“Frisörtermin”

Herbst ´21

Anfang März ´22

Der wilde Garten war beim “Frisör” ! Und unser Böschungswingert auch! Und an der Wetterstation! Der Dolling kam zum Schluss dran.

“Frisör” heißt in diesem Fall Kurzhaarschnitt! Auf all diesen Flächen hat Thomas mit der Motorsense  “Heu” gemacht – wahlweise mit Faden oder dem Dreizack-Dickichtmesser. Gemäß dem Grundsatz des “kontrollierten Nichtstuns” auf (fast)  allen Ebenen bei unserer ökologischen Wirtschaftsweise, haben wir den kompletten Aufwuchs des Jahres 2021 – von verholzten Stängeln bis zum welken Gras, von stacheligen Disteln bis zu struppigen Brombeerranken, von  Natternkopfüberbleibseln bis zu sonstigen Blütenpflanzenallerlei – über Winter in den Weinbergen und halt eben auch im wilden Garten stehen lassen und somit alles, was Insekten, Blumensamen oder einfach allem was da “kreucht und fleucht” als Winterquartier dienen kann. Das sieht schon oftmals ziemlich “unordentlich” aus, aber der Zweck heiligt hier das Chaos. Ursprünglich war mal der Plan,  “möglichst spät ab 1. Juli mit der Sense für Ordnung” zu sorgen – wir haben herausgefunden, dass Januar bis März das Optimum ist.

Jetzt ist alles “auf Null” gesetzt und mit dem erfolgten Winterschnitt starten wir quasi den Artenvielfaltswettkampf 2022.

In den letzten trockenen Jahren haben wir auch mit Erstaunen festgestellt, dass diese “natürliche Verunkrautung” unserer Weinberge über die gesamte Vegetationszeit hinweg nur einen geringen Einfluss auf die Vitalität der Reben hat. In den trockenen Jahren 18,19,20 war die Bodenvegetation sogar bereits im Juni weitestgehend verwelkt. Das übriggebliebene “Stroh” schützte den Boden vor weiterer Verdunstung. Bereits gereifte Samen (manchmal nach dem Motto “jede legt noch schnell ein Ei…”) lieferten dann genug “Munition” für den Arterhalt im nachfolgenden Jahr.

Zugegeben  –  die Behandlung unserer Flächen auf diese Art ist ein Langzeitexperiment (und läuft nun schon sechs Jahre). Das bedeutet übrigens auch: keine künstliche Bewässerung, kein Mineraldüngereinsatz, Stroh als wassererhaltender, streifenweise krautunterdrückender Humuslieferant und Erosionsschutz. Da sollten sich alle Insekten, Pilze, Flechten, Algen und Bakterien zum Wohle der Trauben und Erhalt der Biodiversität wohlfühlen.

Verrottendes Stroh als Humusquelle und Tummelplatz für Mikroorganismen aller Art

 

Und das alles mit nur einem “Frisörtermin” im Jahr!         

 

Der wilde Garten – frisiert und gezähmt.
Erste Sprösslinge der Traubenhyazinthe Mitte März in der Böschung
Diese “Ordnung” findet auch das Gefallen älterer Winzer 😉
Auch an der Wetterstation – “Ring frei” für das alljährliche “Survival of the fittest”
50 cm Durchmesser und ein früher Start in die Wachstumsphase wird mit Sensenverschonung belohnt.
Ja, da muss der “Strohverteiler” noch tätig werden…
Und Mitte März sind auch die ersten Gäste schon da!
Frisch geschlüpft und farbenfroh, wie der Kleine Fuchs im Weizenstroh!

 

 

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