Wenn Grillen “grillen” – und zwei seltene “schreckhafte” Gäste

 

 

In den vergangenen lauen Sommernächten konnten die Traubenhüter bei einem kühlen Glas Riesling auf der Terrasse des öfteren dem einsamen, aber lautstarken Konzert einer Grille lauschen  –  so wird es jedenfalls landläufig beschrieben und gemeint ist die Feldgrille. Aber diesmal weit gefehlt  –  denn fast alle Heuschrecken sind zur Stridulation fähig. Damit ist die Fähigkeit benannt, mit Hilfe von zwei gegeneinander beweglichen Körperteilen Laute zu erzeugen  –  und das im wahrsten Sinne des Wortes so laut, dass man bis in 70 Meter Entfernung diese Kommunikationssignale hören kann.

In unserem Fall stellte sich nach langer Auflauerung heraus, dass es sich um ein großes, grünes Heupferd handelt, dass seinen Konzertsaal im wilden Wein rund um unser Terrassengeländer eröffnet hat. Magdalena konnte mit etwas Geduld den Solisten ablichten. Deutlich sind die braunen Flügelabschnitte erkennbar, die das Heupferd durch Aneinanderreiben zum “Klingen” bringt. Es ist einfach ein Geräusch des Sommers und lässt den Zuhörer trotz der Lautstärke zur Ruhe kommen.

Stille bei geschlossenen Flügeln
Flügel offen – hier hat es gerade gezirpt

Keine Ahnung, warum Thomas, dem alten Romantiker, an dieser Stelle sein Lieblingsgedicht einfällt:

Mondnacht

Es war, als hätt’ der Himmel
Die Erde still geküßt,
Daß sie im Blütenschimmer
Von ihm nun träumen müßt’.

Die Luft ging durch die Felder,
Die Ähren wogten sacht,
Es rauschten leis’ die Wälder,
So sternklar war die Nacht.

Und meine Seele spannte
Weit ihre Flügel aus,
Flog durch die stillen Lande,
Als flöge sie nach Haus.

Joseph von Eichendorff

 

Wer den Traubenhüter-Blog regelmäßig verfolgt, wird wissen, dass wir uns schon mehrmals mit den verschiedensten Schrecken beschäftigt haben. Begegnen Sie uns doch überall  –  im wilden Garten, in den Weinbergen, auf den Schotterabschnitten der Wanderwege und jetzt auch auf der Terrasse. Faszinierende Wesen und absolute Stars unserer trocken Terrassenmoselregion.

Im letzten Jahr waren wir sehr besorgt (vielleicht haben wir auch nicht intensiv genug geguckt), denn nicht eine einzige  Steppensattelschrecke       ( mit dem lustigen taxonomischen Lateinnamen Ephippiger ephippiger – vergesse ich mein Lebtag nicht mehr) konnten wir erspähen. Dann, unverhofft, vorgestern an der Wetterstation, ließ sich ein Männchen auf Magdalenas Arm nieder. Wo eins ist, da sind auch mehrere – denken wir uns einfach mal und hoffen auf weitere Exemplare im Hauptmonat August.

Blick von oben

Auf Platz eins der Roten Liste bei den Schrecken steht die Rotflügelige Ödlandschrecke. Seit wir um sie wissen, sind wir garnicht mehr überrascht, wenn sie plötzlich  mit orangerotem Flügelschlag vor uns auffliegt  –  hatten wir hier in Hatzenport doch schon Jahre, da sah man sie zu Hunderten! Dagegen hat die Blauflügelige Ödlandschrecke, obwohl sie angeblich wesentlich häufiger ist, für uns eher Seltenheitswert. Und auch ein solches Exemplar hüpfte Magdalena vor die Linse.

 

Aus der Nähe sehr beeindruckend und ein bißchen “Alien”
Im angestammten Biotop – heißer Schiefer!

Resümee:  ein wahrhaft “schreck”licher Donnerstag!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.