben? Der Tierwelt? Mit uns?

Unsere Antwort: wir werden weiter den eingeschlagenen Weg zur ökologischen Wirtschaftsweise fortsetzen, im Vertrauen auf eine starke Natur, eine starke, anpassungsfähige Rebsorte Riesling und einer langfristigen und nachhaltigen Wirkung unseres Schaffens.

Winterabendsonne auf St. Johannes

Wenn Steine erzählen..

Trockenmauerästhetik pur!
Welch “verück(t)ende Kraft” hat hier wohl was verschoben?

In der Regel befassen sich die Traubenhüter ja mit der belebten Natur. In der Winterzeit ist das naturgemäß nicht so doll. Die Terrassenmosel ist aber nicht nur ein absolut einzigartiger Artenvielfaltsbrennpunkt, auch geologisch gibt es einige richtig faszinierende Schön- und Besonderheiten. In der Vorbereitung auf eine vor Jahren geplante Wanderung mit dem Titel “Wenn Steine erzählen…”, ist uns Traubenhütern auch in dieser Beziehung ein helles Licht aufgegangen. Ganz besonders Magdalena kennt sich in der Erdgeschichte mittlerweile ganz gut mit den Millionen, ja sogar mit den -zig und hunderten Millionen (Jahren) aus. Dass Devon irgendetwas mit unserem Schiefer zu tun hat, haben die meisten Weinfreunde schon mal mitgekriegt, dass wir da aber locker von fast 400 Millionen Jahren reden  –  wer hat jemals probiert, sich diese Zeitspanne vorzustellen? ( Mir kommen meine 56 Lenze ja schon wie eine halbe Ewigkeit vor  –  und nur eine Million ist schon etwas mehr! ).

Quarzadern zeichnen rätselhafte Linien in den Stein
Erst flüssig – dann erstarrt?

In diesen unvorstellbar langen Zeiträumen ist die geologische Struktur unserer heutigen Heimatregion schon vielfach grundlegend neu geordnet worden. Ozeane sind schon drüber geschwappt, Gebirge hoben sich, wurden gefaltet, erodierten, wanderten mit Hilfe von, auf glühendem Magma schwimmenden Kontinentalschollen von der heutigen Nordhalbkugel in den Süden und wieder zurück  –  und zu allem Überfluss hat der Vulkanismus auch noch mitgemischt. Sehr schwierig, da den Überblick zu behalten. Ich will es an dieser Stelle auch gar nicht erst versuchen zu erklären. Wer sich einlesen will:  das Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz hat ein klasse Buch mit dem Titel “Steinland-Pfalz” (das Wortspiel könnte von mir sein..) herausgegeben. Für Geologie-Fans ein absolutes Muss!

Diese eindrucksvolle Faltung kann man oberhalb von Schloß von der Leyen in Gondorf bestaunen
Gewaltige Kräfte waren hier zugange
“Sandwich – Schichtung” des Schiefergesteins
Felsnadel am Klettersteig Rabenlay

Als wir uns also ein bißchen mehr mit Steinen allgemein in unserer Region beschäftigt haben, war es doch erstaunlich, wo sie uns überall begegnen: Trockenmauern aus Bruchsteinen, Moselkiesel, Schieferplatten, dicke Steine, kleine Steine, Schieferwacken, Steinbrüche, Felsköpfe, Steine mit Quarzeinschlüssen, rote, graue, schwarze und weiße Steine, Basalt, Brekzien, Vulkangestein…… Diese Vielfalt in der Geologie ist mit ein Grund, warum auch insbesondere unsere Pflanzenwelt sich hier so abwechslungsreich zeigt. Nicht zuletzt käme für die Winzer an dieser Stelle der Begriff “Terroir” ins Spiel (da machen wir aber mal einen Extra – Blog draus).

“Durch diese hohle Gasse” kommt man im Hatzenporter Kirchpfad
Eisenausscheidungen im Schiefer zaubern abstrakte Kunst ins Gestein (auch Hexenkessel genannt)
Der Steinpfropfen erscheint wie künstlich eingesetzt

Die Stars unter den Gesteinen sind natürlich die, in denen Fossilien zu finden sind. Millionen Jahre alte steinerne Zeugen einer vergangenen Zeit!

Ein “Wahnsinns – Fossilienstein” – so etwas haben wir bisher kein zweites Mal mehr gefunden.

 

Detail aus dem “Superstein”
Eine Brekzie(?) – seit Jahrhunderten in der Trockenmauer verbaut
Seelilienabdrücke im frischen Schlamm – das haben 400 Millionen Jahre draus gemacht
Ein seltener Abdruck mitten in einer Trockenmauer verbaut

 

“Imagine” – Stell Dir vor (Weihnachten)

Wir wünschen all unseren Kunden, Freunden und Bekannten ein friedliches, besinnliches Weihnachtsfest und ein in jeder Hinsicht fantastisches Neues Jahr 2020!

Als Weihnachtsstern haben wir uns in diesem Jahr ein 400 Millionen Jahre altes Exemplar ausgesucht – den “Fussabdruck” einer Seelilienfossilie.

Ein Sternen-Gruß aus dem Devon (von vor 400.000 000 Jahren)

John Lennon zählt ganz sicher nicht zu den bekannten Weihnachtsliedkomponisten. Sein Lied “Imagine” (“Stell Dir vor..”) spiegelt trotzdem viel von dem, was Weihnachten ausmacht  –  und wie es jeden Tag funktionieren könnte:      (die deutsche Übersetzung steht unten drunter)

Imagine there’s no heaven
It’s easy if you try
No hell below us
Above us only sky
Imagine all the people
Living for today

Imagine there’s no countries
It isn’t hard to do
Nothing to kill or die for
And no religion, too
Imagine all the people
Living life in peace
You may say that I’m a dreamer
But I’m not the only one
I hope someday you’ll join us
And the world will be as one
Imagine no possessions
I wonder if you can
No need for greed or hunger

A brotherhood of man
Imagine all the people
Sharing all the world
You may say that I’m a dreamer
But I’m not the only one
I hope someday you’ll join us
And the world will live as one
“Imagine” dt. Übersetzung
Stell dir vor, es gibt kein Himmelreich,
Es ist ganz einfach, wenn du es versuchst.
Keine Hölle unter uns,
über uns nur der Himmel.

Stell dir vor, alle Menschen
leben nur für das “Heute”.

Stell dir vor, es gäbe keine Länder,
es ist nicht so schwer, das zu tun.
Nichts, wofür es sich zu töten oder sterben lohnt,
und auch keine Religion.

Stell dir vor, alle Menschen
leben ihr Leben in Frieden.

Du wirst vielleicht sagen, ich sei ein Träumer,
aber, ich bin nicht der Einzige.
Ich hoffe, eines Tages wirst auch du einer von uns sein,
und die ganze Welt wird wie eins sein.

Stell dir vor, es gäbe keinen Besitz mehr.
Ich frage mich, ob du das kannst.
Keinen Grund für Gier oder Hunger,
Eine Menschheit in Brüderlichkeit.

Stell dir vor, alle Menschen
teilen sich die Welt.

Du wirst vielleicht sagen, ich sei ein Träumer,
aber, ich bin nicht der Einzige.
Ich hoffe, eines Tages wirst auch du einer von uns sein,
und die ganze Welt wird wie eins sein.

Frederick oder “Summer moved on…”

Am Ende eines langen Sommers

Tja, um mit der norwegischen Band “a-ha”  zu sprechen  –  der Sommer ist vorbei! Das lässt sich jetzt, drei Tage nach dem meteorologischen Winteranfang, mit Sicherheit sagen! Könnte man doch die spätsommerlich-herbstlichen Erinnerungen irgendwie festhalten…

“Schein – Riesen”

Vom Kinderbuchautor Leo Leonni gibt es dafür mit seinem Bilderbuch “Frederick” quasi eine “Blaupause”. Es handelt von einer Mäusefamilie, die im Spätsommer fleißig Getreidekörner, Nüsse und Früchte für den Winter sammelt. Einzig Frederick beteiligt sich nicht an der Sammelei. Als ihn seine Familie zum Arbeiten auffordert, sagt er “Ich arbeite doch  –  ich sammele Sonnenstrahlen, Farben und Wörter!” Und tatsächlich, als die Vorräte in der kalten Jahreszeit spärlicher werden, “packt” Frederick “aus”. Mit seinen in poetische Worte gekleideten Erinnerungen an die warmen Tage und Farben des Sommers hilft der “Mäusedichter” seiner Familie, bis zum Frühling durchzuhalten.

Insektenparadies und Spätsommer pur!

Die letzten goldenen Oktobersonnenstrahlen einfangend, hat Magdalena  “Fotodichterin” gespielt und spätsommerliche Schnipsel zum Schwelgen an langen Winterabenden fotografisch festgehalten:

Die Rose gibt das Letzte

 

Große Waldrebe mit Fusselbart

 

Schon etwas lädierte nesselblättrige Glockenblume – und doch faszinierend!

 

Der letzte Gast

 

wie gemalt – der Feld-Steinquendel

 

Wahrscheinlich schon die dritte Generation des Kleinen Feuerfalters

 

Das Habichtskraut verlegt noch einige Ausläufer

 

Stilleben mit Schiefer, Kriechendem Hahnenfuß  und Feuerfalter

 

Zwei Veteranen. Das Tagpfauenauge hat zwar die besten Tage hinter sich, genießt aber die warmen Spätsommersonnenstrahlen. Und die Mauereidechse ist offensichtlich ein Glückspilz, denn das fehlende Schwanzstück hat wohl einem Freßfeind zur Speise gedient.

 

Nektar zum Dessert

 

 

Somewhere over the rainbow…

„(Wein-)olympische“ Ehren

Die Zahl der Weinprämierungen und –wettbewerbe ist in den letzten zwei Jahrzehnten geradezu explodiert. Kaum eine Weinzeitschrift, größere Stadt oder Weinfreundevereinigung, die nicht eine „Wine – Challenge“, „Wine – Competition“, „Internationalen Weinpreis“ oder „Best of…“ veranstalten. Mit den vielen Medaillen, Auszeichnungen, Belobigungen und Siegerweinen kann man ganz schön durcheinander kommen. Gut für die Traubenhüter, dass Thomas sich schon vor 25 Jahren seine ersten Brötchen bei der Landwirtschaftskammer mit der Organisation der Landeswein- und  Sektprämierung verdient hat. Sie ist quasi das Original unter den Weinwettbewerben. Das Wichtigste: die Probe verläuft absolut anonym, d.h. es gibt keinerlei Hinweis auf den Erzeuger. Alle Weine werden von vier erfahrenen Prüfern „blind“ verkostet. Lediglich Jahrgang, Rebsorte, Geschmacksbezeichnung und Qualitätsstufe werden vorgegeben.
Wir Traubenhüter haben uns in diesem Jahr zum ersten Mal mit 9 Weinen  aus unserem Sortiment an diesem traditionsreichen Wettbewerb beteiligt. Zum einen, weil wir von der guten Qualität unserer im ökologischen Weinbau erzeugten Weine überzeugt sind und  zum zweiten, um zu sehen, wo wir qualitativ im großen Feld der Rieslinge von der Mosel stehen. Mit drei goldenen, vier silbernen und zwei bronzenen Kammermedaillen wurden alle unsere angestellten Rieslingweine aus der Steillage prämiert! Und darauf sind wir schon ein bisschen stolz!
Gold für:
10) 2018er Hatzenporter Kirchberg                  

                  Qualitätswein halbtrocken

11) 2018er Hatzenporter Kirchberg                 

                  Qualitätswein feinherb

13) 2018er Hatzenporter Kirchberg                       
                  Auslese edelsüss

Mit Silber wurden ausgezeichnet:
2) 2017er Hatzenporter Burg Bischofstein    

                 Qualitätswein trocken

5) 2018er Hatzenporter Burg Bischofstein    

                 Qualitätswein trocken

6) 2018er Hatzenporter Kirchberg                                                     Qualitätswein trocken

9) 2017er Hatzenporter Kirchberg                    

                 Qualitätswein halbtrocken

  und Bronze
  7) 2018er Hatzenporter Stolzenberg

                  Qualitätswein trocken

12) 2017er Hatzenporter Kirchberg

                  Auslese edelsüss

 

Dieses Ergebnis ist für uns Traubenhüter jedenfalls ein Ansporn, auf dem eingeschlagenen Weg weiter zu gehen. Wir werden zu verschiedenen Prämierungsterminen auch noch weitere Weine vorstellen, ja, vielleicht auch nochmal versuchen, ob eine bronzene oder  silberne Auszeichnung in einer zweiten Probe nicht vielleicht im Ranking etwas nach oben rutscht. Allen Weinfreundinnen und Weinfreunden empfehlen wir, sich vor Weihnachten  noch mit „ausgezeichneten“ Traubenhüter – Rieslingen einzudecken.

..) unter dieser Nummer finden Sie die Weine auf unserer Weinpreisliste.        
Unter der Rubrik “Der Weg der Traube  – Unsere Weine” können Sie mehr über unsere  Weine  lesen.      Und die  – Preisliste anfordern” .

Bestellen Sie ganz bequem, online oder per Post, über unsere Preisliste !

“Beppo Straßenkehrer”

Die “Strohstraße”

Na, da fragt man sich doch jetzt wirklich  –  was haben denn die Traubenhüter mit einer berühmten literarischen Figur zu tun, die eine wichtige Rolle in einem der bedeutendsten Bücher der Weltliteratur spielt?

Moment   –    der geneigte Blog-Konsument kennt Beppo Straßenkehrer nicht?

Also, kleiner Exkurs: in Michael Endes Buch “Momo” wird die Geschichte der Titelheldin erzählt, wie sie mit Hilfe von Meister Hora und der Schildkröte Kassiopeia den “Grauen Herren” das Handwerk legt und den Menschen die Zeit, die ihnen von den grauen Zeitdieben gestohlen wurde, wieder zurückbringt. Ein zeitloser (ha! – Wortspiel)  Roman für Leser jeden Alters und heute so aktuell, wie vor fast 50 Jahren, als er geschrieben wurde.

Die zwei besten Freunde Momos sind der Junge Gigi Fremdenführer und eben der alte Beppo Straßenkehrer. An einer der philosophischsten Stellen des Buches lässt Michael Ende Beppo über seine Arbeit sinnieren und was wichtig ist:

„Manchmal hat man eine sehr lange Straße vor sich. Man denkt, die ist so schrecklich lang; das kann man niemals schaffen, denkt man. Und dann fängt man an, sich zu eilen. Und man eilt sich immer mehr. Jedes Mal, wenn man aufblickt, sieht man, dass es gar nicht weniger wird, was noch vor einem liegt. Und man strengt sich noch mehr an, man kriegt es mit der Angst zu tun und zum Schluss ist man ganz außer Puste und kann nicht mehr. Und die Straße liegt immer noch vor einem.

So darf man es nicht machen. Man darf nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst du? Man muss immer nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Dann macht es Freude; das ist wichtig, dann macht man seine Sache gut. Und so soll es sein. Auf einmal merkt man, dass man Schritt für Schritt die ganze Straße gemacht hat. Man hat gar nicht gemerkt wie, und man ist nicht außer Puste. Das ist wichtig.“

… da liegen sie, bis zum endgültigen Verteilen

Und was hat das mit den Traubenhütern zu tun? Nun, seit zwei Monaten liegen auf dem oberen Bannweg ja 500 Ballen Stroh (vgl. Blog “Da ward kein leeres Stroh gedroschen”) und so hat sich Thomas an den vergangenen goldenen Oktobersamstagen im Geiste Beppo Straßenkehrers an die Verteilung der Ballen im Unterzeilenbereich gemacht.

Die oberste Lage – nass und schwer

 

…zweite Zeile, links…

Wer dabei ins Eilen kommt, die oberste, nasse, doppelt so schwere Lage verflucht, die Zeit des Schleppens beginnt hochzurechnen, vielleicht anfängt, zwei Ballen auf einmal schwitzend und keuchend in die Reihen zu wuchten  –  der hat verloren! Hier hilft nur: Ballen für Ballen  –  erste, zweite, dritte Zeile, ablegen, zum großen Lager zurück und wieder von vorne, mal verschnaufen, mal mit Wanderern plaudern, in die Sonne blinzeln, nächster Ballen. Und siehe da – 500 mal 8-10 kg Stroh liegen da, wo sie hin sollen –  zwei Tagwerk!

…it`s a long way…
Man darf aber nie die ganze Straße auf einmal sehen!

 

Am Bestimmungsort angekommen

Im Grunde ist das die Grundlage unseres ökologischen Denkens und Handelns: ob man für´s “Straßen kehren” nun “Stroh schleppen”, “Mist fahren”, “Laubarbeiten von Hand” oder “Selektive Handlese” einsetzt  –  mit der Einstellung Beppo Straßenkehrers macht es Freude und man ist nicht außer Puste  –  und das ist wichtig!

Aber bitte  –  nennt mich  n i c h t  Beppo!

“Thomas!”

Moviestar – oh Moviestar

Das “Super-Film-Team”

Die Traubenhüter kommen ins Fernsehen! Für die Recherchen zu einer der nächsten “Fahr mal hin” – Sendungen des Südwestrundfunks (SWR) über die Terrassenmosel, hat die Redakteurin Fatma Aykut (ein wuseliges Energiepaket) Magdalena bei einer geführten Wanderung als Naturerlebnisbegleiterin mit  Kamera und Mikrofon begleitet. Mit dem Filmteam ging es durch die Weinberge und Felslandschaften des Traumpfades. Fatma war echt beeindruckt von der Artenvielfalt unserer Region, obwohl Mitte September das meiste ja blühmäßig schon “gelaufen” ist. Das bestellte traumhafte “Goldener-Herbst-Wetter” gab aber eine prima Kulisse ab und wir sind gespannt, was die TV – Profis aus dem Drehmaterial zaubern. Den Abschluß des Drehs bildete ein Interview, in dem die Traubenhüter, ganz romantisch, zu Füßen der Reben an der Wetterstation Rede und Antwort standen.

Und bei einem der ersten Lesetage zwei Wochen später haben die drei SWR – Leute auch noch ein paar Stimmungsbilder (bei perfekt getimtem Supersonnenschein) eingefangen.

Zwischendurch gab es tatsächlich Sonnenschein!

In der Sendung sollen einmal (auch) ganz andere Seiten der Terrassenmosel gezeigt werden, nicht nur der Wein. Wir dürfen alle gespannt sein. Der Sendetermin steht noch nicht fest, wird aber per Blog rechtzeitig bekannt gegeben.

Auch das Drehteam macht die Kaffeepause mit
und versucht sich den Klettenkerbel von der Kleidung zu wischen

 

Umgekehrtes Verhältnis – “Die Leute vom Film”, vor der Kamera!
…und was für ein Zufall, am gleichen Tag fliegt auch noch ein Zeppelin vom SWR über uns hinweg

 

 

 

 

 

 

 

Traubenlese – die Krönung des Winzerjahres

An der langen Blog – Pause lässt sich erkennen, dass es bei den Traubenhütern die letzten vier Wochen ordentlich “zur Sache” ging.

Beherrschendes Thema natürlich: die Traubenlese. So ganz optimal ist die Saison ja nicht verlaufen – Trockenheit, Hagel, Sonnenbrand – ein wahrhaftiges Wetter-Horror-Trio und doch hat´s der Riesling wieder hingekriegt. Zwischenzeitlich befürchteten wir bei verschiedenen Regenereignissen und noch deutlich zu hohen Temperaturen einen – sagen wir – “suboptimalen” Verlauf, aber es ging gut aus. In den ersten Oktobertagen haben die Traubenhüter eine überschaubare Menge, aber tolle Rieslinge geerntet. Dabei hat sich unsere Strategie, in allen Weinbergen eine Vorauslese der schon überreifen Trauben durchzuführen, wirklich ausgezahlt. Die noch weitestgehend gesund verbliebenen Früchte kamen in den Genuss weiterer 10 Reifetage  –  und das schmeckt man!

Der Verlauf des Herbstes glich einer Achterbahn. Teilweise haben wir Lesetage auf Grund des wechselhaften Wetters innerhalb von Stunden an- und wieder abgesetzt. Das geht nur, wenn ein megaflexibles Leserteam zu jeder Tages- und Nachtzeit in Bewegung gesetzt werden kann. Ein tief empfundener Dank also an Johanna, Franziska, Ernst, Anna, Cosima, Laura, Stephan, Otis und Harald (fast alle “Novizen”) und die vielen “Routiniers” – fühlt euch alle angesprochen, die mir auf Grund meines biblischen Alters nicht mehr vollzählig einfallen wollen!

Unser erster offizieller Ökowein ist nun im Werden. Gemächlich glucksen die jungen Weine vor sich hin und verheißen ungetrübten Genuß im Frühsommer 2020. Ein Grund zur (Vor-)freude!.

 

 

 

 

 

Kleine Sensation in Hatzenport!

Am heutigen spätsommerlichen Septembersonntag hat unser Holz-, Taxi- und Mountainbikespezialist Harald eine echt “fette” Sensation mit dem Handy dokumentieren können. Dass der Klimawandel eine Tatsache ist, kann nicht nur anhand der Temperaturkurve nachgewiesen werden, sondern auch durch die Einwanderung von Tieren und Pflanzen, die eher mediterrane Lebensbedingungen benötigen.

Auf dem Kreuzlayplateau, nicht weit von der “Kirscht” hat Harald tatsächlich eine Europäische Gottesanbeterin (Mantis religiosa) fotografiert und uns zur Veröffentlichung im Blog zur Verfügung gestellt. Wir sind begeistert!

Die Gottesanbeterin in Jagdstellung

Gottesanbeterinnen sind in den letzten Jahren vermehrt auch in Rheinland-Pfalz nachgewiesen worden. Trotzdem ist es doch immer wieder eine Meldung mit Sensationscharakter. Die imposante Schrecke bevorzugt auf jeden Fall ausgesprochene Wärmeinseln (von daher war ein Nachweis in Hatzenport ja überfällig) und nach Süden ausgerichtete niedrige Buschlandschaften, Halbtrockenrasen und Ruderalflächen. Die in der Westhälfte Deutschlands beobachteten Gottesanbeterinnen stammen wahrscheinlich ursprünglich aus Frankreich.

Das Jagdverhalten der Fangschrecken ist faszinierend: sie können stundenlang (!) reglos verharren, um dann wahrhaft blitzschnell (zwischen 0,1 und 0,2 Sekunden) mit den dornenbewehrten Fangarmen zuzuschlagen. Die größeren Weibchen haben lediglich die lästige Angewohnheit, die kleineren Männchen nach erfolgter Paarung (und manchmal schon währenddessen) zu verspeisen. Nicht schön!

Die Traubenhüter haben jetzt natürlich den Ehrgeiz, selber auch mal fündig zu werden. Wir bleiben dran, verneigen uns aber vor dem “Erstfinder” Harald!

Und jetzt – das Wetter Es geht auf den Herbst zu

Die Karthäuser-Nelke lebt auf warmem, trockenen und kalkhaltigen Boden

In den Weinbergen hat der Reifebeginn beim Riesling eingesetzt. Das “Weichwerden der Beeren” markiert den Zeitpunkt, wo die Trauben Säure ab- und Zucker aufbauen. Assimilate werden eingelagert und aus dem Boden, dem jetzt leidlich genügend Wasser zur Verfügung steht, werden Mineralien wie Kalium, Calzium und Magnesium in die Traube “gespült”. Richtig schön sehen sie derzeit nicht aus: gebeutelt durch Hagel, Sonnenbrand und Trockenheit ist das allerdings auch kein Wunder. Und trotzdem glaube ich, dass bei einem einigermaßen günstigen Witterungsverlauf (ideal wären kühle Nächte unter 10°C und mäßig-warme Tage bis 25°C und nur noch sporadischer oder gar kein Regen) noch alles sehr gut werden kann. Der September ist für die Qualität des neuen Jahrgangs der alles entscheidende Monat.  Es ist alles drin!

Frühmorgens weht jetzt schon ein Hauch von Herbstluft durch´s Moseltal. Ein bißchen Nebel, der Geruch nach Erde und reifen Kräutern in den Rebzeilen. Kühle Temperaturen und ab und an etwas Regen erinnern tatsächlich ein wenig an trübe Traubenlesetage. Auch auf den Höhen Herbststimmung. Wieder ergrünende Stoppelfelder und ein paar Äpfelchen an den (zu) wenigen Bäumen in der Flur. Auch beim Streifzug durch die Felslandschaften ist, auch auf Grund der großen Trockenheit im Juni, Juli, nicht gerade üppiges Grün vorzufinden. Aber mit offenem Auge und offener Fotolinse entdeckt man im Kleinen noch soviel Faszinierendes. Ein kleiner Streifzug durch Magdalenas Fotosafari am 17. August 2019:

Der Aufrechtstehende Ziest ist mit seinen 2 m langen Wurzeln und runzeligen Blättern an den trockenen Kirchberg angepasst
Die Große- oder Purpur-Fetthenne überlebt durch ihre wasserspeichernden Blätter und Wurzeln
Das Gewöhnliche Sonnenröschen – öffnet seine Blüten nur bei Sonnenschein
Die Moschus-Malve duftet ganz schwach nach Moschus
Beim Schmalblättrigen Hohlzahn  dienen die beiden “hohlen”, kegelförmigen “Zähne” auf der Unterlippe als Leitplanken für Insekten
Beim Natternkopf ragen die Staubblätter und der gespaltene Griffel aus der Blüte

 

Und zum Schluß etwas Tierisches – Streifenwanzen bei ihrer Mahlzeit auf der Wilden Möhre

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Da ward kein leeres Stroh gedroschen!

Im Schildkröten-Gang übers Feld tuckern….

Die Kollegen aus der Landwirtschaft haben ihre Ernte ja schon weitgehend hinter sich  –  jedenfalls was das Getreide angeht. Die Traubenhüter sind bekanntermaßen große Fans von Stroh als Abdeckung im Unterzeilenbereich und haben daher jedes Jahr schier unersättlichen Bedarf. Dieses Mal haben wir mal den Versuch gemacht, bei Christoph Brachtendorf Stroh direkt vom Feld zu beziehen. In einer konzertierten Familienaktion haben Magdalena, Simon und Thomas 500 kleine Ballen, umweltverträglich mit Hanfschnüren verzurrt, an den Wetterstationswingert gekarrt (wären sie nur schon verteilt…).

…während Simon die Ballen aufsammelt
und Thomas den Hänger belädt.

Sieht man sich in der Winzerszene etwas um, dann fällt auf, dass nur sehr wenige Kollegen mit Stroh arbeiten. Vor dreißig, vierzig Jahren eine undenkbare Situation! Stroh und Rindermist waren unersetzlicher Teil der Kreislaufwirtschaft. Sozusagen Ökologie pur. Ich will da kein Bullerbü – Bild von Landwirtschaft heraufbeschwören, aber in Sachen ressourcenschonendem Umgang mit der Umwelt hat es bis zum beginnenden ausufernden Einsatz von Mineraldünger und chemischem Pflanzenschutz bei weitem besser ausgesehen. Und heutzutage ist es tatsächlich in einigen Regionen schier unmöglich, an Stroh (und dann auch noch in kleinen, gut zu händelnden Ballen) zu kommen. Irgendwie keine gute Entwicklung.

Die erste Fuhre wird an Ort und Stelle entladen.

Wir Traubenhüter sehen jedenfalls Stroh als die ideale Ergänzung unserer bodenschonenden, im wahrsten Sinne ökologischen Bodenbewirtschaftung an.

Die achte und letzte Ladung ist auf den Weg gebracht.
Ein Blick zurück….
Das Feld ist geräumt!

Wir “schwärmen” für…..

….Schmetterlinge! Das haben wir in den Blogbeiträgen der letzten drei Jahre ja mehr als deutlich durchblicken lassen. Umso schöner, wenn wir dann durch wirklich einzigartige Schönheiten der Schmetterlingswelt in unserer Philosophie der mühseligen Handarbeit belohnt werden. Und diesmal ist es mal nicht ein farbenprächtiger Flattermann, der uns vor die Linse gekommen ist, sondern eine eher zufällig entdeckte, fette Raupe, die Thomas in gebückter Haltung beim “Kraut robbe” fast ins Gesicht gesprungen wäre. Ein gut 10 cm langes, grünes, mittelfingerdickes “Räupchen” eines Windenschwärmers. Regungslos am Rebstamm klebend, ist das Tier doch eine imposante Erscheinung.

Der gefährlich aussehende Sporn am Hinterleib ist selbstverständlich nur “Show”. Und eine gewisse abschreckende Wirkung kann man da nicht absprechen. Der Falter ist ein Einwanderer aus südlichen Gefilden. In kleinen Trupps von bis zu zehn Individuen geht es im Frühjahr über die Alpen. Dabei kann der Windenschwärmer kurzzeitig Geschwindigkeiten bis 100 km/h erreichen!! Bis Südskandinavien ist er in manchen Jahren schon vorangekommen. So wie es aussieht, wird sich die Raupe zwar bei uns im Wingert verpuppen, aber auf Grund der überaus großen Temperaturempfindlichkeit den Winter wahrscheinlich leider nicht überleben.

 

Die zweite Überraschung: 

das zweite Vogelnest in dieser Woche in den Blättern des Weinbergs im “Bann”. Das erste am Samstag letzter Woche, schon etwas ramponiert und mit zwei kleinen Eiern “garniert”, offensichtlich nicht in Bebrütung und auch kein Fotoapparat zur Hand. Freitag abend dann vier Stieglitz(?)eier im wohlgeformten Nest, sahen ein bißchen verwaist aus, aber Samstag morgen dann die freudige Überraschung!! Magdalena sah Mama Stieglitz vom Nest auffliegen und durfte ungestört den frisch geschlüpften Nachwuchs fotografieren.

Riesige Glupschaugen, ziemlich nackt und schutzbedürftig. Sooo klein haben wir Nestlinge auch noch nicht beobachten können. Wir freuen uns jedenfalls “wie Bolle”, dass wir wieder, wie in den letzten Jahren, mit unserer handgeführten Gipfelerei Gastgeber für Stieglitzens sein dürfen.

Futter müsste es dank der bisher ungehemmten Vegetation en masse für die Körnerliebhaber geben. Stieglitze gehören zu den wenigen Vogelarten, die auch ihre Jungen mit Pflanzensamen aufpäppeln. Höchstens hier und da mal ein Blattläuschen, ansonsten vegetarisch.

Rotschwänzchens Refugium

Unter den wachsamen Augen von Mutti !

Im Frühjahr hatte uns Kollege Hörsch von der Raumordnungsabteilung der Landwirtschaftskammer ein “künstliches” Schwalbennest geschenkt. Im Rahmen einer Aktion will man damit Rauch- und Mehlschwalben einen Nistanreiz bieten. Leider war Thomas mit dem Aufhängen eine Woche zu spät dran – die Schwalben (es könnten im Dorf mehr sein) hatten ihre Quartiere alle schon bezogen. So hing denn die Gipshalbschale schonmal am Häuschen hinten im Garten. Vor einigen Wochen kam dann “Leben in die Bude”. Besonders sorgfältig war die Nestgestaltung jetzt nicht, aber die neuen “Hausherren”, ein Rotschwänzchenpaar, hatten offensichtlich Großes vor. Und jetzt war es soweit  –   Eine Handvoll  Jungpiepmätze drängten sich im Nest und veranstalteten ein Mordstheater, damit die “Alten” Futter ranschaffen. Dass wir dieses Jahr den Garten “verwildern” lassen, hatte ich ja schon im vorletzten Blog beschrieben. Schöner Nebeneffekt  –  an Insektennahrung für “Rotschwänzchens” mangelte es nicht. Wir befürchten, dass gewiss auch die ein oder andere “schöne” Schmetterlingsraupe dabei war, aber so ist halt Natur.

Federknäuel

Vor einigen Tagen war dann der große Auszug angesagt. 4 Jungvögel stürzten sich todesmutig im Vertrauen auf ihre Schwingen in die Tiefe. Alles gut gegangen. Wir hoffen auf ein “Nistcomeback” im nächsten Jahr!

Und jetzt – das Wetter Die Reben lechz(t)en nach Wasser

Was derzeit wettermäßig draußen “abgeht”, lässt uns Traubenhüter erstmal sprach- und auch ratlos zurück. Besonders die Junibilanz konnten wir nur mit einem ungläubigen Kopfschütteln registrieren:  der wärmste Juni seit Menschen Wetterdaten messen (und das weltweit!)  – in Hatzenport sage und schreibe nur 20l Regen/m²  –  und das nach dem gewaltigen Defizit von 2018 und dem bereits in diesem Jahr schon aufgelaufenen Niederschlags”loch” von gut und gern 150l/m² !! Das ist Klimawandel live und wir können sagen, wir sind dabei gewesen. Zum Staunen und Gruseln!

Erste Einwände gegen diese meine Klimawandelfeststellung habe ich auch schon geliefert bekommen  –  “Heiße Sommer hat es früher auch schon gegeben”  –  Das ist richtig, aber nehmen wir mal das berühmte 1976. Dieses wahrhaft wüstenhafte Jahr war aber mit Abstand das einzige Hitzejahr zwischen 1972 und 1990 – also in 18 Jahren! Was wir aber seit mindestens 2003 am laufenden Band serviert kriegen, sind jährliche Hitzerekorde. Leute – das ist nicht mehr normal!

Nun ist die Rebe ja eine erstaunliche Pflanze und zumal der Riesling. Wir setzen viel Vertrauen in ihn, können bei der Weinbergsarbeit aber mit ihm mitfühlen. In einigen Ecken mag unser “wildes Begrünungsexperiment” das Rebenwachstum stark eingebremst haben, aber im Großen und Ganzen fehlt einfach überall Wasser! Meinen Plan, die natürliche Begrünung Anfang Juli “nach der Samenreife” zu mähen, kann ich getrost nach hinten schieben. Wie versengt bedeckt das “Stroh” von Trespe, Klettenlabkraut, Kerbel und Co. die Weinbergsböden. Ich könnte mir gar vorstellen, dass diese “Beschattung” u.U. noch was Gutes hat.

Gefühlsmäßig haben wir übrigens schon Mitte/Ende August, so ausgedörrt und flirrend präsentieren sich das Moseltal und die Maifeldhöhen. Und noch immer kein Regen in Sicht!

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Obige Zeilen habe ich am 8. Juli verfasst. Am 12. Juli hat das Wetter dann aber richtig zugeschlagen: Regen hatten wir uns ja gewünscht – 80 l/m² sind auch echt nicht schlecht  –  aber doch nicht in 2 Stunden!!! Und dann noch der Dejà vu mit Hagel: zwar nicht so katastrophal, wie vor drei Jahren, aber für Schäden an Blättern, Trauben und Trieben (in noch ungewisser Höhe) hat´s gereicht.

Sven Plöger von “meteomedia” war es eine Meldung im SWR Fernsehen wert, aber auf diese “Werbung” hätten wir gerne verzichtet. Dieses weitere Extremwetterereignis macht uns Sorgen. Die Abstände werden immer kürzer, die Intensität immer heftiger. Was wohl noch kommen mag? Und ob wir das jetzt schon wirklich wissen wollen?

Wilder Garten

Prächtiges Leinkraut

Das Insektensterben ist zur Zeit Thema in allen Medien.

Die Generation der “Baby-Boomer”, zu denen wir Traubenhüter uns ja zählen dürfen, kennt noch die berühmten beschmierten Windschutzscheiben – mit Mücken- und Mottenleichen “gepflastert”. Unser alter R4 mit der Revolverschaltung und einer senkrechten Frontscheibe betätigte sich in lauen Sommernächten als wahrer Fliegenfänger. Uns wurde erst in den letzten Jahren bewusst, dass wir das lange nicht mehr erlebt haben. Und nun ist es quasi “amtlich”: bis zu 80% Biomasseverlust wird bei den Insekten mittlerweile diagnostiziert! Dramatisch!

Was ist also zu tun? In diesem Jahr haben wir der Natur nicht nur die Weinberge in puncto natürlicher Begrünung überlassen, sondern auch unsere, früher gern “ordentlich” kurz gehaltenen Wiesenflächen rund um`s Haus. Es ist erstaunlich! Wenn man einfach nur mal die Füsse ruhig hält und der Vielfalt beim Wachsen zusieht. Im wöchentlichen Rhytmus blüht in irgendeiner Ecke etwas, zaubert Farbtupfer ins Dickicht, verblüht und bildet Samen. Die ausgeprägte Trockenheit tut ihr Übriges dazu, dass schon zu einem so frühen Zeitpunkt erste Welkeerscheinungen auftreten. Aber auch das hat seinen Reiz! Und erst der Insektenbesatz! Es summt, brummt, fliegt, schwirrt, rasselt, kratzt, krabbelt und kriecht – Artenvielfalt!

Sonntag morgen haben wir einige Impressionen für euch eingefangen. Zur Nachahmung empfohlen. Traut euch!

Zarte Ackerwindenblüte, umgeben von Scharfem Mauerpfeffer und Hopfenklee
Schaf-Garbe
Wollköpfige Kratzdistel- Stachelige Schönheit
Schwarze Königskerze
Raupe des Jakobskrautbärs – Achtung giftig!
Passend zum 24. Juni (Johannestag) das echte Johanneskraut
Majestätisches Purpur – Stockrose
In gräserner Gesellschaft – die startbereiten “Fallschirmsamen” des Wiesenbocksbarts
Stickstoffsammler Futterklee
Filligranes Blütengebilde – der Feinstrahl
Kräuterdickicht und Insektenparadies

Und jetzt – das Wetter Wo kommt nur überall das Kraut her…?

Die Traubenhüter schwitzen. Vom Vorfrühling und einem sehr unterkühlten Mai ist dieser Tage unvermittelt der Hochsommer ausgebrochen. Die Weinberge schreien nach Handarbeit. Und das Kraut….. Wir haben ja für dieses Jahr das große Experiment ausgerufen – bis zum 1. Juli wird am Bewuchs nicht rumgedoktert. Es kostet Überwindung. Die Kollegen haben alle schon gemulcht und die Weinberge sind “aufgeräumt”. Bei uns schießt alles in die Höhe. Vom humusliebenden Glatthafer über hunderte von Wiesenbocksbärten und Natternköpfen bis hin zu Klatschmohn und Storchenschnabel. Wir können nicht sagen, wo dieser Versuch hinführt, aber es wird probiert. Entscheidend wird sein, wie die Niederschlagsmenge und -intensität dem Boden Feuchtigkeit zuführt. Auf jeden Fall gibt es wunderschöne Bilder! Am letzten Wochenende haben auch viele Wanderer registriert, dass kontrolliert ökologisches Wirtschaften zu erkennen ist.  Wir haben viele positive Rückmeldungen erhalten.

 

Aus der Sicht eines Wanderers
Frühmorgendliche Saatmohnblüten im Gegenlicht

Trotz des augenscheinlich üppigen Wachstums, schleppen wir nach wie vor ein fettes Regendefizit mit uns rum. Der Mai brachte immerhin 83 l/m². Und auch der Vegetationsstand ist endlich mal wieder zeitlich richtig im Durchschnitt. Der Blütebeginn, eine ganz wichtige Bewertungsgröße, dürfte so im Gros in ein bis zwei Wochen starten. Immer noch etwas zu früh, aber o.k.

Suchbild – wo sind die Reben?

Die vielen aktuellen Diskussionen um die Erhaltung der Artenvielfalt und den Umgang mit der Natur lassen auch die Traubenhüter privat nicht kalt. Wir haben ja das Glück, rund um´s Haus viel Platz zu haben. Auch hier haben wir uns dazu entschieden, Ökologie walten zu lassen. Was hier nicht alles wächst! Man muss sich nur überwinden, “die Füsse ruhig zu halten” und den überkommenen Ordnungssinn auszublenden.

Die Reben sind gut getarnt

 

 

 

Morgenkonzert

Letzte Woche hat Lydia auf eine “gute Mütze Morgenschlaf” verzichtet und ist auf Vogelstimmenfang gegangen. Frühaufsteher auf dem Land kommen bei solcher Gelegenheit (5 – 6 Uhr morgens!) voll auf Ihre Kosten! Obwohl erste Pendler, Züge, Flugzeuge unterwegs sind, ist das vielstimmige Vogelkonzert ein Erlebnis der besonderen Art.

Die Traubenhüter müssen sich aber eingestehen, dass Stimmenerkennung bei unseren gefiederten Freunden nicht ihre Stärke ist. Vielleicht erkennen versierte Ornithologen die ein oder andere Individualmelodie. Wir würden uns freuen, wenn über die Kommentarfunktion eine fundierte Rückmeldung reinkommt!

 

Schneckenlotse

Am Tag des Eisheiligen Pankratius (12.5.) haben die Traubenhüter mal wieder in den Felsregionen “nach dem Rechten” geguckt. Die Frühtemperaturen waren noch ganz schön “schattig”. Und doch haben wir eine Smaragdeidechse beim aufwärmenden Sonnenbad entdeckt. Wir sind uns relativ sicher, das wir genau diese wechselwarme Dame in den letzten Jahren schon öfters beobachtet haben. Immer wieder schön.

Einfach nur schön!

 

Aber auch andere Sonntagsspazierer sind unterwegs. Thomas betätigte sich als Gentleman und half der älteren Dame (oder vielleicht doch ein Herr? Weiß man bei den Weinbergsschnecken ja nie…) über die Straße, bevor noch ein Malheur passiert.

Was flitzt denn da über die Straße?
Die lässt sich sicher gerne helfen
Hab` dich!

 

Hängepartie

 

Geschafft!   Ab ins Grüne!

“Äilespeejels Arwet?”

Was ist das? “Äilespeejels Arwet”? Ins Hochdeutsche übersetzt: “Eulenspiegels Arbeit”. In der Regel bezeichnet man damit eine Tätigkeit, die man für überflüssig, lächerlich, unsinnig, grotesk  –  kurz, für die Arbeit eines Narren hält!  (Till Eulenspiegel soll ja auch eine zeitlang in Schilda gewohnt haben…). Beim Stroh schleppen hat mich ein pfälzisches Ehepaar beobachtet und sich alles erklären lassen  –  die waren aber ganz angetan davon.

Beim Blättern in vergangenen Blog – Einträgen habe ich  -“Landart” mit Stroh im Kirchberg – gefunden. Dieselbe Arbeit, wenn auch in kleinerem Maßstab, habe ich mir in den letzten zwei Wochen in der “Böschung” gemacht. Warum?

Landart zum zweiten

Ich brauche nicht lange zu überlegen, wenn ich nach unserer trockensten Parzelle gefragt werde  –  das ist unzweifelhaft diese heiße, steile, 100%ige Südlage hinter der St. Rochuskirche. Und jetzt lassen wir (übrigens gegen jede Lehrmeinung oder Winzermainstream) mal wirklich alles wachsen und hoffen auf viel blühenden Natternkopf, Wiesenbocksbart, Weinberglauch und und und…

Unter der Zeile aber möchte ich mir, ähnlich wie im “Bann”, mit der dicken Strohabdeckung eine gewisse Feuchtigkeit erhalten und den Mikroklima negativ beeinflussenden Krautbewuchs eindämmen. Dieses Experiment, dessen Ausgang mir, wie gesagt, alle Experten schon jetzt bescheinigen können  (“Der Wingert fräckt!”), wird noch kniffliger durch das jetzt schon vorhandene Niederschlags- und Bodenfeuchtedefizit. Aber ich kann halt nicht immer sagen: “Man könnte mal, man müsste mal, man sollte mal…”

–  jetzt wird´s probiert! Und wenn ich im Herbst “Tom Eulenspiegel” heiße  –  sei´s drum.

 

Und jetzt – das Wetter “I´m singing in the rain..”

…schön wär´s..

Mittlerweile ist es auch bis zu den 20 Uhr Nachrichten durchgedrungen – es fehlt Wasser an allen Ecken und Enden! Auch mit noch soviel Nachrechnen – es wird in Hatzenport nicht mehr als 520 l Niederschlag seit dem 1.1.2018,  also in 16 Monaten. Im Gegensatz zum letzten Jahr haben wir aber derzeit absolut keine Winterfeuchte. Jetzt wird es echt interessant, um es mal gelinde auszudrücken, wie das Ökosystem Weinberg mit der natürlichen Begrünung unter diesen Umständen zurecht kommt.

Am Ostermontag Morgen haben die Traubenhüter mal wieder ihre Flora-Fauna-Checkwanderung über den heißen Teil des Laysteigs gemacht. Eigentlich sollte der Beitrag “Eiersuche” überschrieben werden. In den letzten zwei Wochen hat Magdalena bereits zwei Segelfalter beobachten können. Wir hofften daher auf frische Eiablagen an der Weichselkirsche – leider noch Fehlanzeige und daher anderer Titel.

Das fehlende Wasser zeigt an diesen Extremstandorten schon jetzt erste Folgen. Umso erfreulicher aber mehrere Zippammern rund um unseren Wetterstationswingert und zwei Smaragdeidechsen (!) im Bereich der Winzerhütte. Für ein scharfes Foto ist die Frühjahrswuselei der Protagonisten aber einfach zu ausgeprägt. Da hatte es unsere Schmetterlingskoryphäe Daniel Müller etwas einfacher. Den haben wir, gemütlich im Gras sitzend, bei der Aufnahme vom Kleinen Würfel-Dickkopffalter getroffen. Wir durften das Motiv mit ihm teilen.

Hier noch einige “Fundstücke” eines “kühl-sonnigen Ostermontags-Frühlingsmorgens”.

Saatmohn als erster Farbklecks

 

Purpurstorchenschnabel und Färberwaid im Ensemble mit Felsflechtenhintergrund

 

Daniel Müllers Kleiner Würfeldickkopffalter

 

Nymphe einer unbekannten Langfühlerschrecke. Wir tippen tollkühn auf Steppensattelschrecke – Experten vor!

 

Rosenkäfer auf Wolligem Schneeball

 

Zwei der seltensten Farnvertreter in Eintracht beisammen – das ist was ganz Besonderes:  Nordischer Streifenfarn und schwarzstieliges Streifenfarn

 

Einfach faszinierend  –  ein unbekannter Hautflügler auf der Sonnenbank

Tja, und zum guten Schluss fiel mir noch beim Durchklicken der Fotos der letzten Woche ein Winterbild in die Hände. Ohne Scherz – die Aufnahmen stammen vom 14. April, 7.57 Uhr !! Hier bewahrheitet sich wieder die alte Hatzenporter Bauernregel: “Kirchberg im Schnee, bald Ostern im Klee!”

Beim Durchlesen dieses Sammelsurium-Blogs fällt mir sinngemäß ein: April, April, der macht was er will!

 

Ah, ja – und dann doch etwas tröstlich – die passende Bauernregel:

Wenn vor Georgi (23. April) Regen fehlt, wird man nachher damit gequält.

Ehrlich gesagt, brauchen wir die Quälerei auch nicht wirklich…

Es bleibt spannend.

Ein Photo – eine Geschichte

Augenblick plus 100 Jahre

Im Jahr 1920 entschloß sich der langjährige Dorfschullehrer Nikolaus Gerlach, im noch weitgehend unbebauten “Acker” seinen Altersruhesitz zu errichten. In diesem Jahr, dem Auftakt zu einer turbulenten Dekade nicht nur der deutschen, nein sogar der Weltgeschichte, feierte der Erweiterungsbau der St. Rochuskirche und das neuerbaute Pfarrhaus sein 10-jähriges Jubiläum. Pfarrherr und Bewirtschafter des Pfarrgutes nebst Keller war Pastor Friedrich Wilhelm Joseph Brem (Pfarrer von 1909 – 1936). Über die Organisation der Weinbergsbewirtschaftung und des Weinausbaus ist wenig bekannt, die Pastöre dürften aber auf eine gewisse Stammhelferschaft an Gemeindemitgliedern zurück gegriffen haben. Sowohl Lehrer Gerlach, wie auch Pastor Brem hatten natürlich keine Ahnung, dass sie beide knapp hundert Jahre später ihre imposanten Bauten den Traubenhütern zur Nutzung überlassen würden. Eine herbstliche Aufnahme mit Traubenlesehelfern am Pfarrhauskeller 1932 haben wir auf unserer homepage unter “Der Weg der Traube”  –  “Unser Keller” verewigt.

Am 2. März erreicht uns über Umwege eine mail von Frau Seyfarth aus Limburg. Angefügt ein altes Foto. Obwohl (in der ersten Version) seitenverkehrt entwickelt, ist es den Traubenhütern ein vertrauter Anblick – die Toröffnung des Pfarrhauskellers! Davor platziert eine bunte Truppe von Lesehelferinnen und Lesehelfern und Pastor Brem an ihrer Seite! Auch der Text auf der Rückseite ist beigefügt: “Traubenlese=Fest in Hatzenport a.d. Mosel bei Pastor Brem. Anfang Oktober 1920.”

Das sind solche Momente, wo man innerlich einen “Hauch von Geschichte” verspürt, eine ganz eigene, fast wehmütige Stimmung um sich greift und man sich über die vielen Jahrzehnte mit den damaligen Zeitgenossen verbunden fühlt.

Frau Seyfarth fand das Foto im Nachlass ihrer Mutter, die auf dem Bild als junges Mädchen ganz vorne an den Trauben aus dem Weidenkorb nascht. Natürlich lebt heute niemand mehr, der uns Auskunft geben könnte, wer denn da dem “Herrn Pastor” bei der Traubenlese geholfen hat. Senior Felix mit seinen 90 Jahren hatte lediglich ein paar Vermutungen hinsichtlich der Gesichtszüge einzelner Personen und deren Ähnlichkeit zu Gesichtern seiner Kindheit. Aber mit Sicherheit lässt sich niemand, von den Lesehelfern, außer Pastor Brem,  in einer Familie von Hatzenport “verorten”.

Ein bißchen stolz sind wir allerdings schon, dass wir die Tradition fortführen und bestes Lesegut “wie vor hundert Jahren” ausbauen dürfen.

Danke schön an Frau Seyfarth, dass sie uns das Bild zur Verfügung gestellt hat.

Frühlingsintermezzi

Einige sehr schöne Frühlingstage liegen hinter uns. Den Rebschnitt haben wir Ende März abhaken können und auch die Binde- und Biegearbeiten sind schon weit fortgeschritten, sodass wir unter Umständen zwei Wochen “vor dem langjährigen Mittel” eine Verschnaufpause nehmen können. Dann geht´s weiter mit filtrieren, Veranstaltungsplanungen, Wanderungskonzeptionierung und und und…. Immer was zu tun!

Umso schöner, so ganz nebenbei der Natur beim Erwachen zuzusehen!

Auffällig viele Schmetterlinge sind bereits unterwegs. Vom Zitronenfalterüber Mauerfuchs, Kleiner Fuchs bis hin zum hier abgelichteten Tagpfauenauge haben wir schon alles gesichtet. Fast schon surreal – ein Taubenschwänzchen am 21.3. auf dem Dolling!

Wunderschöne Farbtupfer sind auch die winzigen Blüten des Ehrenpreis. Man muss aber schon richtig nahe ran gehen, um dieses Blühwunder in seiner ganzen Filigranität wahrzunehmen.

 

Der “Klassiker in Blau” ist natürlich immer noch die Traubenhyazinthe.

In unserer “Böschung” breiten sie sich erfreulicherweise seit Jahren immer weiter aus. In diesem Jahr malerisch umrahmt von Strohballen.

 

Am Insektenhotel im Naafgraben an der Kelter ist die Hölle los. Ausgebucht sozusagen! Heerscharen von Mauerbienen balgen sich um die besten Röhren.

 

“Kuschelkurs” dagegen bei den Mauereidechsen.

Das erste Exemplar schmiegte sich geradezu an den vorgewärmten Mauerstein wie an ein Schmusekissen. Und die beiden “Turteleidechsen” hatten nur das Eine im Sinn. Viel Glück!

 

Auf dem Waldbegang des Waldausschusses konnten wir im “Kaveloch” nicht nur ersten Froschlaich dokumentieren,

 

auch eine Goldammer beäugte aus sicherer Distanz die Szenerie. Schwierig auf Platte zu bannen!

 

Ein weiterer Frühlingsgast, der uns jedes Jahr mit zwei, drei Nestern hinter´m Haus beglückt, ist das Rotschwänzchen. So als wollte es uns sagen “da bin ich wieder” präsentierte sich das Männchen Sonntag morgen auf unserer Terrasse.

 

 

 

 

“Die Musel zaicht die Zänn!”

Wettertechnisch ist derzeit nach dem warmen Februar (über 20°C an den letzten Tagen des Monats!) eher Aprilwetter angesagt. Alles zeitlich ein bißchen ver-rückt eben. So hat denn schon am Rosenmontag ein ordentliches Lüftchen geweht, was aber heute durch Sturmtief “Eberhard” noch getoppt wurde. Wenn der Wind ungehindert durch das enge Moseltal pfeifen kann, wird der sonst so gemächlich dahin treibende Fluss zum Whirlpool.

Aus der Fassung gebracht!

Die Alten haben dafür den Ausdruck “Die Musel zaicht die Zänn”  –  “Die Mosel zeigt die Zähne” geprägt. Damit ist das Schauspiel treffend beschrieben. An den Bojen zerstäuben die “Brecher” in einer schäumenden Gicht und die Windböen sind als Wellenspiele auf dem Wasser schön zu beobachten. Die Wellen schmücken sich mit weißen Schaumkronen und entfernt erinnert das an ein Gebiss  –  wenn auch ein löchriges. Wenn ich mich recht erinnere, steht ein  Wetterwechsel bevor, wenn “die Musel die Zänn zaicht”. So ist für die nächsten Tage mit kühlen Temperaturen und sogar ein bißchen Schnee zu rechnen. Wer die Traubenhüter kennt, weiß –  denen wäre das gar nicht so unrecht. Muss ja nicht jedes Jahr einen frühen Austrieb geben.

Kräftige Böen mit Sonnenschein

Mit dem ersten nicht eilen…

…mit dem zweiten nicht weilen! Diese, für Laien etwas rätselhafte Anleitung, stammt von der legendären Geisenheimer Hochschulkoryphäe und Verfasser des Standardwerks “Technologie des Weines”, Professor Gerhard Troost (im übrigen ein Moselaner!) und bezieht sich auf den sogenannten “Abstich”. Das klingt erstmal blutrünstig, bedeutet aber lediglich die Trennung des jungen Weines von seiner Mutter, der Hefe, die sich nach getaner Arbeit am Fassboden zur Ruhe gelegt hat. Die Traubenhüter haben diese Maxime beim `18er berücksichtigt und in den letzten Wochen abgestochen.

Sie hat ihre Arbeit getan. Blick durchs Mannloch auf kerngesunde Hefe

Zu meinem Leidwesen geistert ja noch immer die Legende der “Weinmacher” durch die vermeintliche Fachliteratur. Ein schreckliches Wort, das im übrigen nicht stimmt. Wenn man einen “Macher des Weines” (es ist und bleibt ein schrecklicher Ausdruck!) denn unbedingt benennen will, dann müsste die Weinhefe Saccaromyces cervisiae damit geehrt werden. Sie ist es, die in einem wahrhaft mystischen Prozess aus einem süssen Saft ein völlig anderes Produkt erschafft, das soviel Raum für Philosophie und Genuss und Kultur lässt, dass es zu Recht die Menschheit seit Jahrtausenden begleitet – den Wein!

Moment – wird jetzt der geneigte “Asterix” – Leser stutzen – cervisia? Das ist doch Bier! Exakt! Hefe, ob sie denn jetzt im Most/Wein, im Bier oder als Backhefe tätig ist, ist im Grunde immer der gleiche Hefestamm, eben die Saccharomyces (“Zuckerpilz”), wobei sich im Laufe der Jahrhunderte einzelne “Spezialisten” herausevolutioniert haben. Außerdem ist die Hefe relativ einfach zu vermehren und zu züchten. Im Weinbereich kann man daher mittlerweile aus bis zu 400 verschiedenen Hefen auswählen, die alle einzeln beschrieben sind und ganz bestimmte Eigenschaften aufweisen.

Letzte Erinnerung an die Gärung!

Die Traubenhüter sind da aber, wie zu erwarten, konservativ. Hefen, besser ihre Sporen, sind praktisch in der Umgebung überall präsent, sowohl im Weinberg, wie aber auch im Weinkeller. Auf diese natürlich vorhandenen Helfer setzen wir. Ich will nicht so weit gehen, dass jeder Winzer sozusagen über seine eigene Hefe verfügt. Unbestritten ist aber, dass diese “wilden” Hefen ganz individuelle Eigenschaften besitzen und den Weinen einen einzigartigen Charakter verleihen. In diesem Sinne sind “spontan vergorene” Weine höchst authentisch. Die Ausprägung dieser Authentizität variiert dabei von Jahrgang zu Jahrgang, ja, auch von Weinberg zu Weinberg, von Winzer zu Winzer. Und da haben wir sie wieder  –  die “Artenvielfalt”. Und das ist das Schöne:  in jedem Jahr zu probieren, wie die “Hefemütter” ihre Kinder, die Weine, “erzogen” haben.

Der nüchterne Abstichvorgang ist an sich nichts Weltbewegendes, aber die wahrhaft sinnliche Erfahrung des Kellerwirts ist bemerkenswert. Ein gesunder Hefesatz ist ockerfarben, von sämiger bis fester Konsistenz und mit einem Duft, der, tja – unbeschreiblich ist:  hefig, weinig, fruchtig – alles gleichzeitig, sinnlich eben.

 

 

 

St. Matheis bringt Eis…..

…oder bricht Eis. Und letzteres hatten wir dann heute ziemlich vehement. Ein bißchen Eis zum Brechen gab´s in den frühen Morgenstunden bei -3,5°. Aber dann  –  ab ging die Post bis +15°! (Soll noch nicht Ende der Fahnenstange sein, sagen die Wetterfrösche). Hatten die Traubenhüter gestern noch das Vergnügen beim Rebschnitt, war heute Flanieren rund um die Kreuzlay angesagt. St. Matheis hielt dann einige (Frühlings-)überraschungen bereit: zum einen beobachteten wir ein Wanderfalkenpärchen, das sich offensichtlich zum Bleiben in den Felsen entschieden hat. Wenngleich sich die Bestände dieser Jagdspezialisten seit der fast völligen Ausrottung durch die Ausbringung des Giftes DDT in der Landwirtschaft in den 60er Jahren, wieder gut erholt haben, ist die Freude doch immer wieder groß, wenn man Brutpaare dokumentieren kann.

Gleich in der Nachbarschaft zog der erste Rotmilan des Jahres seine majestätischen Kreise. Ein Riesenexemplar – geradezu atemberaubend. In Hatzenport ist der Rotmilan nicht mal so ungewöhnlich, ihn aber zum ersten Mal im Jahr bei seinen Sondierungsflügen zu beobachten, erzeugt einfach nur Freude. Ein weiterer Frühlingsvogel zog von Südwest nach Nordost gleich 40-fach über die Kreuzlayruhebank hinweg – ein kleiner Kranichschwarm strebte nach vier bis fünf Orientierungs- und Aufwindrunden Richtung Sommerquartier in Skandinavien.

Einen echten (Achtung – gewaltiges Wortspiel!)   “Zipp(H)ammer”  konnten wir vom “Küppchen” aus auf Fotoplatte bannen:  die erste Zippammer des Jahres 2019!!! Sie ist auf der Liste der bedrohten Tierarten als “vom Aussterben bedroht” eingestuft und daher freuen wir uns ganz besonders, dass Jahr für Jahr mehrere Paare bei uns in Hatzenport “ihre Zelte aufschlagen”.

Der nächste Profiteur des Vorfrühlings im Spätwinter zeigte sich in den Felsen oberhalb des Traumpfads: Lerchensporn. Ohnehin ein Frühblüher, ist sein Auftreten am 24. Februar jedoch bemerkenswert früh.

Und zum guten Schluß ließ sich eine noch junge Mauereidechse beim spätnachmittäglichen Sonnenbad zu einer Fotosession herab.

Es ist also schon einiges zugange draußen in der Natur. Darf ich noch ein bißchen unken? Hoffentlich überrascht uns nicht der “Märzwinter”, wie im letzten Jahr oder 2013 – dann ist nämlich auch ganz schnell “Schluß mit lustig”. Viel mehr Sorge habe ich jedoch beim Blick auf die anhaltende Trockenheit! Seit dem 1.1.18 bis heute verzeichnen wir in Hatzenport steppenmäßige 465 l/m² Niederschlag! Bestimmt gut für Federgras, Goldaster, Hauswurz und Co., aber Reben brauchen Wasser. Vielleicht bin ich aber auch nur ein notorischer Schwarzseher….

Und jetzt – das Wetter “Die Sache mit dem Omega”

In den letzten Tagen ist in den Wetternachrichten des öfteren von der sogenannten “Omega-Wetterlage” die Rede. Damit gemeint ist ein kräftiges Hochdruckgebiet, das sich über Mitteleuropa gebildet hat und damit von Westen heran rauschende Tiefdruckgebiete auf eine nördliche Zugbahn um den Hochdruckblock zwingt. Der Verlauf dieser Zugbahn ähnelt auf den Wetterkarten dem griechischen Buchstaben Omega   Ω

“Omega” lässt Bienen Honig sammeln! Die erste Biene des Jahres 2019 auf einem Winterling in unserem Vorgarten

Die Folge dieser Konstellation: da sich das Hoch im Uhrzeigersinn dreht, “schaufelt” es sehr warme Luftmassen aus Südwesten zu uns. Andererseits befinden wir uns Mitte Februar immer noch im (Spät-)winter! In den klaren Nächten kühlt es recht kräftig ab und es wird teilweise richtig “schattig” (bis -4°C). Die Feuchtigkeit der Südwestluft ergibt dann frühmorgens manchmal dicken und zähen Nebel. Die sogenannte “Inversion” (warme Luft über bodennaher, weil schwererer Kaltluft) bringt dann in der Höhe auch nachts fette Plusgrade, während die sich in den Flusstälern erst nach Nebelauflösung bei strahlend blauem Himmel am Nachmittag einstellen.

Bestes Rebschnitt-Wetter! Im T-Shirt am 16. Februar

Beim Rebschnitt genießen die Traubenhüter natürlich diesen Vorfrühling. Am 16.2. wackelte sogar der erste große Tagfalter an der Wetterstation über uns hinweg (Ferndiagnose: Tagpfauenauge). Am selben Tag beobachteten wir zwei Kranichzüge Richtung Nordost (und das waren nicht die ersten in diesem Jahr!) und in Zeile 4 vom Weg aus, blühte doch tatsächlich schon Ehrenpreis!

Als Gesamtkontextbeobachter sieht Thomas das natürlich nicht ganz so positiv. Nicht nur, dass der Januar so garnicht “vor Kälte geknackt” hat, wie wir uns das wünschen würden (obwohl – es ging noch), der Februar liegt nur deshalb, speziell bei uns in Hatzenport, bei den Durchschnittstemperaturen einigermaßen im Soll, weil wir diese bis 11 Uhr dauernden  Morgennebel haben, die uns bei der übermäßigen “Überhitzung” einbremsen.

Bei aller Schönwettereuphorie gerät aber ein ganz wichtiges Detail vollkommen aus dem Sichtfeld – die anhaltende Trockenheit! Bei der Rundfrage unter den Moselaner Winzerkollegen war ich ganz erstaunt, dass z.B. in Leiwen im Dezember ´18 immerhin  125 l/m² gefallen sind. In Hatzenport gerade mal die Hälfte! Und die ersten beiden Monate 2019 weisen schon wieder ein dickes Niederschlagsdefizit aus (gut 40%). Durchdringende Winterfeuchte ist was anderes!

Bin ich eigentlich schon wieder am jammern?

Ein herrlicher Sonntag heute. Beim Spaziergang durch die Kreuzlay haben wir schon einiges “in den Startlöchern” gesehen, aber Frühling ist noch nicht!

Saatmohn, Vogelwicke und Co. in Startposition!

Probieren geht über studieren

Nach diesem löblichen Motto bin ich schon im Studium vorgegangen – und es hat nicht geschadet!

Vielleicht hat sich ja auch Julia an ihre noch nicht sooo lange zurückliegende Studienzeit erinnert und die Idee der “Weinprobe rund um Burg Eltz” initiiert. Tatsächlich haben sich innerhalb weniger Wochen elf Weingüter (4 aus Müden, 3 aus Moselkern, 3 aus Hatzenport und 1 aus Kattenes) zu einer echten Jungweinprobe zusammen getan und die Moselkerner Kirmes am Samstag Abend bereichert. Vom bereits gefüllten Rivaner bis zur edelsüssen, noch naturtrüben Auslese ging die Auswahl der 24 Weine.

Rund um Burg Eltz

In der nahezu voll besetzten Elztalhalle genossen die Weinfreunde diese in der Tat ungewöhnliche Probe, denn eine kreisübergreifende Zusammenarbeit hatte bisher noch keiner der Akteure auf der Agenda. In einer humorvollen und engagierten Moderation stellten die Winzer ihre Weine selbst vor und so gelang eine Weinleistungsschau der Superlative, die noch lange in Erinnerung bleibt (bis zur Fortsetzung im nächsten Jahr?). Selbstverständlich waren auch die Traubenhüter mit von der Partie und präsentierten, noch richtig jugendlich und kohlensäurebetont, einen trockenen und einen feinherben Qualitätswein und die Krönung unseres Weinjahres 2018, die edelsüsse Auslese.

Was auf jeden Fall über den, wie im Flug vergangenen, Abend bleibt, ist die gute und kollegiale Präsentation unserer regionalen Weine – in einer einzigartigen Landschaft erzeugt zur Freude aller Genießer!

 

Der (Blut-)mond ist aufgegangen

Live und in Farbe

Die Traubenhüter haben es wieder getan! In aller Herrgottsfrühe raus und bei “kuscheligen”  -10°C auf dem Kreuzlayberg den “Blutmond”, eine totale Mondfinsternis, beobachten. Dieses Phänomen zu bewundern hatten wir ja schon im letzten Juli das Vergnügen. Aber bei kalter, klarer Luft war es diesmal doch wesentlich eindrucksvoller.

Zwar befindet sich der Mond bei diesem Ereignis genau im Kernschatten der Erde, aber das Sonnenlicht wird seitlich an der Erdatmosphäre gebrochen und streut so rötliches Licht auf den Mond. Den martialischen Namen haben dann unsere Vorfahren geprägt.

Ein bisschen verschwommen, aber authentisch

Wenn man da so still auf der dunklen Feldflur steht, trotz des jungen Morgens Matthias Claudius`  “Abendlied”  im Sinn, die Eiseskälte einen wie mit frostigem Handschuh ins Gesicht packt, der Atem bei jedem Zug dicke Wolken formt und ein Sternenhimmel, relativ wenig von der Lichtverschmutzung beeinträchtigt, sich in seiner ganzen Unendlichkeit über einem wölbt  –  tja, da wird einem die eigene Rolle im Universum bewusst. Und man sieht  –  sie ist sehr, sehr klein, um nicht zu sagen unbedeutend.

Aber was rede ich – lege den Kopf in den Nacken, erkenne den mächtigen “GroßenWagen” über mir und vorab, gegen Nordwesten, hängt die rote Scheibe des verfinsterten Vollmondes. Gänsehaut! Während Magdalena mit der Belichtungszeit der Kamera kämpft, denke ich daran, dass in diesem Jahr 50 Jahre “Mann im Mond” gefeiert wird.

Und dann schießt noch lautlos eine Wahnsinns-Sternschnuppe von Nord nach Süd! Ich hab mir gleich den Weltfrieden gewünscht  –  aber was man sich wünscht, darf man ja nicht laut sagen  –  jetzt wisst ihr´s: Ich hab´s vermasselt!

Blutmondbedingungen gibt´s übrigens für uns erst wieder an Silvester 2028. Wir bereuen jedenfalls nicht, uns ein paar Stunden Schlaf für dieses Naturerlebnis “abgeknapst” zu haben.

Vollmond

Abendlied

Der Mond ist aufgegangen,
die goldnen Sternlein prangen
am Himmel hell und klar;
der Wald steht schwarz und schweiget,
und aus den Wiesen steiget
der weiße Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille
und in der Dämmrung Hülle
so traulich und so hold,
als eine stille Kammer,
wo ihr des Tages Jammer
verschlafen und vergessen sollt!

Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost verlachen,
weil unsre Augen sie nicht sehen.

Wir stolze Menschenkinder
sind eitel arme Sünder
und wissen gar nicht viel;
wir spinnen Luftgespinste
und suchen viele Künste
und kommen weiter von dem Ziel.

Gott, laß dein Heil uns schauen,
auf nichts Vergänglichs trauen,
nicht Eitelkeit uns freun;
laß und einfältig werden
und vor dir hier auf Erden
wie Kinder fromm und fröhlich sein!

Wollst endlich sonder Grämen
Aus dieser Welt uns nehmen
Durch einen sanften Tod!
Und, wenn du uns genommen,
Laß uns in Himmel kommen,
Du unser Herr und unser Gott!

So legt euch denn ihr Brüder
in Gottes Namen nieder.
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott, mit Strafen
und laß uns ruhig schlafen
und unsern kranken Nachbarn auch.

Matthias Claudius

Wenn der Bauer hinter´m Ofen pennt…..

….der Winzer in den Weinberg rennt  –  um hier mal wieder das passende Zitat meines Landwirtkollegen Matthias H. anzubringen (diesmal als Überschrift).

Wir befinden uns in der Zeit des Hochwinters, auch wenn mir das nicht ganz so überzeugend aus den Tasten kommt. Tiefsttemperatur bisher: -2,3°Celsius am 3. Januar um 2.00 Uhr    Ausbaufähig, wie ich finde, aber immerhin schon eine Ecke kälter als die Tiefsttemperatur des gesamten Januars 2018: -1,8°C am 15. Januar 1.00 Uhr. Die Wetter-Auguren raunen, dass es ab kommendem Wochenende tatsächlich richtig frostig kommen könnte, aber die erfahrenen Meteorologen wissen es  –  alles was über die Drei-Tages-Prognose hinausgeht, ist “Kaffeesatzleserei” und man kann auch würfeln. Nichtsdestotrotz würde es mich freuen, mal wieder einen Glühwein auf dem zugefrorenen Bahnhofstümpel zu schlürfen. Na, wann hatten wir zuletzt das Vergnügen? Richtig, am 12. Februar 2012 bei -13°C! Nur wenige Tage vorher, am 7.2. haben wir die seit Bestehen der Agrarwetterstation (2005) niedrigste Temperatur gemessen: -17,3°C!

Also, falls die Esel mal wieder Gelegenheit haben, auf´s Eis gehen zu können – der passende Blog ist heute schon versprochen.

Früher, sehr viel früher, war es so kalt um diese Zeit, dass sogar der Winzer hinter´m Ofen  –   nicht pennte, aber Weiden spleißte. Im Keller wurde fleissig Jungwein probiert und wenn´s einigermaßen temperaturmoderat war, ging´s an den Rebschnitt. Im Grunde praktizieren wir Traubenhüter diesen klassischen “Winterdreikampf” ja immer noch, lediglich das Weiden spleißen wird durch “Strohballen schleppen” ersetzt.

Was aber über all die Jahrhunderte Weinbau an der Mosel gleich geblieben ist: beim Rebschnitt ist die beste Zeit zum Sinnieren, Philosophieren, zur Ruhe kommen. Der Schnitt geht quasi intuitiv von der Hand und die Gedanken sind frei.

… und die Gedanken sind frei…

Geschätzte 80% aller Winzer bezeichnen den Rebschnitt als ihre liebste Tätigkeit und das hat tatsächlich mit dieser Reduktion auf sich selbst zu tun. Wird der Drang zur Kommunikation dann doch mal groß, bleiben einem immer noch die hölzernen Zuhörer. Unvergessen die Worte von Senior Felix (auch so ein Rebschnittfanatiker) zu seinen Schützlingen, wenn er an einem Stock mit vier oder fünf “guten Trieben” auf zwei reduzieren musste: “Dot ma leid, Hansi, owa dau mooss fott!”  (..und die Reben hießen alle “Hansi”!).

In der Natur ist zur Zeit wirklich einigermaßen Ruhe eingekehrt und das ist wichtig. Nach dem trockenstressigen Jahr ist “Urlaub” das Gebot der Stunde für die gesamte Vegetation. Ausnahmen bestätigen die Regel: Nieswurz und Christrose bestätigen ihren Ruf als Frühblüher auch dieses Jahr.

Und bei uns hier an der Terrassenmosel fehlt nach nur fast wüstenhaften 420 l/m² Gesamtniederschlag (Durchschnitt der Sonneninsel Ibiza!) in 2018 echt noch eine Menge Wasser. Es muss ja nicht gleich Hochwasser sein.

Metamorphose

Der letzte Lesetag liegt nun auch schon wieder zweieinhalb Monate zurück. Was macht eigentlich der `18er?

Spiegel-Kabinett

Na, er kriegt fast täglich Besuch vom Traubenhüter! Ganz gemächlich und unspektakulär verlief bei fast allen Mosten die Gärung. Wie im letzten Jahr setzte sie spontan ein und mittels Überimpfung (das Verteilen von einigen Litern gärendem Most auf nachfolgende Partien) haben wir den neuen Jahrgang “auf Trab” gebracht.  Mit Hilfe  der Kühlung gelang bei den dafür vorgesehenen Weinen aus dem Kirchberg ein problemloser Stopp. Jetzt liegen alle auf der Hefe und ruhen sich aus. Natürlich gibt es auch einen “Ausreißer”  –  na, wer wohl?  –  eins von zwei Fudern “Bischofstein”. Das lässt sich einfach nicht beirren und gärt unverdrossen, aber sehr langsam vor sich hin.

So eine alkoholische Gärung hat schon etwas Mysteriöses, Geheimnisvolles. Im überschaubaren Maßstab des Traubenhüter-Pfarrhauskellers ist das sicherlich noch unmittelbarer spürbar, als in einer großen, mit zig-tausend-Liter-Tanks gespickten Riesenhalle. Um diesen Mythos zu bewahren, greifen wir nur ganz behutsam in die Abläufe ein und nehmen das an, was letztlich den abfüllbereiten Wein ausmacht.

Aus diesem respektvollen Blickwinkel betrachtet erschließt sich dann auch die anfangs vielleicht irritierende Überschrift: Metamorphose heißt Verwandlung. Die bekannteste und überwältigenste Metamorphose ist die von der Raupe zum Schmetterling  –  wer würde bestreiten, dass die Verwandlung von der Traube über den Most zum Wein dem mindestens ebenbürtig ist?

 

Winterwunderland

Es hat geschneit!

Weiße Weite

In diesem heißen, trockenen, verrückten Wetterjahr 2018 ohne Frühling, mit Schwitz-Herbst und Niedrigwasser ist es ja tatsächlich erwähnenswert, wenn sich die Wetterchoreographie mal an das Normale hält  –  Schnee im Winter!

Magdalena hat sich am 3. Advent früh aufgemacht, um die Faszination der weißen Pracht zu erspüren. Schneelandschaften haben etwas ungemein Beruhigendes:

Die andere Dimension – Schnee

die Mosel liegt dunkel und unbeweglich in ihrem Bett, der Lärm der wenigen Autos, die unterwegs sind, scheint vom Schnee verschluckt zu werden und ein bißchen entsteht der Eindruck, als drehe sich die Welt ein wenig langsamer. Ein im wahrsten Sinne des Wortes Winterwunderland!

Ob der Blick über die weiße Weite oder die Schlehen- und Weißdornfarbtupfer mit Schneemütze  –  eine komplett verwandelte Landschaft.

Sie haben diese Nacht, alle friedlich zu gebracht!

Und erstaunlich, was da am frühen Wintersonntagmorgen schon alles unterwegs ist. An den Spuren im Schnee sind Hase, Reh, Fuchs und Maus recht gut zu identifizieren.

Ein mehr als seltener Gast ließ sich auch durch´s Fotoshooting nicht beirren: ein Fasan!

Kletterpfad Rabenlay Attention! Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich.

An den markanten “Fuss”-abdrücken im Schnee ließ sich sogar die “Reiseroute” des Hühnervogels rekonstruieren:

vom letzten Teil des Klettersteigs, über´s Rabenlay-Plateau bis zur Ruhebank am Löfer Bergweg muss das schöne Tier auf Nahrungssuche gewandert sein. Hoffentlich war´s kein Einzeltier. Und wir alle kennen ja das Sprichwort: “Ein Fasan macht noch keinen Winter.” (Mein Gott, was für ein Flachwitz….)

Erd-Sterne zu Weihnachten

Es gibt wohl niemanden, der beim Blick in einen nachtschwarzen, aber mit Sternen übersäten Himmel nicht fasziniert ist. Ziemlich unerreichbar für uns, in unzählbarer Vielfalt in Sternenbilder eingebunden. Und jeder einzelne Stern birgt das Geheimnis von der Entstehung und des Daseins- dabei muss man für schöne Sterne gar nicht so weit in die Ferne blicken. Mitunter spriessen sie direkt neben unseren Wanderschuhen.

Wie viel Freuden werden zertreten,
weil die Menschen meist nur in die Höhe gucken und,
was zu ihren Füßen liegt,
nicht achten.
                                              Johann Wolfgang von Goethe

Was Magdalena da auf dem Laysteig fotografiert hat, sind sogenannte Erdsterne. Es sind kurioserweise Pilze, die es warm und trocken lieben, da sie ursprünglich in östlichen Steppengebieten zuhause sind (und so passen sie gut in die Gesellschaft anderer, seltener Steppenabkömmlinge wie Federgras, Goldaster und Co.).

Die Sporen dieser Pilze reifen im Innern des Fruchtkörpers. Dieser liegt zunächst unter der Erdoberfläche. Erst bei der Reife der Sporen reißt die Hülle mit 6-8 nach unten umgerollten Lappen sternförmig auf und drückt den Fruchtkörper aus dem Boden. An der Spitze der Innenhülle liegt eine Öffnung, aus der bei Wind die Sporen wie eine Rauchwolke entweichen.

Wo kommst du her?
Was birgst du in dir?

Diese Winzlinge üben auf uns ebenso eine Faszination aus und bergen Geheimnisse und Fragen.

Wir Menschen werden wohl nie alle Vorgänge restlos entschlüsseln!

 

 

Wahrscheinlich ist damit das Geheimnis von Weihnachten beschrieben. – Glück empfinden und gespannt sein, weil vieles um uns herum nicht zu erklären ist.

 

Wir wünschen all unseren Kunden und Lesern des Blogs,

Frohe Weihnachten             im Kreise Ihrer Lieben   
                                           und  
alles Gute für das Jahr                                  2019

……natürlich beim Genießen der Geheimnisse unserer Weine 🙂

Morning has broken

Einen der ersten Frostmorgen dieses Herbstes haben die Traubenhüter vor zwei Wochen für ein besonders eindrucksvolles Naturerlebnis genutzt. Noch vor der Dämmerung haben wir unseren inneren Schweinehund überwunden, der doch tatsächlich ein langes Ausschlafen geplant hatte und uns zur Kreuzlay aufgemacht. Wenn man bedenkt, dass es Sonnenaufgänge  jeden Tag gibt, ist es umso unverständlicher, warum man nicht öfter dieses grandiose Schauspiel beobachtet.

Vorglühen

Im Tal ist es noch still, die Luft ist klar und kalt und minütlich verändern sich die Farben am südöstlichen Horizont. Zwischendurch wabern aus dem Ehrenburger Tal feinste Nebelschwaden, ziehen in halber Hanghöhe moselaufwärts, verwirbeln lautlos vor der Siebenuhrlay und lösen sich dann wie von Zauberhand auf.

Über´m Fahrbüsch steht wie ein Diamant die Venus, die jetzt, Mitte November, ab vier Uhr früh den Blickfang im Sternenhimmel darstellt. In Blickrichtung Kröpplingen beginnt sich derweil der Himmel von zartrosa über blaugelb bis orange zu verfärben und

Durchbruch

hinter den Bäumen am Horizont blitzt die Sonne wie ein glühender Ball auf. Das ist wirklich grandioses Open Air Kino!

 

Noch bevor die Flammenkugel uns, trotz der Frosttemperaturen, die wärmenden Strahlen über´s Gesicht streichelt, ist Richtung Burg Bischofstein schon das obere Drittel des Waldes beleuchtet.

 

Spot an!

Auch knapp über die Johanneskirche hinweg, lässt die Sonne wie ein Studioscheinwerfer einen blassorangenen Fingerzeig gleiten.

Ich kann euch sagen, dass wir ordentlich durchgefroren waren, aber es war nicht der letzte Sonnenaufgang, den wir uns in diesem Jahr “gegönnt” haben!

Übrigens – zur Nachahmung empfohlen..

Amsel, Drossel, Fink und ?

Was war da draußen los am vorletzten Samstag gegen 10 Uhr? Im Hartriegel vor unserem Wohnzimmerfenster rangelten an die 50 Piepmätze um die vollreifen Beeren. Es dauerte tatsächlich eine Weile, bis einige wenige “Wuseler” soviel Ruhe hielten, dass ich sie als Stare identifizieren konnte.

Stare! Kein Zweifel – Im Schlichtkleid (ab Herbst) mit weißen Tupfen übersät.

Und dann fiel mein Blick auf die fünf Stromleitungen zwischen unserem und dem Nachbarhaus  –  Hitchcock´s  “Vögel”  waren nix dagegen! Mit geschultem “Kranich-Überschlagszählung-Blick” schätzte ich, dass da locker 400 Stare dicht an dicht aufgereiht die Drähte durchbogen. In dieser Art habe ich das zum ersten Mal gesehen und ein bißchen gruselig war´s auch.

Schaurig schön!

Wegen der Trauben und den Hütern werden die Stare wohl keine Freunde mehr von mir, aber mit diesem Massenauflauf haben sie mich doch ganz schön beeindruckt.

Und zu guter Letzt:  der Star ist “Vogel des Jahres 2018”  –  so hat er sich noch einmal nachhaltig in dieser “Funktion” in Erinnerung gebracht!

“Gut Wein will Weile haben” oder Riesling 2017 ist vollendet

Erinnerung an 2017

Es erscheint etwas widersprüchlich, jetzt, wo der neue Jahrgang in den Tanks liegt, den vergangenen Jahrgang in den Fokus zu rücken. Im Grunde ist es aber, der Traubenhüter-Philosophie folgend, nur logisch. In unserer schnelllebigen Zeit, in der alles jetzt und gleich sofort sein muss, ist es geradezu wohltuend, sich nun den Weinen zu widmen, deren Entstehung bereits mit den ersten Rebschnitten im Dezember 2016 begonnen und bis zu Füllung und Angebot in der Weinliste gut 21 Monate gedauert hat.

Rebschnitt in den Wintermonaten

 

Der Übergang vom Geschein zur Traube – die Traubenblüte im Juni

Nach (damals) historisch früher Traubenlese und viel Umsorgung der durch Spätfrost im April `17 in der Menge ordentlich reduzierten, flüssigen Schätze, haben wir den 2017er Riesling Mitte Juli 2018 gefüllt.

Wertvolle Fracht – Zwischenziel Anfang Oktober erreicht

 

Keltern und eine gute Lebenswelt für die Gärung schaffen
Letzter Check vor der Füllung
“Flüssiger Schatz” oder “Gute Aussichten”
Sehnsuchtvolles Warten

 

Die Vollendung

Fünf Individualisten haben Quartier in unserem Flaschenlager bezogen: aus jeder der drei Weinbergslagen eine trockene Variante und aus unseren Parzellen im Kirchberg noch einen Riesling halbtrocken, sowie als Krönung eine edelsüsse Auslese. Von der feinwürzigen Süsse dieses Weines überwältigt, haben wir uns zur Verwendung des Prädikates entschlossen.

Fünf Individualisten bereiten Ihnen Gaumenfreude
Burg Bischofstein      trocken mineralisch-leicht
Kirchberg                     trocken kräftig und schieferbetont
Stolzenberg                 trocken vollmundig mit einer cremigen Note
Kirchberg             halbtrocken fein ausbalanciertes Süße-Säurespiel
Kirchberg  Auslese   edelsüss feinfruchtig                                                             hat sich das Prädikat Auslese wahrhaft verdient

Wie bereits seit unserem “Start up” in 2015 haben wir auf Chaptalisierung verzichtet, sodass die trockenen Rieslinge in guter Moseltradition mit moderaten 11,5 – 12 Volumenprozent vorhandenem Alkohol aufwarten. Trinkgenuß pur!

Durch den geringen Hektatertrag von lediglich 35 hl, überzeugen die Weine durch ein ausgesprochen intensives Mundgefühl.

Wir haben die Weinpreisliste aktualisiert, sodass alle Weinfreunde derzeit unter neun individuellen Traubenhüter-Rieslingen auswählen können. Bestellen Sie ganz bequem über unsere Preisliste. Diese können Sie unter der Rubrick “Der Weg der Traube – Unsere Weine  oder  – Preisliste” anfordern.  Nun heißt es also: Goldenen Oktober genießen und in flüssigen 2017er Erinnerungen schwelgen!

 

Traubenlese 2018 – Oh Herr, der Sommer war sehr groß – (und erst der Herbst)

Am Ende eines langen Sommers

…tja, in Zeiten des Weinbauklimawandels ist auch der gute, alte Rilke nicht mehr up to date. Trotz des Superlativs in seinem berühmten Gedicht, ist das leider mit dem “sehr groß” eine fette Untertreibung!

Laut Agrarmeteorolgie RLP hatten wir am 17.10. den 108. Sommertag (Temperaturmaximum >25° C) in diesem Jahr!! Mit Fug und Recht gehen einem da die “historischen” Rekordvermeldungen langsam aus. Parallelen sind 1921, 1947, 1959, 1976 und 2003  –  und doch ist 2018 “Primus inter Pares”.

An diesen außergewöhnlichen Sommer schloß sich dann ein “Wahnsinnsherbst” an.

Ein Winzerkollege meinte: “Ob wir ein solches Jahr, eine solche Trockenheit, eine solche Lese wohl nochmal erleben werden? Wohl kaum!” (Diese Aussage hält mindestens mal bis 2019 :))

Es hat eben einfach alles gepasst – eine passable Winterfeuchtigkeit, optimale Vegetationsbedingungen ab Anfang April, frühe Blüte, konstantes Wachstum, keinerlei Unwetter, null Pilzinfektionswetter, ein warmer, trockener September, kerngesunde Trauben, eine entspannte, entzerrte Traubenlese. Es hat, trotz aller Angespanntheit, einen Riesenspaß gemacht.

Neues Team

Die Traubenhüter haben in diesem Jahr bei den Helfern in der Lese den Generationswechsel geschafft: verdiente Recken wie Paul und Willi genossen das milde Traumwetter diesmal im Liegestuhl und Ira, Jule, Sophia und Anja machten ihre ersten Gehversuche im “steilen Bann”. Ihre Feuertaufe haben sie mit Bravour bestanden und wir freuen uns auf kommende Traubenlesen. (Auch weil Beate, Birgit, Annette, Marion, Lydia, Rolf, Holger, Angelina, Bärbel, Rainer, Justus, Simon und Dietmar den Traubenhütern wieder unter die Arme greifen.  Danke an euch alle!)

Selten haben wir in allen Weinbergen solch gesunde Trauben ernten dürfen.

Goldgelber Riesling aus ungewohnter Perspektive

 

Zum Anbeißen!

Sie haben uns einfach “angelacht”. Während der gesamten Lese haben wir die Sonne in vollen Zügen genossen.

Ein spannender Augenblick – der erste Most
90° Öchsle – so kann`s weitergehen

 

 

 

 

 

Mostgewichte von 86° bis 98° Oechsle und Erträge nur wenig über unserem angestrebten Hektarertrag von 6 Fuder, lassen das Winzer- und Kellermeisterherz jubilieren. Nach dem zweiten Jahr unserer Umstellung auf kontrolliert ökologischen Weinbau, glauben wir feststellen zu können, dass das Ökosystem sich schon ordentlich eingerenkt hat. In einem gesunden, artenvielfältigen Weinberg scheint auch die übergroße Trockenheit keinen bleibenden Schaden hinterlassen zu können.

Traubenleser – Pause

Der Weinjahrgang 2018, ein in jeder Hinsicht bemerkenswertes und denkwürdiges Jahr, vollendet sich nun im Keller. Wir freuen uns, sind dankbar und stimmen Rilke nochmals zu: “Oh Herr, der Sommer war sehr groß!”

 

 

“It never rains in southern Hatzenport”… oder “Have you ever seen the rain”

Diesen Blogeintrag hatte ich bereits vor drei Wochen erstellt. Seitdem haben Traubenlese und -vorbereitung mich voll in Beschlag genommen. Weil mir die Überschrift aber so gut gefallen hat, will ich ihn nicht vorenthalten. An der Trockenheit hat sich im übrigen trotz einer Regenflut von 38 l/m² am Sonntag, 23.9. nichts geändert.

Tja, da muss ich doch etwas tiefer in die 60er, 70er Jahre Songkiste greifen, um die derzeitige Dürre angemessen zu betiteln. Die Niederschlagsmenge pro Quadratmeter seit dem 1.1. aktuell:  273 mm/m²! Ein Defizit gegenüber dem langjährigen Mittel von fast 300 l/m²!

Und doch lässt sich auf sonntäglichen Streifzügen durch die verwelkten Felsregionen des Traumpfades unterhalb der Kreuzlay noch pflanzliches und tierisches Leben entdecken, selbst Blühendes!

Am meisten beeindruckt hat uns allerdings (obwohl wir sie im letzten Jahr in “El Dorado” schon gewürdigt haben) die Goldaster. In überpflanzlicher Anstrengung hat sie irgendwo noch kleinste Wassermengen angezapft und investiert sie in leuchtend gelbe Blüten, um Insekten anzulocken und letztlich ihren Fortbestand zu sichern.

Für dieses leuchtende Gelb hat die Goldaster die letzten Reserven mobilisiert

Dauerbrenner was das Blühen angeht ist ja ohnehin die Karthäusernelke. Sie ist praktisch von April bis Oktober aktiv und erfreut uns als pinkfarbener Farbklecks in diesen braun-verbrannten Steppenlandschaften.

Rosa Blüte in der Wüste

Ein echtes Stilleben gibt der Dachhauswurz auf dem Foto ab. Man hat den Eindruck, ihm kann es gar nicht trocken genug sein. Der botanische Name lautet auch nicht umsonst “sempervivum” (der immer Lebende)!

Für dieses Dachwurz-Flechten-Stilleben hat es Jahre gebraucht

Am Ende eines heißen, trockenen Vegetationsjahres ist die Berberitze bereits angekommen. Leuchtend rot gibt sie ihre Standorte in der Kreuzlay preis. Wie man nachlesen kann, eignen sich die Früchte hervorragend für Marmelade und sind auch “frisch vom Strauch” essbar. Ich gebe zu – beides haben wir  n o c h  nicht ausprobiert.

Voller Berberitzen-Herbst

Zwar war die Suche nach Steppensattelschrecken (noch) nicht von Erfolg gekrönt, aber uns ist eine Gartenkreuzspinne ins (Foto-)Netz gegangen (boah – Mega-Wortspiel!).

“Fettes Teil”

 

Mariä Geburt ….

….fliegen die Schwalben furt! (“Reim dich, oder ich fress`dich”). Tja, in diesem Jahr, wo ja alles viel früher ist, haben sich auch die Schwalben schon frühzeitig “vom Acker gemacht”. Der kirchliche Festtag Mariä Geburt am 8. September wurde gar nicht erst abgewartet.

Auch das “Sammeln” der Schwalben  –  bevorzugt in großen Gruppen auf Stromleitungen  –  war in diesem Jahr auf ganz wenige Tage begrenzt.

Lagebesprechung

Früher hat man aus einem frühen Wegzug der Schwalben einen nachfolgenden harten Winter geschlussfolgert. Im Umkehrschluss dann natürlich auch gereimt: “Bleiben die Schwalben im September lange, sei Dir vor dem Winter nicht bange.” Na, dann checken wir doch unsere Schlitten schon mal …..

Wir Traubenhüter freuen uns über jede Schwalbe, die wir beobachten können. Zu unserer Kinderzeit, als es im Dorf auch noch mehrere belegte Kuhställe gab, waren die Flugakrobaten zu Hunderten unterwegs. Es gab Misthaufen, die Millionen von Insekten als unerschöpfliche Nahrungsquelle “produzierten” und unbefestigte Feldwege mit Schlammpfützen, wo sich Mehl- und Rauchschwalben mit Nestbaumaterial versorgten. Das hat sich ja nun in den Dörfern alles grundlegend geändert. Umso größer ist die Freude, wenn man an manchen Abenden Schwärmen von siebzig, achtzig Vögeln beim Insekten jagen zugucken kann.

Die Unterscheidung der beiden bei uns am häufigsten vorkommenden Arten ist gar nicht so schwer:  die Rauchschwalben haben lange Schwanzspieße und nisten innen (früher halt “im Rauch” der mit Holz befeuerten Öfen); die Mehlschwalben haben einen kurzen, leicht gegabelten Schwanz und brüten außen unter überstehenden Dachkanten an Haus- oder Stallwänden in kunstvoll angeklebten Halbschalennestern aus Lehm.

Und wenn die Tiere Anfang April dann aus den Winterferien zurück kommen, heißt es erstmal: “Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer”, aber wir wissen, wir bewegen uns unweigerlich drauf zu.

Training für den großen Flug

Also, liebe Schwalben, einen “Guten Flug” und bis nächstes Jahr!

Und jetzt – das Wetter (4) Trocken und heiß

Wir schreiben den 24. August 2018 und meine Gedanken gehen zurück ins Jahr 1947 ( an das ich mich natürlich nicht erinnern kann, aber ich besitze einen Jahresband der Fachzeitschrift “Der deutsche Weinbau” aus diesem Jahr! ) Die Parallelen sind verblüffend!

Ähnlich wie 2018 war 1947 geprägt von einer sehr früh einsetzenden Trockenheit. In den “Berichten aus den Anbaugebieten” wird ab Ende Mai immer wieder darauf hingewiesen. Und Ende August wird auch betrübt festgestellt, dass “die zu erwartenden Mengen die optimistischen Schätzungen des Frühjahres auf Grund der großen Dürre, teilweise bei weitem, nicht erfüllen werden”.

Somit ist über das Wetter ja dann auch schon alles gesagt…..

In der Vegetationsperiode von Mai – August müssen wir in Hatzenport mickrige 116 mm Regen/m² konstatieren  –  ein Defizit gegenüber dem Durchschnitt von 140 l/m²! Leute – wir leben in außergewöhnlichen Zeiten! Noch ein Fakten – Schmankerl: in diesem Zeitraum 80 (!) Sommertage (Tagesmaximum >25°C), davon 37 (!) heiße Tage (Tagesmaximum > 30°C)

Dabei erstaunt zuweilen, dass die Weinberge im Gros noch (von Weitem) recht gesund grün aussehen. Beim näheren Hinsehen allerdings lassen sich schon jetzt Ecken mit beginnender Notreife ausmachen. Im letzten von mir erinnerbaren, ausgesprochenen Dürrejahr 1976 hat es allerdings noch schlimmer ausgesehen. Da war der gesamte gegenüberliegende Moselhang um diese Zeit schon komplett im Herbstmodus. Unser “Indikator” aber ist die Kreuzlay – sie hat sich in den letzten drei Wochen schon in die Winterruhe verabschiedet.

Kreuzlay im Herbstkleid

Was heißt das jetzt für den 2018er? Kurioserweise ist selbst bei anhaltender Trockenheit noch alles drin. Es wird auf das Gespür der “Wingertsmänner und -frauen” ankommen. Leseterminierung, Selektion und zielgerichtetes, zügiges Arbeiten bei Traubenverarbeitung und Mosteinlagerung werden die entscheidenden Faktoren sein. Die Traubenhüter jedenfalls sind bis unter die Haarspitzen sensibilisiert und bereit, die Herausforderung anzunehmen! Auf einen guten Herbst!!!

Übrigens: das Weinjahr 1947 zählt zu den herausragenden Weinjahrgängen des 20. Jahrhunderts  –  das lässt doch hoffen.

Seltene Gäste

Nicht nur im Weinberg, auch auf der großen Wiese neben unserem Haus gehen wir hinsichtlich Artenvielfalt neue Wege. Zum ersten Mal haben wir uns in diesem Jahr vom “Idealbild” der regelmäßig gemähten Graslandschaft verabschiedet (“Rasen” war´s noch nie  🙂  ). Lediglich an den Rändern haben wir zur Beruhigung der Nachbarn einen schmalen Streifen gestutzt. In diesem ausgesprochenen Schmetterlingsjahr und auch Dank des Schmetterlingsflieders in unmittelbarer Nähe hatten wir vielfältigsten flatterhaften Besuch: Segelfalter, Schwalbenschwanz, Weißlinge in allen Größenordnungen, Tagpfauenauge, Kaisermantel, Admiral, C-Falter und und und…

Kein Matrose – ein Admiral!

Ein farbenfroher Gast, den wir im ersten wildwachsendem Jahr noch nicht erwartet hätten, ist die Wespenspinne! Seit gut zwei Wochen fühlt sie sich in ihrem Netz nahe des jungen Hochstammapfelbaumes pudelwohl. Umgeben vom reich gedeckten, mittlerweile vollkommen verdorrten “Gräser- und blühendem Oregano-Tisch”, geht dem prächtigen Exemplar die Nahrung nicht aus. Ein Weinkunde aus der Schweiz, der die Artenvielfalt der Traubenhüterwiese bewunderte, entdeckte letzten Sonntag dann auch noch gleich ein zweites Exemplar!

Mit dem Kopf nach unten lauert die Wespenspinne auf Beute.

Weder Weinberg noch Blumenwiese, sondern unser Badezimmer suchte sich ein Lindenschwärmer für seinen Besuch aus. Ein beeindruckender Schmetterling mit bizarrer Flügelstruktur. Wir freuen uns jedes Mal, wenn wir solche, durchaus nicht häufig vorkommende Spezies, hier bei uns beobachten können.

Ein Prachtexemplar von Lindenschwärmer

Natürlich haben wir ihn nach dem Fotoshooting in die Freiheit entlassen!

 

Was machen eigentlich die Ökos zur Zeit?

Diese Frage stellt man mir in den letzten Wochen von Kollegenseite immer mal wieder, teils spöttisch, teils ehrlich interessiert, weil wir Traubenhüter ja nun wirklich fast anachronistisch Weinbau betreiben:  zu zweit im Steilhang, fast alles von Hand mit ungeheurem Zeitaufwand und dann auch noch Öko!

Tatsache ist, dass wir mit dem ungestümen Wachstum der Reben ganz schön gefordert waren. Erst in den letzten drei Wochen haben wir nach und nach unsere Weinberge gegipfelt. Das zeitlich ausgedehnte Längenwachstum hat die Trauben sehr lockerbeerig gelassen und wir versprechen uns davon eine geringere Abquetschungs- und damit Fäulnisgefahr, falls doch noch größere Niederschläge zur Reifephase hin auftreten sollten. Mittlerweile hat die sengende Hitze und die Trockenheit das Wachstum kräftig eingebremst. Sogar Pflanzenschutzbehandlungen sind zur Zeit kein Thema. Bis zur Lese wird es wahrscheinlich nur noch ein oder zwei Spritzungen mit “Backpulver” geben (gegen Schimmelpilze und damit auch Botytis).

Hinzu kommt, dass wir nicht nur im Rahmen des “Moselprojektes” blühende Weinberge und Säume haben wachsen lassen, sondern auf allen unseren Flächen der natürlichen Begrünung freien Lauf gelassen haben. (Es wurde sogar noch nicht einmal gemäht. Dank der trockenen Hitze ist alles mittlerweile verwelkt und hat Samen gebildet).

Der Lohn für all diese Mühen sind Begegnungen mit Flora und Fauna unserer artenreichen Heimat, die so nur “live” draußen im Wingert erlebbar sind. Daher als einfache Antwort auf die Frage aus der Überschrift hier einige Bilder, die uns Ökos die Weinbergsarbeit versüssen (oh, wie poetisch…  😉

Die Raupe des Taubenschwänzchens in voller Pracht
Schwalbenschwanzraupe in den “Wilde-Möhre-Wiesen” in der “Böschung”
Rapsglanzkäfer (?) auf Fingerkraut
Mauerpfeffer-Kaskaden im Kirchberg
Glücksfoto – Segelfalterraupe auf Weichselkirsche

Um mehr Sonnenlicht aufnehmen zu können, ruht die Raupe in aufrechter Haltung. Rechts oben sieht man noch die kleinen Beinchen.

 

Eichenspinnerraupe im Jungstadium (?)
Eikokons der Zwerg-Kugelspinne

Diese schneeweißen Eikokons gehören zu den auffälligsten Kokons heimischer Spinnen und übertreffen die Erbauerin deutlich an Größe.

“Schreck” lich

Begünstigt durch die heiße, trockene Witterung der letzten Wochen und unterstützt von unserem ungestörten, vielfältigen Beikraut sind in diesem Jahr auffallend viele Schrecken unterwegs. Die “Stars” dieser Spezies (Sattelschrecke, Ödlandschrecke, Grosses Heupferd) sind uns ja bekannt, wir sind aber sicher, dass von denen, die da im Weinberg zwischen unseren Beinen rumhüpfen, wohl auch noch einige auf der “Spezialistenliste” stehen.

Gut getarnt im Holz
Zutrauliches Heupferd
– In diesem Jahr besonders Zahlreich
Heuschrecke “namenlos”- aber beeindruckend

 

 

 

Im Weinberg durch das Jahr (3) Aufbinden und Gipfeln

Als ich diesen Blog begonnen habe (vor der “atemlosen” Zeit), schrieben wir den 12. Juni. An diesem Abend waren Magdalena und ich zum zweiten (!) Mal in der “Böschung” aufbinden und wir stellten uns die Frage, wie lange wir wohl im wüchsigsten Teil der Anlage das Gipfeln (Einkürzen der Triebe über dem obersten Draht) noch hinauszögern können.

Ein Blick nach oben.

Heute, Anfang Juli, hat sich die Expressentwicklung in den Weinbergen ungebremst fortgesetzt. Einziger Begrenzungsfaktor ist die sich zunehmend verschärfende Trockenheit, die uns aber wenigstens im “Beikrautmanagement” Luft lässt.

Es ist total verrückt:  ich komme mit dem Beschreiben der  turnusmäßigen Weinbergsarbeiten überhaupt nicht mehr nach! Eine alte Bauernregel besagt:   –  “Johanniblut” immer gut, “Margaretenblut” selten gut  –

Dabei bezieht sich das “-blut” auf die Rebblüte. Man muss sich das vorstellen – eine Blüte zum Johannestag am 24. Juni galt als gutes Zeichen für ein herausragendes Weinjahr! In diesem Jahr ist die Blüte in den guten Lagen am 1. Juni “durch” gewesen!! Drei Wochen Vorsprung! Wenn es nur einigermaßen so weitergeht, gehen wir Mitte September Riesling lesen! Es ist verrückt!

Jetzt hätte ich fast vergessen, ein paar Worte zum Arbeitsgang zu schreiben: mit Aufbinden bezeichnet man im Grunde alle Arbeiten, bei dem die wachsenden Rebtriebe im Drahtrahmen zu einer luftigen und lichten Laubwand geordnet werden oder in der Einzelpfahlerziehung drei bis vier Zieltriebe mit Naturbast am Pfahl hochgebunden werden. In früheren Zeiten war dies schon immer eine Arbeit, die auf Gedeih und Verderb von der Wüchsigkeit der Weinberge und somit vom wachstumsfördernden Wetter abhing. Jetzt sind wir wieder in 2018: in Hatzenport waren April, Mai und Juni rekordwarm und recht trocken. Zwischendurch gab es ganz selten mal ein, zwei schöne, durchgehende Regenfälle in der Größenordnung bis 20 l/m². Für die Rebe bis dato einfach ideal und deshalb standen und stehen die Traubenhüter jede freie Minute im Rebendschungel und tun ihr Bestes um Ordnung, Licht, Luft und Sonne ins Gewucher zu bringen.

Da wartet ordentlich Arbeit!

Die letzte umfassende Laubarbeit ist dann das Gipfeln (“Stömbe”). Hierbei werden die Triebe, die teilweise über einen Meter über den obersten Draht des Spalierrahmens hinausgewachsen sind, eingekürzt. Mit einem möglichst langen Hinauszögern dieses Schnitts erreicht man, ähnlich wie bei einer frühen Entblätterung, eine lockere Traubenstruktur, die uns im Herbst hilft, Fäulnis vorzubeugen. Bei den Traubenhütern erfolgt das Gipfeln in aufwändiger Handarbeit mittels Rebschere. Belohnt wieder mal mit der Entdeckung eines wunderschönen Vogelnestes, das den Einsatz eines maschinellen Laubschnitts mit großer Wahrscheinlichkeit nicht überlebt hätte. Wir tippen übrigens  auf den Bluthänfling, den wir an gleicher Stelle vor zwei Jahren schon einmal verschwommen fotografiert haben.

Ein Schatzkästlein
Formvollendete Kunst und Architektur

 

 

 

Und jetzt – das Wetter (3) Atemlos…

Dieser Blog – Eintrag ist ja schon lange überfällig, aber als Begründung für die lange Pause fällt mir nur der Gassenhauer von Helene Fischer ein:  seit Anfang Mai sind wir in puncto Weinbergsarbeit einfach nur atemlos! Und wer hätte gedacht, dass meine Vorahnung aus Wetterblog (1) bezüglich einem heißen 2018 sich so bewahrheiten würde?

Hobbymeteorologen, Winzern und Landwirten bleibt einfach die Spucke weg! Das liegt in erster Linie nicht an der (zumindest in Hatzenport) geringen Niederschlagsmenge, sondern an den atemberaubenden Wetterphänomenen, die ganz Deutschland im April, Mai, Juni beherrschten:  heiße, wochenlange Trockenheit im Nordosten der Republik;  unwetterträchtige Starkniederschläge im Süden, Westen und Südwesten Deutschlands mit regelmäßigen Regenfluten von 50 – 80 l/m² ; ja, selbst Hagelstürme mit verheerenden Schäden in der Südpfalz und Rheinhessen. Dazu Durchschnittstemperaturen jenseits von 20° C, die in früheren “Jahrhundertsommern” außergewöhnlichen Augustmonaten vorbehalten waren.

Ein Wolken “Mount Everest” !
Hat das Zeug zum kräftigen Gewitter.

 

Was soll man da sagen? Der Startschuss für diesen Klimamarathon in die Hitze erfolgte bereits vor 150 Jahren mit dem Beginn der Industrialisierung und dem ungezügelten Verbrennen in der Hauptsache von Öl und Kohle. Wir leben heute live in der Welt, die wir uns in unserer Schulzeit vor 40 Jahren nur diffus unter “Folgen des Treibhauseffekts” vorzustellen versuchten. Es soll vereinzelt “Optimisten”(?) geben, die den Moselweinbau zu den Gewinnern dieser “bedauerlichen Entwicklung” halten  –  vergesst es!

Nicht, dass ich mich derzeit nicht an der üppigen Natur in den Weinbergen und rundum freue  –  aber es sollte uns schon ein wenig ängstigen, zumindest nachdenklich stimmen, wenn wir konstantieren müssen, dass auch 2018 wieder auf dem besten Weg ist, eines der wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen zu werden. Ich persönlich für meinen Teil kann ja tatsächlich noch ein bißchen mit “früher” vergleichen  –  mein erstes Lehrjahr war 1984, das so schweinekalt war, dass man noch Anfang November Trauben lesen ging, die man auch beim besten Willen nicht “ausgereift” nennen konnte. In den Gazetten prangten die doofen Schlagzeilen: “Kommt eine neue Eiszeit?”

Ich kann das alles nicht ändern, aber es muss schon noch Menschen geben, die den Finger heben und fragen:”Sagt mal Leute, wo soll´s eigentlich noch hingehen?”

Und jetzt – das Wetter (2) Der Mai ist gekommen

Junge, Junge, da tut sich vielleicht was in der Wetterküche!

Beim letzten Mal habe ich noch über einen “Märzwinter” um den kalendarischen Frühlingsanfang (21. März) spekuliert – der dann auch prompt eingetroffen ist! Ich habe mich wirklich drüber gefreut, denn die Natur wurde entwicklungsmäßig endlich wieder in ein, der Jahreszeit entsprechendes, Niveau eingebremst.

Da aber der April macht, was er will, hat es dem Wetter gefallen, mal so richtig an der Wärmeschraube zu drehen. Herausgekommen ist der mit über 13° C Durchschnittstemperatur drittwärmste April der letzten Jahrzehnte! Die Natur ist förmlich explodiert, zehrte großzügig von den gut gefüllten Winterwasservorräten und im Weinberg konnte ein Austrieb um den 16. April festgestellt werden – dann doch wieder gut zwei Wochen vor dem langjährigen Mittel.

wohlriechende Frühlingsboten

Und der Mai setzt bisher in der ersten Dekade noch eins “on top”: Temperaturen von an die 28°C um diese Zeit gab es zwar schon mal, aber im Gesamtkontext war der Übergang vom Spätwinter zum Frühsommer ein gaaaanz kurzer.

Noch bis in die 80er Jahre war gerade der Zeitraum bis zur Monatsmitte Mai für alle Winzer ein ganz spannender. Die berühmten Eisheiligen Mamertus (11. Mai), Pankratius (12. Mai), Servatius (13. Mai), Bonifatius (14. Mai) und die “kalte” Sophie (15. Mai) ließen nicht selten in dieser Zeit die ersten zarten Rebtriebe erfrieren. Auch wenn für den “Vatertag” eine Temperaturdelle mit etwas Feuchtigkeit (Regen wird man es kaum nennen dürfen) angekündigt ist, so wird uns Frost mit großer Sicherheit verschonen.

Wie im Wetterblog (1) bereits orakelt, scheint 2018 wieder mal ein in Sachen Niederschlag zurückhaltendes Jahr zu werden. Ehrlich gesagt – gefällt mir nicht!

Im Weinberg durch das Jahr (2) Binden und Biegen

Hoppla –  da ist es doch schon Anfang Mai und den auf den Rebschnitt folgenden Arbeitsgang habe ich noch garnicht vorgestellt.

Am Wort “Erziehungsart” kann man schon erkennen, dass die Kultivierung der Rebe ein bißchen was von “Kinder groß ziehen” hat. Sollen gesunde, süsse Früchte im Herbst geerntet werden, muss die Pflanze angeleitet, erzogen werden, man muss ihr ein Gerüst bieten, an dem sie sich aufrichten und festhalten kann. Manchmal muss die Rebe gestutzt werden, manchmal muss man ihr Freiraum geben. Sie muss vor Negativeinflüssen geschützt werden und der Winzer muss ihr Rahmenbedingungen für eine optimale Entwicklung zur Verfügung stellen.

So haben sich über Jahrhunderte verschiedenste Erziehungsarten entwickelt, von denen sich in der heutigen Zeit der Drahtrahmen als diejenige mit den meisten Vorteilen herausgestellt hat. Als rankende Pflanze nutzt die Rebe die Drähte zur Ausbildung einer gut durchlüfteten, photosynthesestarken, arbeitswirtschaftlich gut zu managenden Laubwand.

Voraussetzung ist eine gute Befestigung der noch unbelaubten, verholzten Rebtriebe, die beim Schnitt übrig geblieben sind. Der Drahtrahmen sollte eine Rebenlebensdauer von 30 – 50(!) Jahren durchaus aushalten können. Unsere Weinberge haben wir im Jahr 1996 anlässlich der Flurbereinigung komplett als Flachbogen im Drahtrahmen konzipiert.

 

vorher

Lediglich einige wenige Eckchen, die zu kurz für ein Spalier waren, haben wir, damit sie nicht in Vergessenheit gerät, in klassischer Moseleinzelpfahlerziehung gestaltet. Sie entstand in einer Zeit, in der landwirtschaftlicher Grundbesitz extrem zersplittert und knapp war. Jeder Winzer suchte auf seinem kleinen Weinberg optimale Flächenausnutzung. So waren eine Pflanzanordnung von 1m x 1m (und weniger) und bis zu 6 oder 8 Rundbögen keine Seltenheit. Erst spät und auch mit modernem Pflanzgut setzte sich die Einsicht “Setz´mich frei und ich trag für drei!” durch.

nachher

Vom ökologischen Standpunkt haben unsere Vorfahren mit der Verwendung von Weiden als Bindematerial und handgefertigten (Eichen-)holzpfählen alles richtig gemacht. “Moderne” Materialien sind fast immer irgendwie kunststoffhaltig. In den nächsten Jahren werden wir uns peu à peu von diesen Gewohnheiten verabschieden. Ob wir dann ausschließlich wieder bei Bindeweiden landen, muss nicht sein, aber auch bei diesem Arbeitsschritt werden wir uns für eine nachhaltige Lösung entscheiden.

Ein blaues Wunder

Die weiß bereifte Weinbergs-Traubenhyazinthe

Einen ersten wunderschönen Farbklecks im Weinberg gibt es zur Zeit in unserer “Böschung” im Kirchberg hinter der St. Rochuskirche zu bewundern. Aus kleinen Pflanzenteppichen leuchtet uns das kräftige Blau der Weinbergs-Traubenhyazinthe entgegen. In den letzten Jahren hat sie sich mit Hilfe ihrer Zwiebelchen ein immer größeres Terrain erobert.

Auf sonnigen Böschungen

Die Traubenhyazinthe gilt in Deutschland als gefährdet. In früheren Jahren gab es sie in fast jedem etwas wärmeren Steillagenweinberg. Mit zunehmender Bodenbearbeitung und intensiverer Bewirtschaftung ist sie aber aus der Fläche fast verschwunden. In der “Böschung” hat die Traubenhyazinthe jedoch optimale Ausbreitungsbedingungen: warmer, humoser Boden und einmaliges, spätes Mähen des Bewuchses. An sonnigen Tagen wie heute, Ostermontag, besuchen Hummeln, Wildbienen und Schwebfliegen das “blaue Wunder”.

 

Traubenhyazinthe mit wärmeliebender Gehörnter Mauerbiene

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Im Vorgarten der “Traubenhüter” hat die Gartenform der Traubenhyazinthe schon seit Jahren im zeitigen Frühling die Vorherrschaft über´s Gelände übernommen.

Und jetzt – das Wetter (1) Wenn der Hahn kräht auf dem Mist…

…ändert sich das Wetter, oder es bleibt wie es ist!

Wetter  –  der augenblickliche Zustand der Atmosphäre  –  ist etwas Phantastisches!

  •   es ist jeden Tag, ob wir wollen oder nicht!
  •   es ist im wahrsten Sinne des Wortes unberechenbar! Selbst der                           leistungsstärkste Supercomputer kann das Wetter nicht über drei Tage hinaus zuverlässig zu 100% vorhersagen!
  •   die Menschen können das Wetter nicht steuern! Sie tun es zwar beim Klima ( damit letztlich auch beim Wetter) sogar sehr intensiv, leider aber auch völlig planlos. Ändern nach Plan, das können sie nie!
  •   und wir können uns wunderbar über´s Wetter unterhalten und aufregen  –  klappt meistens dann, wenn nichts wirklich Wichtiges passiert ist!
Die Stationen melden Frost

 

Seit Studiumszeiten interessiere ich mich für alles, was mit Klima, Wetter,Wolken und Co. zusammenhängt (Dank an Dieter Hoppmann und Hans-Helmut Schmitt vom DWD Geisenheim). Dabei immer auch in dem Bewusstsein, dass Hatzenport mikro- wie makroklimatisch irgendwie etwas Besonderes darstellt. Logische Folge war das “an Land ziehen” einer Kachelmann-Wetterstation im Jahr 1999 und die Installation einer Messstation des Agrarmeldedienstes Rheinland-Pfalz im Jahr 2005 direkt daneben. So bleibe ich denn durch die Betreuung stets auf dem Laufenden.

Nicht zuletzt sind wir Winzer ja extrem vom Wetter abhängig. Haben mich früher in erster Linie vor allem Höchst- und Tiefsttemperaturen, Niederschlagswerte und Rekordwetterlagen fasziniert, hat dies in den letzten Jahren zunehmend auch einen Selbstbetroffenheitsaspekt in mir ausgelöst. Ich erwähne nur ungern das Hagelereignis vom 27.5.2016 oder die Spätfröste vom 20./21.4.2017 (In 2018 wäre demzufolge wieder irgendwas mit außergewöhnlicher Hitze dran  –  nur so ein Gefühl).

Lange Vorrede  –  kurzer Sinn: zukünftig gibt´s an dieser Stelle auch einen Wetter – Blog!

So muss Winter aussehen

Das Wetterjahr 2018 hat auf jeden Fall interessant begonnen. Die Wintermonate Dezember ´17 und Januar ´18 hatten ihren Namen nun wirklich nicht verdient. Unter´m Strich zwar gut für die Winterfeuchte (und für´s kleine Hochwasser), aber temperaturmäßig viel zu warm. Zwar sind wir hier in RLP nicht das klassische Winter-Wonderland, aber ein Januar ohne echten Frost (Tiefsttemperatur -1,7°C) ist wirklich nix! Als Winzer habe ich echt auf einen kalten Februar gehofft  –  und der Wunsch wurde erfüllt!  0 Vegetationstage (bedeutet: kein Tag mit einer Durchschnittstemperatur von > 5°C) und am 28. nochmal -12,5°C  –  genau das, was die Natur zum sinnvollen “Runterkommen” gebraucht hat. Eine solche Wetterlage mit “Arctic Outbreak” aus Nordosten ist dem “Major Warming” mit Zusammenbruch des Polarwirbels in der Arktis zu verdanken (könnt ihr bei Interesse ja mal googeln) und hat uns z.B. 2013 einen bemerkenswerten “Märzwinter” beschert.

Frühlingsboten tiefgekühlt

Dass ich Fan eines kalten, schneereichen Winters und Vorfrühlings bin, ist weniger der “Schädlingstodtheorie” zu verdanken, die ich für blanken Unsinn halte, sondern damit, dass die Natur im wahrsten Sinne des Wortes eine Winterruhe, ja Winterstarre braucht, um dann mit Macht “loszuschlagen”. In diesem Sinne hoffen wir auf allzeit gedeihliches Wetter und einen “guten Herbst”.

P.S.: Seit dem 1. März ist meteorologischer Frühling. Im Kaffeesatz liest man derzeit, dass zum kalendarischen Start nochmal Kaltluft einfallen soll…. Schau´n mer mal!

 

 

 

Im Weinberg durch das Jahr (1) Rebschnitt

“Wenn der Bauer hinter´m Ofen pennt, der Winzer in den Wingert rennt” Diese alte Bauernregel beschreibt sehr schön, dass der Winzer im Grunde das ganze Jahr unterwegs ist.

Rebe mit alten Fruchttrieben (vorher)

Mit dem Rebschnitt beginnt der neue Jahrgang. Durch das Zurückschneiden der Rebtriebe wird eine Balance zwischen vegetativer (Holz- und Laub-)produktion und generativer (Trauben-)leistung herzustellen versucht. Natürlich ist die letztendliche Qualität der Trauben von so vielen Faktoren beeinflusst, dass man auch dem Rebschnitt allein nicht alles “in die Schuhe schieben” kann, aber mit einem am Standort und an der Rebsorte orientierten Schnitt ist die Richtung schonmal vorgegeben.

Fragt man zehn Winzer nach ihrer Lieblingsweinbergsarbeit, antworten 7-8 mit “Rebschnitt”. Im übrigen erhält man darüberhinaus auch mindestens zehn verschiedene, “einzig richtige” Rebschnittempfehlungen!

Rebschnitt bei strahlendem Sonnenschein und Minusgraden

Auch die Traubenhüter lieben das Schneiden. Es ist zwar neben der Traubenlese die arbeitsintensivste Tätigkeit, aber man kann sie von November bis Ende März verteilen, sich sozusagen die schönsten Tage aussuchen. In der, trotz Frostluft, wärmenden Sonne zu stehen, intuitiv zu schneiden und zu meditieren, nachzusinnen über Gott und die Welt  –  das hat was! Die abgetrennten Triebe werden in 15 cm lange Stücke kleingeschnitten und dem Weinberg als Dauerhumus zurück gegeben. Unbedingt vermieden werden große Schnittwunden. Wenn es aber doch einmal unumgänglich wird, werden diese Eintrittspforten für allerlei Krankheitserreger mit Baumwachs verschlossen. Ausgefallene Reben werden mit buntem Band markiert, damit man die Fehlstellen im April bei Nachpflanzaktionen im Wingert schnell wiederfindet.

Freuen wir uns also auf ein gutes Weinjahr 2018 und “frisch an´s Werk!”

Zwei Hoffnungsträger für 2018! (nachher)

Jungweinprobe

Das Werden eines guten Weines braucht Zeit! Eine Erkenntnis, die für den verantwortlichen Kellermeister eine ganz eigene Bedeutung hat.

Vorfreude

Nach den stürmischen Tagen der Gärung kommt der junge Wein  ganz langsam zur Ruhe. Die Hefe hat ihre Arbeit getan und sinkt erschöpft zum Fassboden. Auf diesem Bett gewinnt der Wein über die Wochen an Ausdruckskraft und profitiert von dem, was die Hefe an Inhaltsstoffen wieder abgibt. In dieser Zeit besteht die Hauptaufgabe des Winzers in der ständigen sensorischen Kontrolle der Jungweine. Heute war es bei uns Traubenhütern mal wieder soweit. Ja, es hat auch ein bißchen was Andächtiges, vor allem aber Genußvolles, die verschiedenen Tanks durch zu probieren. Noch überwiegt beim trockenen Kirchberg der etwas wilde, kohlensäuregeprägte, jugendliche Charakter, aber schon lassen vor allem die Rieslinge, denen wir etwas Restsüsse erhalten haben, den Trinkspaß vorausahnen, den sie uns im Frühsommer im Glas bereiten werden.

Spannung

Tja und dann ist da noch der Burg Bischofstein  –  zwischen den Jahren hat er uns einen kleinen Schreck eingejagt. Bis kurz vor Weihnachten hat der Most vom “Dolling”, wie gewünscht, jede Woche seine drei bis vier Grad Oechsle vergoren, um dann seine Gärtätigkeit scheinbar einzustellen. So ist das ja oft  –  ausgerechnet die Weine, die “trocken” werden sollen, halten sich nicht an die Abmachungen. Dass Geduld und Zuversicht in diesen Fällen die besten Ratgeber sind, haben wir jetzt auch feststellen dürfen. Es war wohl nur die Feiertagsruhe, denn seit einer Woche “gluckst” es wieder im Tank und wir drücken die Daumen, dass es der junge Wein aus den wurzelechten Reben noch in den trockenen Bereich schafft.

Top!

Es ist eine spannende Zeit im Keller, die Monate der Weinwerdung. Ich gebe gerne zu, dass auch mein Nervenkostüm ganz schön “rangenommen” wird, gilt es doch, die Balance zwischen beherztem Eingreifen und “langer Leine” zu finden. Andererseits belohnt uns der 2017er für alle Mühen des Vegetationsjahres. Schon jetzt bestätigt er unsere Philosophie – kein Jahr ist wie das andere. Die drei Jahrgänge, die bei uns nun im Keller liegen, zeigen wirklich den ganzen Facettenreichtum des Rieslings. Eine wahre Genussvielfalt, die sich zu erkunden lohnt.

Grüne Glöckchen im Winter

In voller Blüte

Es ist nur ein Gerücht, dass man im Winter so ganz ohne Blühpflanzen auskommen muss. Gerade in unseren Breiten, wo die „kalte“ Jahreszeit oftmals (so auch dieses Jahr wieder) mit lauen Lüftchen daher kommt, ist auch im Dezember/Januar die ein oder andere Blüte zu entdecken. Ein ganz besonderer Vertreter ist die Stinkende Nieswurz, die alle Aufmerksamkeit auf sich zieht. Der Name bezieht sich zum einen auf die etwas unangenehm riechenden Blüten und zum zweiten auf die Reizwirkung  auf die Schleimhäute.

Mehrjährige Laubblätter

Das kräftige Grün der Nieswurz ist auf den Flächen um die Wingerte leicht zu erspähen, da vieles andere, bis auf Moose und Farne, zu einem gleichmäßigen Graubraun verblasst ist.

Ein schönes Exemplar – die Stinkende Nieswurz

Die Pflanze schiebt zusätzlich zu den mehrjährigen dunkelgrünen Laubblättern ab November einen blassgrünen, verzweigten Stängel, an dessen Enden sich grüne, glockige, nickende Blüten bilden. An der Stinkenden Nieswurz kann man sehr schön den fließenden Übergang in der Blattausgestaltung von Laub- über Hoch- bis hin zu Blütenblättern erkennen. Manche Botaniker nehmen sie zum Beweis für die Behauptung, dass sich die Blütenblätter aus den Laubblättern entwickelt haben.

Winterliches Farbenspiel

Die einzige kräftige  Farbe zeigt sich am Blütenrand, der mit einem kräftigen Dunkelrot gesäumt wird.

 

Zur Verbreitung ihrer Art spannt die Nieswurz gerne Ameisen mit an: an ihren Samen angehängt befindet sich ein kleines, goldgelbes  „Anhängsel“, das Zucker, Fett und Vitamin C enthält. Die Ameisen schleppen alles in den Bau, schnappen sich die wertvolle Nahrung und entsorgen den Samen in näherer und weiterer Umgebung rund um ihren Hügel.

Wer diese Blühgeschichte irgendwo schon mal gehört hat  –  richtig: ganz eng verwandt mit der Stinkenden Nieswurz ist der Schwarze Nieswurz, besser bekannt als „Christrose“, die in den Alpen ihren Verbreitungsraum hat. Beide „Geschwister“ sind  geschützt!

Christrose in voller Blüte am 31. Dezember 2017

Magdalena hat heute beide Vertreter fotografisch „eingefangen“.

An der Schwelle zum neuen Jahr wünschen die Traubenhüter allen unseren Weinkunden, Bekannten und Naturliebhabern beste Gesundheit, Frieden und Zufriedenheit in einem glücklichen 2018!

“Mosella in Trauer”

Kalt und grau im Schiefer

Es ist nicht zu leugnen  –  die trüben, dunklen Tage sind da. Novembergrau ist die vorherrschende Stimmung, auch im Dezember. Fast bleischwer liegen Stille und Nebel über dem Moseltal. Und wenn es auch noch nieselregnet,  mag man weder Hund noch Mensch vor die Türe jagen. Der ein oder andere Traubenhüter wagt sich zum Rebschnitt in den Wingert, trudelt aber doch recht bald wieder zuhause in der warmen Stube ein, genießt kühlen Riesling und Schinkenbrot.

Zeit für die unerreichten “Schmandelekker” und ihr “Mosella in Trauer”. Auf “You tube” unter “Schmandelekker” leicht auffindbar, beschreibt es unnachahmlich in Moselfränkisch die Gemütslage der Moselaner in diesen Tagen.             (Dank an Toni Steffens für den  musikalischen Geniestreich!)

Mit Hoffnungsschimmer

Mosella in Trauer

Dat Fest es ous, die Frimme säin all fott,                         die kann häi werklisch näist mi haale.                          Ganz stell, bi duut, läit jede Muuselort,                           dat kann doch kaanem mie gefalle.                                     Dä Summer gieht, die Sunn spillt häit woanners          un dat Verkehrsamt mäscht jetz zoh.                                Un bie en Viahang lääscht sech dann dä Newwel –    die Mussel hot jetz Roh!

Un wenn se dann kalt un grau em Schiefa läit              bie en ahl Fraa em Trouerkleid,                                            es dat fia misch dann die allerleevsde Zäit –                Häi an dä Mussel  –  dann säin esch daheim!

Wenn iwa Wenda jän die Parkbänk ren jeholt                   es widda Platz em Noabischhous.                                    Wenn en dä Stadt die Fonne enjerollt                                jien off der Boursch die Lischda ous.                                  Dä Winza mäscht säin letzte Kellerführung,               allan, et hiat em Kaanar zoh                                                     un och die Schiffja läien schunn em Hafe –                    die Mussel hot jetz Roh!

Un wenn se wäile…..

Nur Wäingott Bacchus dä stieht noch do un freat,           in säinem Röcksche jefft em kalt,                                        wird langsam nüchtern un jieht, wo´n jetzt hinjehiart, zom Pinnerbersch, zum Märschewald.                           Die Wingert leer, dat Wäinlab es om welke,                   dä näie Wäin läit schunn em Faaß,                                     un jeder Bersch nur kahle graue Felse                                 un decke Newwel, ewisch Rään un alles naaß,                 en dä Wäinstuff, en dem Säidegässje                              setz esch un trenke Schoppewäin,                                       dä es noch herber bie die Läit un bie dä Wenda –        häi säin esch daheim!

Un wenn se wäile…..

Und doch  –  in zweieinhalb Wochen werden die Tage wieder länger!

Heilija Sankt Määrdes..

Mit diesen Worten beginnt ein altes Lied, das die Hatzenporter Jugendlichen gesungen haben, nachdem das Martinsfeuer aufgebaut war und sie durch´s Dorf zogen, um Süssigkeiten oder etwas Geld für ihre Arbeit bei den Dorfbewohnern zu ergattern.

Gemeint ist der heilige Martin, dessen Namensfest in den katholischen Gebieten am 11. November gefeiert wird.

In vielen Orten, auch an der Mosel, werden dem Heiligen zu Ehren um den 11.11. große Feuer aufgeschichtet und ein Laternenumzug der Kinder, angeführt von Martin zu Pferd, zieht zum Feuer, wo es anschließend für jeden einen Brezel oder Martinsweck gibt.

Brandplatz an exponierter Stelle

Hier in Hatzenport ist es vor allem der exponierte Platz des Martinsfeuers, der die Aufmerksamkeit auf sich zieht. Seit über 70 Jahren wird das Feuer auf einem markanten Felsvorsprung direkt neben der Kreuzlay von den “Määrdes-Kerlen” fachmännisch aufgebaut und angezündet. In früheren Jahren gab es sozusagen einen eigenen Kodex: der älteste Junge der neunten Klasse war der “Hauptmann”. Er wachte darüber, dass ein ordentliches Fundament für´s Feuer gebaut wurde, alle ihren Arbeitseinsatz erbrachten und am Martinstag nachmittags auf dem Kreuzlayplateau am Lagerfeuer ihren verdienten Anteil an Fleischwurst und Saft bekamen.

Perfekt gestapelt

Von Ende September an kamen somit einige zig Arbeitsstunden zusammen, zumal das Brennmaterial oftmals mit Handwagen bergan transportiert werden musste. Das Aufschichten des Stapels auf dem kahlen Felssporn war immer eine heikle und diffizile Sache, die die älteren Jahrgänge vornahmen.

Bevor am Martinstag das Feuer entzündet wurde, wurde am Kreuz der “Engel des Herrn” gebetet.

Anschließend durften drei Auserwählte an jeweils einer Seite das Feuer entfachen. Nicht ganz ungefährlich bei flackerndem Fackelschein und über einen schmalen Felspfad balancierend. Der Höhepunkt für alle Kerle war dann das anschließende “Runterlaufen”. Mit selbstgefertigten Wachsfackeln ging´s im wilden Lauf “im Rudel” am Waldrand entlang bis zum Kirchpfad, die Serpentinen hinab und als krönenden Abschluß über die Basalttreppen an der Friedhofsmauer entlang. Ruhm und Ehre für den, der als Erster unten ankam! Wenn alle Määrdeskerle da waren, ging der Zug los.

Flammenspektakel

Das Abbrennen des Martinsfeuers von unten zu beobachten ist jedes Mal  ein spektakuläres Ereignis, so auch in diesem Jahr:

Die knochentrockenen, unbehandelten Einwegpaletten werden heutzutage von Feuerwehrleuten mit Hilfe von Stroh in Brand gesetzt. Von einem stetig wehenden Westwind angefacht, züngeln die ersten Feuerzungen gierig außen am Holzstapel hoch und nach wenigen Minuten steht alles in Flammen. In der Dunkelheit ist das Feuer, oder zumindest dessen Widerschein an den Wolken, von Moselkern bis Brodenbach und von Morshausen bis Münstermaifeld zu sehen.

“Flüssige Lava”

Es prasselt unheilvoll und einzelne glühende Holzstücke stürzen in die Tiefe, sodass es von weitem beinahe aussieht, als spucke ein Vulkan zähflüssiges Magma aus. Wie ein Heer von Glühwürmchen verglüht ein Funkenregen über der heißen, meterhohen Flamme. In einer halben Stunde ist die tagelange Schwerstarbeit der “Määrdeskerle” in pure Wärmeenergie umgesetzt und man ist sich regelmäßig einig, “dass es in diesem Jahr das größte und schönste Martinsfeuer überhaupt” war.

Für die Kinder gibt´s dann nach dem Umzug durch´s Dorf den “Martins-Weck” und in vielen Familien anschließend die “Gans des kleinen Mannes”, einen deftigen “Deebbekooche”!

Der Martinstag ist auch bei den Winzern ein wichtiges Datum: traditionell werden an diesem Tag die Pachten beglichen.

Riesling, Musik und Wollfabrik

Vor einigen Jahren ist die Alte Wollfabrik in Moselkern dank eines engagierten Fördervereins aus dem Dornröschenschlaf geweckt und zu einer begehrten Kulisse für Konzerte der verschiedensten musikalischen Stilrichtungen geworden. Originale, puristische Industriearchitektur des 19. Jahrhunderts mit großzügigem Raum- und Akustikangebot, mit direkter und indirekter Beleuchtung raffiniert in Szene gesetzt, ergeben ein Konzerterlebnis außerordentlicher Güte.

Glasklar – Warten auf den Auftritt

In den letzten beiden Jahren haben wir Traubenhüter mit zwei Winzerkollegen die MoselMusikFestival-Veranstaltungen mit unseren Rieslingen veredelt.

 

Einen kuriosen Musikstilmix bieten “The beez” (“Die Bienen”). 4 Musiker aus Deutschland, USA und Australien leben in ihren Konzerten ihre Lust an der Musik und der Show voll aus und begeistern jährlich nicht nur Australien während einer viermonatigen Tournee, sondern rockten in diesem Jahr auch die Wollfabrik.

The beez rocken die Fabrik

Schon abends darauf setzte Jessica Gall mit wunderbar sanft fließenden Jazzklängen einen Kontrapunkt zum “wilden” Vorabend. Im dezent beleuchteten “großen Saal” der Wollfabrik genossen die Zuhörer mit kühlem Riesling eine Stimme der Extraklasse.

“Blaue Stunde”

 

 

 

 

 

 

Eine Telemann-Matinee mit 4 jungen Musikern der “Hofkapelle Schloss Seehaus” beschloß unter dem Titel “Barock zum Frühstück” die Konzerttrilogie in der Wollfabrik.

Alte Musik – Junge Künstler

Mit virtuoser Instrumentenbeherrschung erwiesen die Musiker einem lange Zeit zu Unrecht verkannten Komponisten ihre Referenz. Klassische Musik mit Wein, Sekt und Frühstücksbüffett – das war ein gelungenes Experiment, das im nächsten Jahr  in der Wollfabrik wiederholt werden soll. Wir sind dabei!

Sieh da, sieh da, Timotheus…..

…..die Kraniche des Ibaldykus….

Im energiesparenden Flugmodus

Dieser Tage sind wir wieder Zeuge eines faszinierenden Naturschauspiels, das zweimal im Jahr über unseren Köpfen stattfindet.

In teilweise riesigen Schwärmen von 80 bis 600 (!) Tieren, ziehen die Kraniche mit unverwechselbarem Geschrei aus ihren Brutgebieten in Schweden, Norwegen und Finnland in die Überwinterungsgebiete, hauptsächlich im westlichen und südlichen Spanien. Die Tiere, die ab Ende September bis Anfang November, dem Mosellauf folgend, aus Nordosten nach Südwesten den Himmel tags wie nachts “fluten”, werden “Westzieher” genannt. Die “Ostzieher” suchen ihr Winterglück teils in Israel und dem östlichen Afrika. Ab Mitte Februar rollt “die Welle” dann wieder in die andere Richtung und die Kraniche werden “Frühlingsboten” genannt.

Majestätische Flugkünstler

Für uns Moselaner ist der Kranichzug, der in Rheinland-Pfalz zwei relativ enge, 50-80 km breite Korridore benutzt, eine Konstante im Naturkreislauf, aber dem überwiegenden Teil der Deutschen bleibt der Anblick der majestätischen Vögel verwehrt und ist dann für hier weilende Urlauber umso beeindruckender.

In diesem Jahr haben wir bei günstigem Nordostwind bereits am 4. Oktober die ersten Schwärme beobachten können.

Übrigens  –  die Überschrift dieses Blogs ist (fast wortgleich) Titel einer Ballade von Friedrich Schiller – lesenswert!

Auf der Mauer, auf der Lauer…

…sitzt ´ne kleine Wanze  –  und was für eine besondere!

Am letzten Tag der Traubenlese haben wir Herrn und Frau Bartel  auf dem Traumpfad getroffen. Beide sind oft und gerne in den Felslandschaften rund um Hatzenport unterwegs und sind besonders auf Schmetterlinge und Insekten erpicht. Von ihnen haben wir Interessantes über den “kleinen Unterschied” gelernt.

Feuerwanzen im warmen Herbstlicht

Wanzen sind auf der ganzen Erde weit verbreitet und verschiedensten Lebensräumen angepasst. Bei einer Art, der Gemeinen Feuerwanze, waren wir uns immer sicher, dass wir sie locker bestimmen können. Zu prägnant die Rückenzeichnung, die ein bisschen an eine Maske erinnert. In unserem Fotoarchiv haben wir einige schöne Nahaufnahmen gefunden.

Tja, und dann kam Herr Bartel. Zeigte uns ein Bild und fragte, ob wir das Insekt da kennen  –  klar, Feuerwanze, aber  –  weit gefehlt: die Weißpunkt-Bodenwanze reiht sich mühelos in die lange Hatzenporter Liste von absolut seltenen Tieren ein.

Nur echt mit dem weißen Punkt

Im Mittelmeerraum ist sie weit verbreitet, aber in unseren Breiten kommt sie nur ganz vereinzelt in sogenannten Wärmeinseln vor! Sie saugt gerne an Samen von Schwalbenwurz und Greiskräutern. Und beim zweiten Blick ist sie nun wirklich nicht mit der Feuerwanze zu verwechseln  –  wie der Name schon sagt, ist der weiße Punkt ja kaum zu übersehen.

Mal wieder ein Beispiel dafür, dass es sich lohnt, auf die kleinsten Dinge zu achten. Willkommen in der Wärme, Weißpunkt-Bodenwanze.

Ach ja, im Fotoarchiv haben wir sie schon in 2015 dokumentiert – unter dem Stichwort “Feuerwanze”…….

In guter Gesellschaft

 

Gärmusik

Für den Herbst 2017 haben sich die Traubenhüter im Keller ja einiges “gegönnt”. Zwar sind die 4 kühlbaren Edelstahltanks

“Schatztruhen”

nicht alle gefüllt, aber was da an rhythmischer Musik aus den Gärröhrchen schallt, ist uns Anlass für eine Premiere: Justus hat für uns die Vorteile eines Smartphones genutzt und dem Kirchberg und dem Burg Bischofstein beim “Weinwerden” zugehört. Klickt euch doch mal rein –

“Traubenhüters Gärsymphonie No. 1” aus dem Kirchberg:

 

“Traubenhüters Gärsymphonie No. 2” vom “Burg Bischofstein”:

Mit der Mosteinlagerung beginnt jetzt eine spannende Zeit. Wir versuchen, möglichst behutsam, geduldig und mit dem Quäntchen Fingerspitzengefühl den gärenden Mosten bei der Weinwerdung “zur Seite zu stehen”. Sanft führend, wo es nötig erscheint;  geschehen lassen, was geschehen will.

Resonanzkörper für eine süsse Melodie

Wir sind gespannt und freuen uns auf den Jahrang 2017 !

Nachlese

Die Traubenlese 2017 ist beendet! Ein wechselvolles Vegetationsjahr mit bemerkenswerten Witterungsverläufen hat seinen Abschluss gefunden. Während wir zur Zeit einen wahrhaft “Goldenen Oktober” in vollen Zügen genießen, geht der Blick zurück: zum einen erlebten wir einen Lesebeginn bei Riesling so früh wie selten (bei uns am 28.September) und bei vielen Kollegen, die noch früher begonnen hatten, endete sie sogar im September. Zum Vergleich: im 20. Jahrhundert gab´s das vielleicht insgesamt in 5 Jahren!

Lese im Stolzenberg

Zum zweiten liegt die Erntemenge an der gesamten Mosel rund 40% unter einem Normaljahr! Auch das hat es seit vielen, vielen Jahren so nicht mehr gegeben! Offensichtlich hat uns der Spätfrost vom 20. April  mehr als ein blaues Auge verpasst, mit dem wir uns anfangs davongekommen wähnten.

Dabei sind die Mostgewichte erstaunlich hoch, denn als Folge der wüchsigen Vegetationsphasen blieb der Reifevorsprung von 2-3 Wochen gegenüber dem langjährigen Mittel über die gesamte Zeit erhalten.

Für die Traubenhüter war es im ersten ökologischen Umstellungsjahr eine anspruchsvolle Feuertaufe mit positivem Resümee. Unsere Lesetruppe hat gute Arbeit geleistet und bei kühlem und manchmal etwas feuchtem Wetter Standfestigkeit bewiesen. Allen voran Paul, der mit seinen 83 Lenzen  im steilen “Bann” gezeigt hat, “was Sache ist”!

Große Mannschaft

Bei der Traubenverarbeitung und Mostvorklärung musste sich Thomas manchmal an die körperliche Leistungsgrenze begeben, Nachtschichten einlegen und feststellen, dass manche Arbeitsabläufe noch optimierbar sind. Aber wer hat gesagt, dass es einfach werden würde?

Die Lese-Mann-, Frauschaft  “Der harte Kern”

Wir bedanken uns bei allen Lesern und freuen uns, dass wir jedes Jahr aufs Neue, Bereitwillige aus unserem Bekanntenkreis, Familie und aus unserem Dorf  finden, die die Mühen der Steillagen auf sich nehmen.

El Dorado…..

Goldland

….zugegeben – ein sehr poetischer Vergleich, aber wenn man das Glück hat, eine Goldaster”wiese” im Sonnenlicht zu bewundern, ist die Assoziation mit dem sagenhaften Goldland garnicht mal so abwegig. Die Goldaster stammt aus dem südostasiatischen Steppenraum und ist extrem trockenheitsangepasst. Längere wasserlose Zeiten steckt sie mühelos weg, verändert ein bißchen die Farbe der Blätter, aber sobald es regnet, erblüht sie umso schöner. Eine weitere Besonderheit ist ihre Hauptblütezeit, nämlich August/September. Da sind nicht mehr allzu viele Blütenpflanzen aktiv, sodass das satte Gelb der Goldaster alle möglichen Insekten als Bestäuber für sich gewinnen kann.

Sattgelb und selten – die Goldaster

Neues zum Countdown

Bereit für den Endspurt!

Nun hat´s doch mehr als zwei Wochen gedauert…Wir und unsere Winzerkollegen an der gesamten Mosel  beobachten zur Zeit mit strapaziertem Nervenkostüm das tägliche Wettergeschehen. Jeder Tag, der so wie heute mit kühler Nacht und kühlem Sonnenschein tagsüber aufwartet, gibt dem Riesling (und um den geht es eigentlich jetzt nur noch) einen “positiven Schubs”. Das, was die südeuropäischen Kollegen etwas neidisch mit “cool Climate” beschreiben und ich das “Köcheln auf kleiner Flamme” nenne, kommt derzeit voll zum Tragen. Die Bildung feinster Aromen bei solcher Witterung hatten wir in früheren Jahren zwar erst ab Mitte Oktober, aber in Zeiten des Klimawandels (den niemand mehr leugnen kann, am wenigsten wir Winzer) ist halt alles drei bis vier Wochen früher.

Thomas beim Trauben hüten

Die Traubenhüter haben die letzten Wochen fleißig entblättert und “Negativauslese” betrieben (was faul ist, muss raus). Jetzt bitte keinen Regen mehr und “cool” bleiben, damit der ´17er mit optimaler Reife Einzug in die Keller hält.

Dranbleiben, denn nächste Woche gibt´s ein “update” in Sachen Reifestand.

“Wat fier en laaaangwäilije Sunndaach…”

Herbst-zeitlose-Schönheit

…..ein Titel der Folkgruppe “Waremnet” (aus dem letzten Jahrhundert!) und auch mal von den Cochemer “Schmandelecker” intoniert. Bei den Traubenhütern gibt´s keine langweiligen Sonntage. Nehmen wir einfach den heutigen: es hat zwar nur zu einem kurzen Spaziergang durch die “Kaul” und die “Faulmark” gereicht, aber doch zu zwei beglückenden Begegnungen.

Magdalena und ich hatten uns gerade über die hervorragende Eignung der heuschreckengespickten Naturwiese für die Wespenspinne unterhalten, da versperrte uns bereits ein Exemplar mit ihrem filigranen Netz den Weg!

Wespenspinne

Vor einigen Jahrzehnten kam diese Spinnenart bei uns in Deutschland nur an wenigen Standorten vor. Mit der allgemeinen Erwärmung sind offenbar auch die Lebensbedingungen der Wespenspinne besser geworden und sie gilt im Bestand als “ungefährdet”. Trotzdem – das von uns fotografierte Exemplar war auf der Wiese das einzige. Ich schwöre!

Kurz darauf ließ sich ein Stieglitz von uns bei seiner bevorzugten “Nascherei” an Distelsamen ablichten. Nicht ganz unverwackelt, aber authentisch.

Der Distelfink (Stieglitz) auf seiner Futterquelle – der Distel

Komplettiert wurde der absolut “unlangweilige” Sonntagnachmittag durch drei Rehe bei ihrer nicht fotografierbaren Feldhatz, ein Federgeistchen im hohen Gras und die erste Herbstzeitlose in diesem Jahr.

Fast gut versteckt, das Federgeistchen

Der Countdown läuft!

Die spannendste Zeit im Weinberg hat begonnen. Bis zum 31. Juli haben wir das Wettergeschehen mit Wohlwollen betrachtet. Die Entwicklung der Trauben lag da schon gut 12 Tage vor dem langjährigen Mittel, die lechzende Natur hatte in vier Wochen gut 115l Niederschlag/m² getankt und von pilzlichen Krankheiten waren Blattwerk und Früchte fast komplett verschont. Leider hat sich mein Wunsch nach einem “normalen” August (sprich: heiß und trocken) nun so garnicht erfüllt. Nochmal über 60l Regen/m² und Nächte nicht unter 17° Celsius haben uns zwar den Reifevorsprung erhalten, aber auch ein Traubenwachstum ermöglicht, das ein allzu frühes Abquetschen und Aufplatzen der Beeren nicht nur befürchten ließ, sondern sich in einigen Anlagen (mit “gütiger” Hilfe des Sauerwurms) auch bewahrheitete.

Entblättert in der Traubenzone.

 

Die Traubenhüter wären keine Traubenhüter, wenn sie nicht schleunigst mit weitgehender Entblätterung und Negativauslese der Fäulnisnester auf die Gefahr reagieren würden. Auch eine nochmalige Behandlung der Traubenzone mit Kaliumhydrogencarbonat (= “Backpulver”) steht noch auf der Optionsliste.

Frei für Licht, Luft und Sonne !

Wir hoffen, dass die sich so wieder recht gesund präsentierenden Trauben noch möglichst lange durchhalten. Es ist tatsächlich so, dass dieser Jahrgang von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt noch alles in petto hat. Nächste Woche mehr.

Warum es diesmal “Pink” sein musste

Der “Hagelsturm” in seiner natürlichen Umgebung

Die Bilder des Hagelsturms vom 27. Mai 2016 sind noch nicht verblasst. Ein Ereignis, dass man kein zweites Mal braucht (im übrigen auch nicht ein erstes Mal!). Trotz des augenscheinlichen Totalschadens haben wir uns im Herbst 2016 auf die Suche gemacht und sind “fündig” geworden: wenige kleine, gesunde und aromatische Rieslingtrauben hatte der “Kirchberg”  noch hervorgebracht und wurden Grundlage für zwei kleine Partien Rieslingwein (trocken und halbtrocken) mit duftig-feinen Gärnoten. Wie von uns angestrebt ohne Chaptalisierung und spontan vergoren und mit moderatem Alkoholgehalt, spiegeln sie die grandios-einmalige Typizität der Moselrieslinge idealerweise wider. Dem prägenden Ereignis angemessen, haben wir die `16er folgerichtig “Hagelsturm” getauft. Und ganz in Agrarmeteorologie-Manier ist die gewaltige Gewitterzelle im “Anflug” auf Hatzenport als Wetterradaraufnahme (original vom 27.5.16,  16.50 Uhr!) auf dem Etikett verewigt!

Jetzt wird auch klar, warum wir uns für einen pinkfarbenen Drehverschluß entschieden haben. Wenn man es so ausdrücken will, korrespondiert das “Pink der Katastrophe” mit dem “Pink der Lebensfreude”. Wir denken, dass der außergewöhnliche Anlass auch eine außergewöhnliche Ausstattung verdient hat. Und ein Weinjahr der Wetterextreme hat somit noch einen mehr als versöhnlichen Abschluss bekommen.

Eins, zwei, drei im Sauseschritt, läuft die Zeit – wir laufen mit…

….der gute, alte Wilhelm Busch!

heute laufen wir mal nicht, sondern ziehen eine kleine Zwischenbilanz:

Wie sieht´s aus im Wingert?

Bisher schleppten wir ein kräftiges Niederschlagsdefizit, beginnend im November 2016 mit. Erstaunlicherweise aber reichten die alle paar Wochen niedergehenden  10 – 15 l/m² aus, um die Reben “bei Laune” zu halten.

Pünktlich mit unseren aufkommenden “Trockenängsten” hat die Natur aber in den letzten drei Wochen Entwarnung gegeben: heute waren es satte 25l Regen/m² und für morgen sind nochmal soviel prognostiziert! Im Juli werden wir damit die 100l/m²-Grenze überschreiten. Das füllt Reserven für einen unter Umständen heißen August!  (…und langsam darf´s dann auch genug sein.)

Abendlicht nach dem großen Regen.
“Die Füchse rauchen im Ehrenburgertal”

Der Vegetationsstand ist um gut zwei Wochen voraus, im Großen und Ganzen sind die Trauben bisher von Krankheiten verschont geblieben und ein früher Lesebeginn beim Riesling wird immer wahrscheinlicher. Noch aber sind es mehr als zwei Monate bis zum großen Finale. Wettertechnisch wünschen wir uns einen “normalen” August und einen trockenen und kühlen September mit viel Sonnenschein.

Rieslingtrauben in der Hoffnung auf einen guten Herbst

 

 

Perlen der Terrassenmosel

Farbenprächtig und lebendig – der fertige Segelfalter

Der Segelfalter ist unbestritten einer der schönsten Tagfalter Deutschlands. Hinzu kommt, dass er extrem selten ist. Hier bei uns in Hatzenport entdecken wir ihn allerdings recht zuverlässig jedes Jahr in zwei Generationen im Mai/Juni und im August  –  er ist mit seiner typischen segelnden Flugbahn  leicht zu identifizieren. Die Hauptfutterpflanze der Segelfalterraupe ist die Weichselkirsche oder Steinweichsel. Dieser Strauch ist hauptsächlich im Mittelmeergebiet beheimatet und kommt in Deutschland nur in wenigen Wärmeinseln vor.

Magdalena ist es jetzt erstmals gelungen, drei Entwicklungsstadien im Bild fest zu halten! Anfang Juni segelte ihr der Falter vor die Linse.

Eine perlengleiche, lebendige Kostbarkeit

Vor wenigen Tagen dann die Überraschung: an verschiedenen Weichselkirschenblättern mehrere Segelfalter-Eier, die uns zu dem poetischen Titel dieses Blog-Eintrags inspiriert haben.

 

Schon ein paar Tage weiter…

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Krönung dann aber gestern: perfekt getarnt eine Raupe des Segelfalters mit der typischen walzenförmigen Form! Es sieht ganz so aus, als ob sie in diesen Tagen mit der Verpuppung und damit mit der Verwandlung zum wunderschönen Schmetterling beginnt.

Perfekte Tarnung!
Die Segelfalter-Raupe auf einem Weichselkirschenblatt.

Magdalena wird versuchen, die Metamorphose bis zum frisch geschlüpften Falter fotografisch zu verfolgen. Bleibt also dran!

Lurchi is on the road again

Er gilt nicht als klassischer Weinbergsbewohner, aber er begegnet uns immer wieder gerade dort –  der Feuersalamander. Nach einem “guten Schutt” Regen am letzten Donnerstag aalte sich dieser feine Kerl auf dem dampfenden, warmen Asphalt des oberen Bannwegs und ließ sich von Magdalena in einer wahren Fotosession von allen Seiten ablichten.

“Warum hast Du so große Augen?”

 

Dabei ist interessant zu wissen, dass das schwarz-gelbe Farbmuster eines jeden Salamanders individuell gestaltet ist, wie die Fingerabdrücke bei uns Menschen.

Schnauze voll vom Fotoshooting – ab in den Unterschlupf

Bei entsprechender Witterung kann man, z.B. im Schrumpftal, noch sehr viele Individuen zählen. Auf einer nächtlichen Fahrradrückfahrt von Gierschnach durch´s Tal nach Hatzenport im  September `16 konnten wir im LED – Fahrradlicht 28 Exemplare dokumentieren. Aber genau diese Angewohnheit des “Asphaltrelaxings” kostet natürlich immer wieder etlichen Lurchis das Leben. Also Augen auf und auch mal raus aus dem Auto zur Salamanderrettung!

Betörende Düfte

Mit der Rebblüte erleben wir in diesen Tagen eines der entscheidenden Entwicklungsstadien im Weinberg. Gut 10 – 14 Tage früher, als das langjährige Mittel erwarten lassen würde, begannen die Einzelblüten des Gescheins die Käppchen abzuwerfen. Zuerst am 8. Juni im Stolzenberg und Kirchberg, in diesen Tagen auch auf dem “Dolling”. Optimales Blühwetter lässt das Ganze in drei Tagen “über die Bühne” gehen. Zwar muss zum jetzigen Zeitpunkt ein massives Niederschlagsdefizit von 55% konstantiert werden, aber der Rebentwicklung kommt dies (noch) zupass. An windstillen Tagen erfüllt tatsächlich ein ganz zarter Blütenduft die Weinberge. Da die Rebe ein Selbstbefruchter und nicht auf Bestäuberinsekten angewiesen ist, hat man diese “Lockdüfte” von wissenschaftlicher Seite immer etwas angezweifelt, aber wir “Arbeiter im Weinberg” wissen es besser….

In voller Blüte

Man hat den Eindruck, es wird jedes Jahr früher mit den Prognosen für den Weinjahrgang. Winzer der Region werden bereits jetzt von den Lokalblättern “gelöchert”, in der Erwartung, das Stichwort “Spitzenjahrgang” irgendwo zwischen den Zeilen erhaschen zu können. Einziger Fakt ist heute an Fronleichnam in Hatzenport: die Rebentwicklung ist, von pilzlichen Krankheiten witterungsbedingt bisher weitestgehend verschont, auf einem fortgeschrittenen Stand. Punkt.

Eingedenk der alten Bauernregel  “Vor Johanni (24. Juni) bitt´um Regen, nachher kommt er ungelegen” hoffen wir in nächster Zeit auf den ein oder anderen Landregen, denn auch die wärmeliebende Rebe lässt mit zu wenig Wasser irgendwann “die Ohren hängen”.

Es summt und brummt…

Ein dicker Brummer labt sich am Natternkopf

Zur Zeit geht im Weinberg “die Post ab”! Die Traubenhüter sind vollauf beschäftigt mit Laubarbeit und Pflanzenschutz. Motiviert durch unsere Naturerlebnisbegleiterschulung und durch unsere Teilnahme am Moselprojekt, lassen wir der natürlichen Begrünung im Weinberg noch mehr Raum, als früher. Nach dem Motto “Gut gemeint, aber weniger gut gemacht”, war Thomas in früheren Jahren um diese Zeit schon kräftig mit der Motorsense unterwegs. In diesem Jahr halten wir die Füsse ruhig. Welch eine Lebensfülle da jetzt im Weinberg zu verspüren ist! Ein Gesumm und Gebrumm bei der “Hand”arbeit, dass man die Beschwerlichkeit glatt vergessen kann. Es riecht und duftet nach allem Möglichen, die Sonne heizt ordentlich ein und Eidechsen und Segelfalter, Schwalbenschwanz und Turmfalke geben sich “die Klinke in die Hand”. Und eine vielfältige, zur Blüte bereite, Pflanzenwelt nutzt ihre ungewohnten Entwicklungsmöglichkeiten.

Blütenmäßig ist derzeit natürlich der Natternkopf “Chef im Ring” und bekommt Besuch von allen möglichen Hummeln und Wildbienen, Schmetterlingen und Käfern.

Aber auch der Wiesenbocksbart hat üppig geblüht und seine Früchte ausgebildet, die in einer “Pusteblume – Kugel”, dem Löwenzahn ähnlich, auf den nächsten kräftigen Wind warten.

Nur was für große Lungen – Pusteblume XXL

Es ist ganz bestimmt kein Zuckerschlecken, in diesen Tagen für die Weinbergsarbeit bergauf, bergab zu laufen, zu schwitzen und zu dürsten, aber wir spüren inmitten der Natur eine Lebensqualität, die wohl nur der Winzerberuf bieten kann.

Ein seltener Gast im Weinberg – ein Weibchen der Gemeinen Federlibelle

Unheimliche Begegnung der besonderen Art

Vor einigen Tagen war Magdalena mit ihrem Paten”kind” Matthias und zwei weiteren Biologiestudenten auf Exkursion in den Hatzenporter Felslandschaften. Von Diptam über Graslilie, Smaragdeidechse und Segelfalter hat die Flora-Fauna-Schatzkiste aber wirklich dick aufgefahren. Es ist ja heutzutage nicht leicht, coole Mittzwanziger zu beeindrucken, aber die Jungs haben über vier Stunden Liveunterricht regelrecht genossen. Matthias konnte dabei dieses wirkliche Prachtstück von Blindschleiche ablichten. Ein solch blaugeflecktes Exemplar ist uns allen bisher noch nicht untergekommen. “Onkel Google” konnte weiterhelfen: es handelt sich um ein älteres Männchen einer Blindschleichenunterart, die weit im Osten beheimatet ist und in unserer Region die westliche Verbreitungsgrenze erreicht hat. Ein weiterer Beweis dafür, neben z.B. Federgras und Steppensattelschrecke, wie trockenheits- und wärmeliebende Einwanderer die Flusstäler von Donau, Main und Mittelrhein zur Eroberung neuer Lebensräume genutzt haben.

Im ersten Moment furchteinflößend, aber dann überwiegt die Faszination!

 

“Landart” mit Stroh im Kirchberg

Zur Zeit sticht unser “Kirchberg” optisch kräftig ins Auge:

 

im Januar hat Thomas mit seinem Studienkollegen Jens mit ca. 1000 Strohballen ein eindrucksvolles geometrisches Muster in den Wingert gezaubert. Die ganze Aktion hat natürlich einen tieferen Sinn. In der Weinbergsbewirtschaftung ist der Unterstockbereich die “Problemzone”. Wenn die Kräuter bis in die Traubenzone wachsen, verändert dies das Mikroklima hin zu feucht-warmen, pilzfreundlichen Verhältnissen. Im konventionellen Weinbau “hilft” hier Glyphosat “weiter”. Wir ökologisch Wirtschaftenden brauchen Alternativen. Die rustikalste, sehr umweltfreundliche, körperlich aber anstrengendste Variante ist die mechanische Freihaltung mittels Hacke. Im letzten Jahr haben wir an der Wetterstation in der quergezeilten Parzelle mit dicker Strohabdeckung im Unterstockbereich experimentiert. Das hat sehr gut funktioniert und hält auch noch für diese Saison. Für uns der Anlass, diese Methode auch in der 60% Falllinie auszuprobieren. Erstes Fazit: a) das Stroh verteilt sich nicht von allein,

b) die Abdeckung funktioniert zufriedenstellend wahrscheinlich nur ein Jahr, weil der Humusumsatz im heißen “Kirchberg” das Stroh geradezu “wegschmelzen” lässt und c) solange die Abdeckung funktioniert, ist das Begrünungsmanagement (ob walzen oder mähen) überhaupt kein Problem und d) abgesehen von allem anderen – es sieht einfach gut aus!

 

Königin der Reptilien

Eine kleine Sensation ist das schon! Magdalena hat heute auf einem ihrer Streifzüge durch die Natur in den Hatzenporter Felslandschaften ein Smaragdeidechsenpärchen beim Sonnenbad in aller Ruhe fotografieren können! Smaragdeidechsen sind ja extrem selten, außerdem schwierig zu beobachten und in der Regel erst ab Mai, Juni so richtig aktiv.

Aber so früh im Jahr und dann auch noch ein (Liebes-)paar  –  das hatten wir noch nie! Freut euch einfach, dass es diese wunderschönen Reptilien noch gibt!

Herr und Frau Smaragdeidechse beim Sonnenbad

Der neue Intendant der Burgfestspiele Mayen liest im Weingut Die Traubenhüter

Ostern 2017. Da sind sie also jetzt online, die „Traubenhüter“!  An dieser Stelle möchte ich in schöner Regelmäßigkeit aus unserem Winzeralltag berichten. Den Fortgang der Vegetation im Weinberg, den Reifungsprozess des Weines im Keller und unsere Aktionen im Weingut  beschreiben. Zum Nachdenken anregen, Bilder aus unserer artenvielfältigen  Natur zeigen und überhaupt    Einblicke eröffnen in die wunderbare Welt des Moselweines!

 

Am letzten Dienstag war der neue Intendant der Mayener Burgfestspiele, Daniel Ris, bei uns mit einer Wohnzimmerlesung zu Gast. Ris hatte vor einigen Wochen in einer kleinen Rubrik im „Wochenspiegel“ seine Vorstellungs- und Werbetour offeriert, wir haben schnellentschlossen gemailt und – hatten einen Tag später die Zusage in der Tasche!

Mit 40 Freunden und Bekannten starteten wir mit small talk,  Brot und unseren 15er Steillagenrieslingen  bei  kühlem, aber wunderschönem Frühlingswetter auf der Terrasse. Anschließend erlebte das Publikum im warmen Wohnzimmer einen engagierten und ungeheuer ausdrucksstark vortragenden Daniel Ris, der aus Werken von Friedrich Schiller, Elke Heidenreich, Astrid Lindgren und Wolfgang Herrndorf zitierte. Der Abend  machte Lust auf einen Besuch bei den Festspielen  auf der Genovevaburg und auf guten Wein den man in geselliger Runde mit Freunden genießt!

 

Artenvielfalt und Naturschutz

„Partnerbetrieb Naturschutz“ im  Artenvielfalt -„Hot-Spot“  Terrassenmosel

– oder die Beantwortung einer Gretchenfrage –

„Die Terrassenmosel ist eine der artenreichsten Regionen in ganz Deutschland“. Diese Aussage ist nicht etwa eine überzogene, lokalpatriotische Einzelmeinung, sondern mittlerweile, vielfach belegt, eine Art Binsenwahrheit. Allerdings ist dieser Artenreichtum, hier wie überall auf der Welt, stark bedroht und das nicht nur auf Grund des Klimawandels. Das Thema Biodiversität ist also derzeit brandaktuell und ich stellte mir die Frage „Was tun?“

Als ich vor über dreißig Jahren den Beruf des Winzers erlernt und im anschließenden Geisenheim – Studium mein Wissen vertieft habe, war die Erhaltung der Artenvielfalt eher ein Randthema, noch am ehesten besetzt von der neuen politischen Gruppierung der „Grünen“ und dementsprechend belächelt. In den Weinbergen wurde relativ sorglos und legal mit den verschiedensten „chemischen Keulen“ gegen allerlei Ungemach im Weinberg vorgegangen: der Vorauflaufwirkstoff „Simazin“, die sogenannten „Gelbspritzmittel“, das Insektizid E 605, Herbizide der Klasse „Wuchsstoff“ usw.

Es waren auch die Jahre, in denen, angesichts schwindelerregender Nitratwerte im Grundwasser, die bis dahin geltenden Düngeempfehlungen für Reinstickstoff von 300 kg/ha (!) und mehr „auf durchlässigen Böden“ leise in Frage gestellt wurden. An der unteren Mosel erlangte der Verbandsbürgermeister Franz Dötsch eine gewisse Berühmtheit nicht nur durch die Gründung der „Erzeugergemeinschaft Deutsches Eck“, sondern auch durch die Aktion „Rettet den Moselapollo“ in Zusammenarbeit mit Dr. Hans-Dieter Bourquin von der LLVA Trier und dem Leverkusener Schmetterlingskundler Helmut Kinkler.

Dann lernte ich Hermann Schausten kennen, den unvergessenen, 2010 allzu früh verstorbenen Kenner von allem was da in Feld, Wald, Weinberg läuft, hüpft, kriecht und fliegt. Er hat mir quasi die Augen für die ungeheure Artenvielfalt der Weinberge und der angrenzenden Felsen- und Trockenrasenflächen geöffnet. Ich hatte bis dahin schon immer gerne im Weinberg „etwas von Hand gemacht“ ( Mist fahren oder Stroh verteilen, graben mit dem Karst oder Bickel, generell Arbeiten, bei denen man sieht, was man geschafft hat ) und auch mehr aus „Ordnungsgründen“ Brachflächen um meine Wingertsparzellen per Motorsense freigehalten. Durch Hermann bekamen diese naturnahen Bewirtschaftungsweisen einen ökologischen Sinn.

Es dauerte bis 2014, bis ich den nächsten Schritt tat: unser rund 1 ha großer, traubenerzeugender Steillagenbetrieb wurde als „Partnerbetrieb Naturschutz“ (PN) anerkannt. Im Grunde bedeutet das, dass man bei der Weinbergsbewirtschaftung das Gesamtökosystem im Auge hat, also den Weinberg nicht isoliert sieht, sondern die angrenzenden Felsenregionen, die Trockenmauern oder auch die Wegerandstreifen mit berücksichtigt. Im Idealfall entsteht ein blühendes und strukturreiches Gesamtbiotop. Dabei werden keine Einschränkungen oder gar Sanktionen bei „Nichtgelingen“ ausgesprochen – es geht um die optimale Umsetzung einer „guten Absicht“. In Beratung mit Christopher Jung vom DLR Mosel und dem naturfachlichen Betreuer Peter Breuer werden wir nun versuchen, mit gezielten Entbuschungs- und Pflegemaßnahmen und Aussaat von entsprechenden Futterpflanzen wie Skabiosen-Flockenblume, dem mittlerweile “Wappenschmetterling“ der Terrassenmosel, dem Apollofalter, ein Leben in den Hatzenporter Weinbergen und Randflächen schmackhaft zu machen. Es gibt meines Wissens viele Winzerkollegen, die aus purer Freude in ihrem kleinen Bereich für ökologische Vielfalt sorgen – ihnen sei der Partnerbetrieb Naturschutz ans Herz gelegt!

Die Zertifizierung zum PN ließ mich dann auch eine Gretchenfrage beantworten, an der ich schon länger zu knabbern hatte. Eine Gretchenfrage ist laut Wikipedia   „eine direkte, an den Kern eines Problems gehende Frage, die die Absichten und die Gesinnung des Gefragten aufdecken soll. Sie ist dem Gefragten meistens unangenehm, da sie ihn zu einem Bekenntnis bewegen soll, das er bisher nicht abgegeben hat.“    Ich fragte mich also, nach der ganzen o.a. Vorgeschichte meines beruflichen Werdegangs, frei nach Goethe: „Wie halte ich´s mit den Herbiziden?“ Die Antwort: ich lasse sie weg! Sie fiel mir gleichermaßen leicht und schwer: leicht, weil ich a) den Wert eines intakten Ökosystems Weinberg mittlerweile noch höher zu schätzen weiß und b) in der aktuellen Glyphosat-Diskussion auch vor mir selbst Stellung beziehen musste. Schwer, weil es zusätzliche körperliche Arbeit bedeutet: das Mähen der Weinberge mit Motorsense, das Abdecken des Unterstockbereichs mit Stroh – nicht nur Zeit und Mühe kostet es, auch bares Geld, wenn ich an die notwendigen RMS- Mulcharbeiten in den mechanisierbaren Parzellen denke. Aber 2015 hat mir den Anfang leicht gemacht. Im Frühjahr/Sommer war es lange Zeit so trocken, dass ich tatsächlich mit einem sehr späten ( weil Blüh- und Samenbildungsfördenden ) Mähdurchgang alle Parzellen und gleichzeitig deren Umfeld „im Griff“ hatte. Belohnt wurde diese Verhaltensweise mit beglückenden Begegnungen mit Smaragdeidechse und Segelfalter, mit Natternkopf in Massen und zu stolzer Höhe aufragenden Königskerzen. Auch der Orion- oder Fetthennenbläuling ( derzeit einziges nachgewiesenes Vorkommen an der Mosel in Hatzenport! ) ließ sich ablichten und die seltene Goldaster leuchtete im September sattgelb auf den Felsköpfen rund um den Hatzenporter Kirchberg. Es ist ja nicht so, dass diese Artenvielfalt vorher nicht da war, aber in diesem Jahr habe ich sie mir besonders deutlich vor Augen geführt und auch im Weinberg zugelassen. Und man spürt ganz intensiv die Verbundenheit mit diesem Ökosystem und auch die Verantwortung für dessen Erhalt.

Ich will nicht verschweigen, dass ich auch intensive Bekanntschaft mit dem Klettenkerbel gemacht habe ( das sind diese „anhänglichen“, kleinen, millionenfachen, braunen, Getreidekorngroßen Samen, die sich im Herbst überall – und ich meine wirklich überall – besonders aber in Wollstrümpfen festsetzen! ) Und wie wäre es wohl ausgegangen, wenn das Jahr einen „krautfreundlicheren“, feuchten Verlauf genommen hätte? Zweimal mähen? Dreimal?……….

2015 war auch das Jahr, in dem Magdalena und ich uns zum Naturerlebnisbegleiter haben ausbilden lassen. Von Januar bis Juli sind wir mit Anne und Martina fast jede Woche Dienstag nach Bernkastel gefahren und haben so viel über Artenvielfalt gelernt, dass wir jetzt mit Fug und Recht sagen können: „Wir wissen, dass wir (so gut wie ) nichts wissen!“ Aber – und hier schließt sich der Kreis – wir haben die Terrassenmosel als einen d e r Brennpunkte der Artenvielfalt kennengelernt.

Wir werden uns also im nächsten Jahr mit viel Elan in die Naturerlebnisbegleiterbranche stürzen und versuchen, möglichst vielen Menschen den Blick für das Kleine, oft Verborgene zu schärfen.