Im Weinberg durch das Jahr (2) Binden und Biegen

Hoppla –  da ist es doch schon Anfang Mai und den auf den Rebschnitt folgenden Arbeitsgang habe ich noch garnicht vorgestellt.

Am Wort “Erziehungsart” kann man schon erkennen, dass die Kultivierung der Rebe ein bißchen was von “Kinder groß ziehen” hat. Sollen gesunde, süsse Früchte im Herbst geerntet werden, muss die Pflanze angeleitet, erzogen werden, man muss ihr ein Gerüst bieten, an dem sie sich aufrichten und festhalten kann. Manchmal muss die Rebe gestutzt werden, manchmal muss man ihr Freiraum geben. Sie muss vor Negativeinflüssen geschützt werden und der Winzer muss ihr Rahmenbedingungen für eine optimale Entwicklung zur Verfügung stellen.

So haben sich über Jahrhunderte verschiedenste Erziehungsarten entwickelt, von denen sich in der heutigen Zeit der Drahtrahmen als diejenige mit den meisten Vorteilen herausgestellt hat. Als rankende Pflanze nutzt die Rebe die Drähte zur Ausbildung einer gut durchlüfteten, photosynthesestarken, arbeitswirtschaftlich gut zu managenden Laubwand.

Voraussetzung ist eine gute Befestigung der noch unbelaubten, verholzten Rebtriebe, die beim Schnitt übrig geblieben sind. Der Drahtrahmen sollte eine Rebenlebensdauer von 30 – 50(!) Jahren durchaus aushalten können. Unsere Weinberge haben wir im Jahr 1996 anlässlich der Flurbereinigung komplett als Flachbogen im Drahtrahmen konzipiert.

 

vorher

Lediglich einige wenige Eckchen, die zu kurz für ein Spalier waren, haben wir, damit sie nicht in Vergessenheit gerät, in klassischer Moseleinzelpfahlerziehung gestaltet. Sie entstand in einer Zeit, in der landwirtschaftlicher Grundbesitz extrem zersplittert und knapp war. Jeder Winzer suchte auf seinem kleinen Weinberg optimale Flächenausnutzung. So waren eine Pflanzanordnung von 1m x 1m (und weniger) und bis zu 6 oder 8 Rundbögen keine Seltenheit. Erst spät und auch mit modernem Pflanzgut setzte sich die Einsicht “Setz´mich frei und ich trag für drei!” durch.

nachher

Vom ökologischen Standpunkt haben unsere Vorfahren mit der Verwendung von Weiden als Bindematerial und handgefertigten (Eichen-)holzpfählen alles richtig gemacht. “Moderne” Materialien sind fast immer irgendwie kunststoffhaltig. In den nächsten Jahren werden wir uns peu à peu von diesen Gewohnheiten verabschieden. Ob wir dann ausschließlich wieder bei Bindeweiden landen, muss nicht sein, aber auch bei diesem Arbeitsschritt werden wir uns für eine nachhaltige Lösung entscheiden.

Ein Gedanke zu „Im Weinberg durch das Jahr (2) Binden und Biegen“

  1. Sehr geehrter Herr Ibald ,
    Ich kann Ihnen nur anraten das Bindematerial sofort zu wechseln.!! (wenn Sie schon darüber
    nachdenken.)
    Ich wohne in der Pfalz nahe bei Neustadt und kann nur sagen das ich schockiert über ihre Zunft bin. Bei uns liegen diese Kunstoffbänder überall in den Weinbergen m3 weise herum.
    Und wenn es dann zuviele sind, sie einfach untergepflügt werden.
    Es ist für mich unbegreiflich wie Rücksichtslos und verachtend die Winzer mit Ihren Böden umgehen und dann den Touristen Irgend eine tolle Geschichte von Ihrem Genussmittel Wein
    erzählen. Einfach nur eine riesen Sauerei

    PS. nichts gegen Sie Persönlich

    Mit freundlichem Gruß und Gute Zeit
    M. Weschke

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