…tja, in Zeiten des Weinbauklimawandels ist auch der gute, alte Rilke nicht mehr up to date. Trotz des Superlativs in seinem berühmten Gedicht, ist das leider mit dem “sehr groß” eine fette Untertreibung!
Laut Agrarmeteorolgie RLP hatten wir am 17.10. den 108. Sommertag (Temperaturmaximum >25° C) in diesem Jahr!! Mit Fug und Recht gehen einem da die “historischen” Rekordvermeldungen langsam aus. Parallelen sind 1921, 1947, 1959, 1976 und 2003 – und doch ist 2018 “Primus inter Pares”.
An diesen außergewöhnlichen Sommer schloß sich dann ein “Wahnsinnsherbst” an.
Ein Winzerkollege meinte: “Ob wir ein solches Jahr, eine solche Trockenheit, eine solche Lese wohl nochmal erleben werden? Wohl kaum!” (Diese Aussage hält mindestens mal bis 2019 :))
Es hat eben einfach alles gepasst – eine passable Winterfeuchtigkeit, optimale Vegetationsbedingungen ab Anfang April, frühe Blüte, konstantes Wachstum, keinerlei Unwetter, null Pilzinfektionswetter, ein warmer, trockener September, kerngesunde Trauben, eine entspannte, entzerrte Traubenlese. Es hat, trotz aller Angespanntheit, einen Riesenspaß gemacht.
Die Traubenhüter haben in diesem Jahr bei den Helfern in der Lese den Generationswechsel geschafft: verdiente Recken wie Paul und Willi genossen das milde Traumwetter diesmal im Liegestuhl und Ira, Jule, Sophia und Anja machten ihre ersten Gehversuche im “steilen Bann”. Ihre Feuertaufe haben sie mit Bravour bestanden und wir freuen uns auf kommende Traubenlesen. (Auch weil Beate, Birgit, Annette, Marion, Lydia, Rolf, Holger, Angelina, Bärbel, Rainer, Justus, Simon und Dietmar den Traubenhütern wieder unter die Arme greifen. Danke an euch alle!)
Selten haben wir in allen Weinbergen solch gesunde Trauben ernten dürfen.
Sie haben uns einfach “angelacht”. Während der gesamten Lese haben wir die Sonne in vollen Zügen genossen.
Mostgewichte von 86° bis 98° Oechsle und Erträge nur wenig über unserem angestrebten Hektarertrag von 6 Fuder, lassen das Winzer- und Kellermeisterherz jubilieren. Nach dem zweiten Jahr unserer Umstellung auf kontrolliert ökologischen Weinbau, glauben wir feststellen zu können, dass das Ökosystem sich schon ordentlich eingerenkt hat. In einem gesunden, artenvielfältigen Weinberg scheint auch die übergroße Trockenheit keinen bleibenden Schaden hinterlassen zu können.
Der Weinjahrgang 2018, ein in jeder Hinsicht bemerkenswertes und denkwürdiges Jahr, vollendet sich nun im Keller. Wir freuen uns, sind dankbar und stimmen Rilke nochmals zu: “Oh Herr, der Sommer war sehr groß!”